Digitalisierung an Schulen: “Es macht einen Unterschied, wie ich als Lehrperson denke”

Vorarlberg / 01.09.2024 • 08:00 Uhr
Klaus Katzlberger
Klaus Katzlberger ist Lehrerfortbilder im Bereich Digitaler Unterricht an der Sekundarstufe I. VN/Rauch

Schulserie der VN: Die Digitalisierung hat den Unterricht an den Mittelschulen und Unterstufen verändert.

Feldkirch Die Klassenräume in Vorarlberg haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Digitale Tafeln lösen die Schiefertafeln ab, die Schüler der Mittelschulen und Unterstufen erhalten neben den klassischen Schulbüchern auch ein digitales Gerät, meist ein Tablet. “Vor fünf Jahren war noch der Stand, wie sollen wir ohne die nötige Technik guten digitalen Unterricht gestalten”, erinnert sich Klaus Katzlberger zurück. “Das hat sich komplett gedreht.” Er ist Lehrerfortbilder an der Pädagogischen Hochschule in Feldkirch im Bereich Digitalisierung in der Sekundarstufe I. Nicht zuletzt aufgrund der Pandemie und dem Fernunterricht hat sich auch das Verständnis innerhalb der Lehrerschaft für die digitalen Möglichkeiten gewandelt. In Vorarlberg konnte man auf das landeseigene Bildungsservice VOBS aufbauen, hinzu kommt der 8-Punkte-Plan des Ministeriums für die technische Basis. “Da sind wir auch sehr froh darum, sodass wir uns nun auf unser Kernthema konzentrieren können: das Pädagogische, auf die Frage, wie wenden wir die Technik möglichst förderlich an.”

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Der Grundpfeiler ist das neue Fach “Digitale Grundbildung”, dass sich sowohl an der Mittelschule und der Unterstufe durch alle vier Klassen zieht. Doch noch sind kaum Lehrer für dieses Fach ausgebildet. “Es gibt Schnittmengen zum bisherigen Fach Informatik, aber gerade die Medienbildung war dort nicht so verankert, wie sie jetzt im Lehrplan der digitalen Grundbildung ist”, erinnert Katzlberger. Daher liegt sein Augenmerk darauf, die bestehende Lehrerschaft entsprechend weiterzubilden. Wer nun an Excel-Kurse denkt, irrt. “Die Vorbereitung auf die Arbeitswelt ist nicht das primäre Ziel. Sondern, all die Fähigkeiten zu vermitteln, die man im Zivilleben braucht”, betont der Fortbilder. Dies beginnt bei Themen wie Hacking und Fake News, aber auch der Umgangston in den digitalen Lebensbereichen und ein grundsätzliches Verständnis der dahinterstehenden Technik. Insgesamt also das notwendige Grundwissen, um sich im verändernden digitalen Umfeld zurechtzufinden und ein mündiger Bürger sein zu können. “Ganz aktuell wäre das die Frage um den Bundestrojaner, wie weit der Staat mitlesen können soll. Um sich eine fundierte Meinung zu bilden, braucht es ein Grundverständnis – was ist eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, wie geht man bei Betriebssysteme normalerweise mit Sicherheitslücken um.”

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“Es macht einen Unterschied, wie ich als Lehrperson denke”, fasst Katzlberger das Ziel der Fortbildung zusammen. Die Tablets der Schüler macht es einfacher, digitale Inhalte schnell im Unterricht einzubinden. Die Rede ist aber weniger vom Video schauen, sondern eher selbst etwas zu erstellen, sich auszuprobieren, emotional mit dem Lernerfolg verbunden sein. Das Tablet als Werkzeug und nicht als Couch-Spaßprodukt zu verstehen. Und oft fühlen sich die Kinder mit ihren Erlebnissen im digitalen Leben alleingelassen. Eine Lehrperson, die mit dieser Lebenswelt vertraut wahrgenommen wird, kann hier auch zur Vertrauensperson werden. “Wir werden es nie schaffen, das Handy auszuklammern”, warnt Katzlberger. “Es ist daher besser, als aktiver Player dabei zu sein.”

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Dennoch bleibt die Digitalisierung nur ein Thema von vielen, wie etwa Lehrermangel und Integration. “Wenn ich mir anschaue, wie viele Themen für eine Schule mit gutem Recht als das brennende Hauptthema betrachtet werden können, bin ich immer wieder verblüfft und positiv überrascht, wie gut unsere Angebote – von einzelnen Kursen bis hin zu ganzen Hochschullehrgängen – angenommen werden und wie viele Kolleginnen und Kollegen sich da wirklich voll hineinknien”, freut sich Katzlberger.

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