Haltestelle Bregenz-Hafen: “Das hätte Auswirkungen für die gesamte Strecke Rheintal und Oberland”

Der geplante Umbau der Haltestelle Hafen in Bregenz sorgt für Diskussionen. Das sagen die ÖBB dazu.
Bregenz Der geplante Umbau der Haltestelle Hafen in Bregenz lässt die Wogen in der Bregenzer Stadtpolitik derzeit hochgehen. Während die einen (ÖVP, Grüne) ihn als ein wichtiges Infrastrukturprojekt verteidigen, vermuten andere (SPÖ, FPÖ) Vorarbeiten für einen zweigleisigen Ausbau und die Zerstörung einer beliebten Liegewiese. Bei der Stadtvertretungssitzung am 17. Oktober wird abgestimmt. Mit den Stimmen der ÖVP und der Grünen dürfte es grünes Licht für den nächsten Projektschritt, eine Grundsatz- und Projektvereinbarung, geben. Doch was wäre, wenn die Abstimmung doch anders ausgeht?

„Wenn die Baumaßnahmen nicht durchgeführt werden, können die Doppeltraktionszüge in Bregenz-Hafen nicht mehr halten und die S-Bahn-Züge in Doppeltraktion nicht mehr hier wenden. Sie können auch in Bregenz-Bahnhof nicht wenden, weil man dafür ein sechstes Gleis bauen müsste und wir dafür keinen Platz haben. Ergo fahren die S-Bahn-Züge nur in Einfachtraktion, was zur Konsequenz hat, dass es weniger Kapazität in den Zügen auf der gesamten Strecke Rheintal und Oberland gibt“, verdeutlicht Michael Mangeng (34), ÖBB-Asset-Management-Leiter der Region West bei einem Lokalaugenschein mit den VN. Der Umbau sei daher schlichtweg eine betriebliche Notwendigkeit. „Mit einem zweigleisigen Ausbau hat es nichts zu tun. Für das Projekt Bregenz Hafen gibt es einen kurzfristigen Nutzen“, unterstreicht der gebürtige Monatfoner.

Geplant ist, dass der Bahnsteig und das Wendegleis an der Haltestelle Bregenz-Hafen um knapp 70 Meter verlängert werden. Der Grund: Die neuen Züge sind länger. Aufgrund der steigenden Fahrgastzahlen werden immer öfter zwei Züge aneinandergekoppelt (Doppeltraktion). Derzeit sind die Bahnsteige in Bregenz-Hafen laut Mangeng zirka 150 Meter lang, zwei neue, aneinandergekoppelte Züge messen etwas mehr als 200 Meter. „Das heißt, es geht sich nicht aus. Alle anderen Bahnsteige in Vorarlberg im ÖBB-Netz sind schon adaptiert“, ergänzt der Leiter des regionalen Asset-Managements. Da das Gleis im Ausbaubereich nicht gerade verläuft, sondern einen Bogen macht, müssen das Hauptgleis und der Bahnsteig etwas nach links versetzt werden. Die Eisenbahnkreuzung würde weiter in Richtung Lochau verlegt. Das Problem: Über die Kreuzung erfolgt die Zulieferung des Hafens. Wird sie verlegt, muss eine neue Zufahrtslösung für die demnach ein bis zwei Lkw pro Tag gefunden werden. Wie diese aussieht, sei noch nicht fixiert, sagt Mangeng. „Ob der Lkw auf dem Radweg fährt, oder über die Liegewiese auf den unteren Fußweg, der verbreitert werden muss, muss noch ausdiskutiert werden. Man muss gemeinsam eine Lösung finden, damit die Beeinträchtigung für alle so gering wie möglich ist.“


Neben der Liegewiesen-Thematik ein weiterer Kritikpunkt der Ausbaugegner: Die geringe Entfernung zwischen dem Bahnhof Bregenz und der Haltestelle Hafen. Für die ÖBB ist das kein Argument. Im Gegenteil. „Das Potenzial ist mit Schule, touristischen Einrichtungen und Gebieten wie Hafen und Pfänder sowie Anrainern enorm. Wir haben im Schnitt 4100 Einsteiger pro Tag. Die Haltestelle Hafen ist unter den Top-10 in Vorarlberg was die Frequenz betrifft“, argumentiert Michael Mangeng. In anderen Städten und Gemeinden würden genau solche Haltestellen neu gebaut, weil eine Schule daneben ist.

Ein positiver Nebeneffekt der Bahnsteigverlängerung für die Anrainer ist laut ÖBB, dass man auf Höhe des jetzigen Busparkplatzes von der Stadtseite ohne Gleisquerung auf den Bahnsteig kommt und umgekehrt. Gleichzeitig soll das Gleis nach Lochau erneuert werden. Insgesamt kostet der Ausbau knapp 20 Millionen Euro, vieles davon falle auf die Gleisinfrastruktur, erläutert Mangeng.


Für die Planungen rechnen die ÖBB mit zwei bis zweieinhalb Jahren, der Bau würde noch einmal etwa so lange dauern. „Wir haben zeitlich etwas einen Druck“, räumt der Regionalleiter ein. Zum einen läuft 2028 der Verkehrsdienstevertrag aus. Zum anderen ist die Bahn an Rahmenbedingungen gebunden. Mangeng führt aus: „2017 gibt es eine internationale Gleissperre. Wir sagen nicht einfach, wir sperren jetzt die Strecke. Das wird in der Regel zwei Jahre davor alles mit Deutschland und der Schweiz akkordiert. 2027 gibt es einen Slot, wo wir mit den Bauarbeiten starten können, damit der Umbau 2029 fertig ist.“
