Die starken Frauen des Erich Smodics

Vorarlberg / 04.09.2024 • 11:35 Uhr
Ausstellung Smodics Karyatide
Erich Smodics mit einer seiner Karyatide-Skulpturen. Doris Pfarrmaier

Neue Ausstellung „Karyatide“ eröffnet am 5. September im Atelier in Bregenz.

Bregenz In seinem Atelier und der Kornmarktstraße 18 in Bregenz (Teutsch-Haus) eröffnet Erich Smodics am heutigen Donnerstag, 5. September, um 18 Uhr, seine Ausstellung „Karyatide“. Einmal mehr sind es Körper, mit denen sich Smodics auseinandersetzt, einmal mehr das Figurative, das ihn reizt. Es sind starke Frauen, denen sich der Künstler widmet, denen er zugetan ist.

Ausstellung Smodics Karyatide
Eines der Karyatide-Körperkreuze von Smodics.

Frauen in tragender Rolle

Sie sind in der antiken Baukunst die Gegenstücke zu den Atlanten, die ja teils das ganze Gewicht der Welt auf ihren Schultern tragen. Bei den Karyatiden handelt es sich um Skulpturen, die Frauen darstellen, die anstelle von Säulen in der Architektur seit etwa 550 v. Chr. als tragende Elemente eingesetzt wurden.

Ausstellung Smodics Karyatide
In seinem Atelier finden sich auch originelle Werke, wie dieses Bikini-Ei.

Kugelkaryatide als Vorbild und Motivation

Fasziniert und motiviert hat Erich Smodics die Geschichte der Kugelkaryatide, die Fritz Koenig 1968 für New York geschaffen hat. Die monumentale Großplastik, das Hauptwerk des renommierten deutschen Bildhauers, stand von 1972 bis zu den satanischen Terroranschlägen von Islamisten am 11. September 2001 im Liberty State Park, zwischen den Zwillingstürmen des World Trade Centers. Sie konnte weitgehend intakt aus den Trümmern der eingestürzten Twin Towers geborgen werden und steht seit 2017 als Mahnmal wieder im Liberty Park, beim neu erbauten World Trade Center.

Ausstellung Smodics Karyatide
Blick ins Atelier des Künstlers.

Körperformen jenseits des Gewohnten

Der 83-jährige Smodics stand die letzten Monate täglich in seinem Atelier, um die neue Ausstellung vorzubereiten. Ihm haben es seit jeher Körperformen angetan. Sie sind seine Obsession. Als die Landeshauptstadt Bregenz 2017 ihre große Sommerausstellung im Künstlerhaus Palais Thurn & Taxis dem Lebenswerk von Smodics widmete, schrieb der damalige Bürgermeister Markus Linhart in einem Vorwort: „Smodics gab neben der äußerlich wahrnehmbaren Form vor allem der Suche nach der inneren Figur Raum. Damit schuf er wie durch eigenwillige morphologische Studien völlig neue Motive, die jenseits der bisherigen Grenzen der bildnerischen Darstellung liegen.“ Und Commendatore Himi Burmeister, 35 Jahre lang künstlerischer Direktor der Villa Romana in Florenz, vermerkte in seinen „11 Seitenblicke auf Smodics“: „Er ist ein tänzerischer Herumfuchtler mit launischer Geometrie, der sich mit Sekanten, Tangenten, Winkelmessern und Hypotenusen an seine Aktmodelle heranmacht.“

Ausstellung Smodics Karyatide
Körper- und Handzeichnungen des Künstlers.

Voller Einsatz für die Kunst

In seiner Schau „Karyatide“ erleben wir einen Smodics, der sich mit großer Intensität diesen Frauenfiguren in ihren tragenden Rollen widmete. Ob in Form seiner Körperkreuze, ob in Form kleiner Skulpturen oder in Form akribischer Zeichnungen: Es ist wieder der Körper, dem er seine ganze Aufmerksamkeit schenkt und den er geradezu anbetungswürdig umzusetzen versteht. Eine Arbeit, die den Künstler auch körperlich forderte: „Ich kreierte eigens ein Gestell, auf und in dem meine Modelle verschiedene Positionen einnehmen mussten, damit ich sie von allen Seiten, teils auch über Spiegelungen, studieren und zeichnen konnte. Das war für mich mindestens so anstrengend, wie für meine Modelle. Die Ergebnisse dieser auch schweißtreibenden Arbeiten präsentiert Erich Smodics kommenden Donnerstag bei seiner Vernissage. Seine Ausstellung läuft bis zum 21. Dezember 2014. HAPF