“Es bestünde die Gefahr lokaler Erdbeben”

Vorarlberg / 13.09.2024 • 19:14 Uhr
Innovative Energie Pullach 12512
In Pullach werden aktuell rund 50 Prozent der Gebäude mit Geothermie geheizt, zwei neue Anlagen sind in Planung. Serra

Landesrat Zadra möchte Geothermie vorantreiben, vkw bremst die Eurphorie.

Bregenz Energielandesrat Daniel Zadra (39, Grüne) will in Vorarlberg bald die Tiefe bohren. Eine Studie, die vom Land im Mai präsentiert wurde, hat zwei Hoffnungsgebiete für die „Tiefe Geothermie“ ausgemacht: den Raum Bregenz und den Raum Feldkirch. In dieser Woche fand im Landhaus ein Gipfel mit Interessensvertretern statt. Er wolle hier rasch weiterkommen, betont Zadra. Die vkw gibt sich zurückhaltend und warnt vor möglichen Risiken.

Erdbeben

Zu dem Treffen im Landhaus waren Vertreter der vkw, der Stadtwerke Feldkirch, der Stadtwerke Bregenz, der Fachabteilung des Landes sowie Helmut Mangold (60) eingeladen. Der gebürtige Lochauer ist seit elf Jahren Geschäftsführer der Geothermie-Anlage in Pullach im Isartal. Die 9000-Einwohner-Gemeinde am Südrand vor München war vor über 20 Jahren eine der ersten Gemeinden in Deutschland, die den heißen Schatz aus der Tiefe angezapft hat. Anfang Juni machte sich eine Delegation aus Vorarlberg ein Bild vor Ort. Energielandesrat Zadra hat vor die Tiefe Geothermie auch in Vorarlberg „auf die Überholspur“ zu bringen. Die illwerke vkw bremsen die Euphorie. „Bereits im Jahr 2012 wurde seitens der illwerke vkw eine Potenzialstudie zur Tiefengeothermie Vorarlberg erstellt. Damals bestanden enge Kontakte zu einem konkreten Projekt in St. Gallen. Nachdem dieses Tiefengeothermie-Projekt aufgrund eines Gasaustritts und eines durch die notwendige ,Stimulierung‘ ausgelösten Erdbebens eingestellt wurde, hat auch die illwerke vkw ihre Aktivitäten gestoppt“, schildert der Landesenergieversorger. Auch wenn die Nutzung von Tiefengeothermie wünschenswert wäre, dürften die Risiken nicht außer Acht gelassen werden.

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IEP Pullach-Geschäftsführer Helmut Mangold führte die Delgeation aus Vorarlberg im Juni durch die Anlage.

Basel und St. Gallen

Das Erdbeben in St. Gallen, das bei Arbeiten in dem 4450 Meter tiefen Bohrloch im Gebiet Sittertobel in der Nacht auf 20. Juli 2013 ausgelöst wurde, erreichte eine Stärke von 3,5. Sieben Jahre zuvor hatten bereits wiederholte Mikroerdbeben einem Geothermie-Projekten bei Basel ein jähes Ende gesetzt. „Aus den Erfahrungen, insbesondere St. Gallen, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass in Vorarlberg ebenfalls eine ,Stimulierung‘ notwendig sein wird, um die gewünschte Wasserdurchlässigkeit zu erreichen. Deshalb bestünde auch bei uns die Gefahr möglicher lokaler Erdbeben. In St. Gallen wurde zudem trotz der ,Stimulierung‘ keine wirtschaftlich vertretbare Fördermenge erreicht“, unterstreicht die vkw. Laut Zadra soll in einem nächsten Schritt der Untergrund in den Hoffnungsgebieten mittels 3D-Seismik (Kosten: zwei bis drei Millionen Euro für 50 Quadratkilometern) durchleuchtet werden. Seit kurzem gäbe es dafür Förderungen aus dem Klima- und Energiefonds, erläutert der Energielandesrat.Die illwerke vkw plädiert indes dafür, dass die Risiken und Möglichkeiten vor der Beauftragung einer 3D Seismik abgewogen werden. „Wir beobachten aktuelle Projekte, sollte es neue Erkenntnisse oder neue technologische Möglichkeiten geben, wird die illwerke vkw das Thema wieder aufgreifen“, sagen die Verantwortlichen.

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