Keller und Dachboden leergeräumt: Lustenauer Mieter ärgern sich über Vogewosi

Vorarlberg / 29.08.2024 • 16:00 Uhr
Vogewosi Heimkehrer-Siedlung
Die Heimkehrer-Siedlung in Lustenau. BVS

Bewohner der Lustenauer Heimkehrer-Siedlung beschweren sich über Räumung der Gemeinschaftsräume durch die Vogewosi. Grund dafür ist die Brandschutzverordnung. Die Vogewosi will die “Missverständnisse klären”.

Lustenau Zahlreiche Bewohner der Heimkehrer-Siedlung in Lustenau liegen derzeit im Clinch mit der Vogewosi. Sie werfen der Wohnbauvereinigung vor, Gebrauchsgegenstände, die ihnen gehörten als vermeintlichen Sperrmüll abtransportiert und entsorgt zu haben und fühlen sich drangsaliert.

Vogewosi Heimkehrer-Siedlung
im Fahrradraum ist noch immer die Tür von der Räumung ausgehängt.

Der Reihe nach: Anfang Juni fanden die Mieter ein Schreiben der Vogewosi im Briefkasten. Darin hieß es, dass in den Allgemeinräumen, wie Stiegenhaus und Keller, Sperrmüll gelagert sei. Dieser soll im Laufe des Monats aufgrund der Brandschutzverordnung entfernt werden. Stichtag dafür war der 28. Juni.

Die Bewohner konnten dieses Schreiben nicht recht einordnen. „Von Sperrmüll ist hier nicht die Rede“, so eine Bewohnerin. Der Wohnraum in der Siedlung ist oft knapp, die Kellerabteile klein und feucht. In den eigenen Kellerräumen lagern die Bewohner außerdem ihren Holzvorrat für den Winter, denn in der Siedlung wird noch mit Holz geheizt. Deswegen verstauten die Mieter Dinge wie Kleidung, Schuhe, Reisekoffer und andere Sachen auf dem Dachboden oder allgemein zugänglichen Kellerräumen. „Ich habe einen Keller mit sechs Quadratmetern und muss dort das Holz und alle Sachen von unserer Familie mit vier Kindern lagern“, erzählt eine Bewohnerin.

Vogewosi Heimkehrer-Siedlung
Früher lagerten die Bewohner ihr Holz an trockenen Kellerplätzen. Doch auch das ist nicht mehr erlaubt. Viele wissen nicht, wo sie ihr Holz für den Winter lagern sollen und haben deshalb noch nicht bestellt.

Auf dem Dachboden wird die Wäsche aufgehängt. „Am Rand haben wir unsere Habseligkeiten wie Wechselkleidung oder jene Dinge gelagert, die nicht den feuchten Kellergeruch annehmen sollen“, erläuterte eine Mieterin. Wer welchen Platz dafür nutzen durfte, war mündlich untereinander abgesprochen, nie habe es Probleme gegeben.

Vogewosi Heimkehrer-Siedlung
Im alten Waschraum, der als Allgemeinraum gilt, wird schon lange nicht mehr gewaschen. Untergestellte Dinge der Mieter wurden entsorgt.

Ende Juni sei dann der Hausverwalter mit einer Räumungsfirma aufgetaucht und habe die Sachen der Bewohner, die außerhalb der Kellerabteile gelagert waren, weggeschmissen. „Sie sind von Haus zu Haus gegangen und haben Erinnerungsstücke, intakte Autoreifen, Kästen, Stühle und einen Tisch ohne unsere Zustimmung weggeschmissen. Reden konnten wir mit dem Hausverwalter nicht”, erzählte eine aufgebrachte Bewohnerin, es habe sogar Kündigungsdrohungen gegeben.

Vogewosi Heimkehrer-Siedlung
Die Keller sind oft feucht. Die Holzabstellflächen müssen gut gewählt werden.

„Uns ist klar, dass Fluchtwege offen sein müssen. Doch diese Räumung hatte nichts mit der Wahrung der Sicherheit von uns Bewohnern zu tun, denn die Fluchtwege sind immer zugänglich gewesen“, so ein Bewohner, der lieber anonym bleiben möchte. So wie ihm geht es rund 30 Bewohnern und Bewohnerinnen, die den VN ihren Unmut über diese Aktion mitteilten. Manche Bewohner wohnen schon Jahrzehnte in der Siedlung und haben eine solche Räumung noch nie erlebt. Dementsprechend verärgert sind sie.

Vogewosi Heimkehrer-Siedlung
Die Dachboden wurden leer geräumt und die Sachen, die dort gelagert waren, entsorgt.

Schloss ausgewechselt

Nach dem Tag der Räumung war zudem auf einmal das Schloss zum Dachboden ausgewechselt und die Bewohner hatten keinen Zutritt mehr. „Wir haben uns beschwert und gefragt, wo wir denn jetzt die Wäsche aufhängen sollen. Am nächsten Tag war die Tür auf einmal wieder offen“, sagt eine junge Frau.

Vogewosi Heimkehrer-Siedlung
Die Bewohner der Heimkehrersiedlung sind über die Vorgehensweise des Hausverwalters der Vogewosi verärgert.

Auf VN-Nachfrage bei der Vogewosi zeigt sich Carina Welzig-Steu von der Rechtsabteilung betroffen. „Wir laden alle Bewohner ein, sich mit uns an einen Tisch zu setzen, um diese Missverständnisse zu klären“, betont sie. Die Vogewosi ist darauf bedacht, eine mögliche Brandgefahr einzudämmen. Dafür werden nun die Dachböden begutachtet und ein Brandschutzbeauftragter beratend hinzugezogen. Seitens der Vogewosi wird betont, dass diese Vorwürfe sehr ernst genommen werden und das Gespräch mit den Mietern gesucht werden wird. bvs