Sicher in den Ernst des Lebens starten: Wichtige Experten-Tipps zum Schulwegüben und Volksschüler mit Plan

Bald machen sich wieder tausende Kinder auf den Weg zu ihren Bildungsstätten. In Dornbirn Wallenmahd gibt es zum Schulstart einen neuen Schulwegplan. Unter anderem dort müssen die Jüngsten auf dem Weg zur Selbständigkeit gleich mehrere Herausforderungen bewältigen.
Dornbirn Es ist eines der Themen, die nicht nur Eltern, sondern auch Volksschuldirektorin Theresa Zangerle und ihre Lehrer-Kollegen schwer beschäftigen. Nämlich, wie die Kinder sicher zum Unterricht kommen.

Dabei geht es im Fall der Volksschule Wallenmahd in Dornbirn um Gefahrenstellen wie die Überquerung der stark befahrenen L 190 und eine verschmutzte Unterführung genauso wie um erhöhte Vorsicht bei Lastwagen-Verkehr bei Firmen und eine Hecke bei einer Kreuzung. Hinzu kommen noch brenzlige Situationen vor dem Gebäude wegen Elterntaxis und, da Neuerungen auch vor Schulen nicht Halt machen, eine weitläufige Fernwärme-Baustelle im Schulbereich seit Mai. “Dies hat dann zu einer unfreiwilligen Verkehrsberuhigung geführt”, sagt die Direktorin.

Nun, da die Sommerferien bald vorbei sind, ist das Thema Schulwegsicherheit im ganzen Land wieder aktuell. Um die Jüngsten auf ihren ersten Alleingang bzw. Kinder auf neue Situationen vorzubereiten, ist Training und Rücksicht der Erwachsenen gefragt. Unter anderem betonen Experten bei der Wahl des Schulwegs immer wieder: “Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste.”

Als Hilfestellung für Eltern und Kinder gibt es seit Jahren an etlichen Volksschulen sogenannte Schulwegpläne. Diese sollen Gefahrenstellen aufzeigen und dabei unterstützen eine Route auszuwählen. Erstellt werden die Pläne von Experten des KfV, der AUVA sowie Gemeinden und werden auch immer wieder evaluiert. Für 26 Schulen im Land gibt es bereits solche Pläne. Neu im kommenden Schuljahr auf Initiative der Direktorin für die Volksschüler in Wallenmahd.

“Grundsätzlich sollte die Verkehrserziehung nicht mit Schulbeginn, sondern schon zwei Jahre früher beginnen”, sagt Zangerle, die gleichzeitig auch an die Vorbildwirkung der Eltern appelliert und dass die Kinder auf dem Weg Warnwesten tragen und gemeinsam gehen. “Wir kontrollieren das mit den Warnwesten auch. 99,5 Prozent der Schüler haben diese im Vorjahr getragen.”
Im neuen Schulwegplan gibt es Tipps für den Schulweg, die Wichtigkeit der Selbständigkeit und des Zufußgehens wird betont und es werden auf einer Karte die Gefahrenstellen sowie empfohlene Routen aufgezeigt.
“Kinder aktiv begleiten”
Da jedes Kind und jeder Schulweg anders ist, gibt es keine grundsätzliche Altersangabe von Experten, wann man ein Kind alleine gehen lassen kann. Im Hinblick auf den ersten Alleingang sollten Eltern die Kinder aktiv begleiten und beobachten, rät Mario Amann von der Unfall-Präventions-Organisation Sicheres Vorarlberg. “Eltern müssen da selbst ein Gefühl dafür bekommen. Wichtig ist, dass sich das Kind nicht versteckt und selbstbewusst auf dem Gehsteig geht.” Zeit für Schulweg-Training aufzubringen, sei jedenfalls eine sehr gute Investition. Kinder würden sich später dann zudem vielmals auch mit dem Rad im Straßenverkehr leichter tun.

Grundsätzlich sei es so, dass in Anbetracht des gesamten Verkehrsaufkommens auf den Schulwegen wenig passiere. “Jeder Unfall ist natürlich einer zu viel. Aber man muss Eltern schon auch mal ein Lob aussprechen”, sagt Amann. Rund 50.000 Kinder und Jugendliche seien an Schultagen unterwegs. In der Vorjahresstatistik scheinen im Land 42 Schulwegunfälle auf – 43 Kinder wurden dabei verletzt. Mit eingerechnet sind dabei Unfälle auf dem Fußweg, mit Rad, Scooter, Moped oder Auto.
Ein Appell geht zudem insgesamt einmal mehr auch an die Autofahrer, verstärkt Rücksicht auf die jungen Verkehrsteilnehmer zu nehmen. Denn oft geht es im Schulbereich doch recht hektisch zu.

Direktorin Zangerle blickt dem neuen Schuljahr und den neuen Erstklässlern unterdessen schon gespannt entgegen. Wünschen würde man sich im Wallenmahd noch eine Haltestelle für Elterntaxis für Kindergarten und Schule.
Tipps des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) für das Schulweg-Training
Auswahl: Einen möglichst gefahrenlosen Schulweg mit wenigen und sicheren Fahrbahnquerungen und verkehrsarmen Straßen auswählen. Ideal sind Überwege mit Ampelregelung, Mittelinsel und eine Sicherung durch Exekutive oder Schülerlotsen. Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste!

Bedingungen: Auch die „richtigen Bedingungen“ üben, etwa im Frühverkehr oder zu Mittag an Arbeitstagen.
![ABD0076_20190830 – LASSEE –
STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Illustration zum Thema “Schule / Kinder / Verkehr / Sicherheit / Schulweg / Schutzweg”: Am Montag, 02. September 2019 beginnt in Wien, Niedersterreich und dem Burgenland das neue Schuljahr, eine Woche spter in den brigen Bundeslndern. Im Bild eine Situation vor einer Schule am Freitag, 30. August […]](/2024/08/ABD0076-20190830-1-768x569.jpg)
Empfehlungen: Schulwegpläne nutzen. Diese werden für viele Volksschulen individuell erstellt und zeigen empfohlene Routen. Sie werden in Zusammenarbeit von AUVA und KFV erstellt und laufend aktuell gehalten. schulwegplan.at
Hindernisse: Erklären, welches Verhalten sicher ist, wenn der normale Schulweg durch Hindernisse blockiert ist, z.B. eine Baustelle den Gehsteig versperrt, eine Ampel ausgefallen ist oder der Bus nicht kommt.
Pendelblick: Das richtige Überqueren einer Straße mit Stehenbleiben, aufmerksamen Pendelblick und das Suchen des Blickkontakts mit den Autolenkern trainieren. Achtung: Aufmerksamen Blick üben. Kinder drehen oft nur reflexartig den Kopf nach beiden Seiten, bevor sie die Fahrbahn queren. Für Eltern heißt das: Kind genau beobachten, ob es beim Blick in beide Richtungen auch tatsächlich bewusst nach Fahrzeugen Ausschau hält.
Reflexmaterialien: Diese sollen in der Höhe des Streuwinkels des Abblendlichtes getragen werden. Bei Kindern sollte der ganze Körper, von den Schuhen bis zum Oberkörper, reflektierende Elemente aufweisen. Reflektoren sollen rundum strahlen, um Fußgänger auch seitlich sichtbar zu machen.

Sichtbarkeit: Helle, gut sichtbare Kleidung und Reflektoren z.B. auch an der Schultasche nutzen. Diese erhöhen die Sichtbarkeit der Kinder enorm, was besonders in den dunklen Herbst- und Wintertagen den entscheidenden Unterschied machen kann.
Verhalten kommentieren lassen: Nach einigen Trainingstagen vom Kind führen lassen, das dabei sein Verhalten kommentiert. So wird klar, ob es alles richtig verstanden hat. Das Kind ausdrücklich bei richtigem Verhalten loben. Konstruktive Kritik geben, indem sicheres Verhalten erklärt und begründet wird.
Hinweise des KfV für Autofahrer und Erwachsene
Querung: Kindern immer eine sichere Querung der Straße ermöglichen. Der „unsichtbare Schutzweg“ gilt immer und überall, auch in Begleitung von Erwachsenen. Kindern genug Zeit geben, um die Straße in Ruhe zu überqueren.
Fahrverhalten: Langsamer und bremsbereit fahren, wenn Kinder im Bereich der Straße gesehen werden – insbesondere um Schulen, Kindergärten, Sport- und Spielplätze sowie Haltestellen von Schulbussen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. Besonders zu Schulbeginn zwischen 7 und 8 Uhr sollte vermehrt mit Schülern gerechnet werden.

Zebrastreifen und Blickkontakt: Vor Zebrastreifen immer vollständig anhalten, wenn ein Kind die Straße überqueren möchte. Kinder lernen in der Verkehrserziehung, den Zebrastreifen erst zu überqueren, wenn ein Fahrzeug steht. Auch Blickkontakt zum Kind aufnehmen.
Auch auf Schüler achten, die Rad oder Micro Scooter fahren, und genügend Abstand halten.
Abstand: Der Vertrauensgrundsatz ist nicht auf Kinder anwendbar. Beachten, dass Kinder Entfernungen noch nicht richtig einschätzen können und leicht ablenkbar sind. Ausreichend Abstand zu Kindern halten.
Bewegungsdrang: Nach dem Schultag macht Laufen doppelt Spaß. Besonders heikel: Kinder können Handlungsabläufe – etwa das Nachlaufen hinter einem Ball oder Hinlaufen zu einem Hund – nur schwer bewusst abbrechen.
Andere Perspektive: Kinder können nicht über Autodächer hinwegschauen, bemerken herankommende Fahrzeuge somit später als Erwachsene und werden auch selbst von Lenkern später wahrgenommen. Daher besonders in Bereichen, wo Kinder unterwegs sein können (z.B. um Schulen, Kindergärten, Spielplätze etc.) aufmerksam fahren.
Wenn möglich Elterntaxis vermeiden: Denn das verdichtet den Verkehr, was wiederum gefährliche, und insbesondere auch für Kinder unübersichtliche Situationen auslösen kann. Und Kindern können so auch nicht die Teilnahme am Straßenverkehr üben.
Vorbildwirkung: Kinder nehmen das Verhalten von Erwachsenen als richtig an. Tipps: Weitere wertvolle Tipps und Unterstützung beim Schulwegtraining sind auch im kostenlosen Eltern-Handbuch „Role Model“ auf der Website des KfV zu finden.