Hilda (103) trotzt den Herausforderungen des Alters

Vorarlberg / 02.10.2024 • 15:10 Uhr
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Nach dem frühen Tod ihres Mannes kämpfte sich Hilda Fritz tapfer durchs Leben.

Hilda Fritz feiert am 5. Oktober ihren 103. Geburtstag. Obwohl es zahlreiche Freuden in ihrem Leben gibt, ist sie lebenssatt.

Vandans Alt werden ist nicht einfach. Aber noch schwieriger ist es, uralt zu werden. Hilda Fritz, die am 5. Oktober ihren 103. Geburtstag feiert, sieht und hört nicht mehr gut. Bis vor drei Jahren konnte die Vandanserin noch die VN lesen. „Jetzt erkenne ich nur mehr die Titel.“ Auch Fernsehschauen ist nicht mehr möglich. Sie schaltet den Fernseher nur ein, wenn sie Musik hören möchte. „Der Sender Melodie bringt schöne Schlager und Oldies.“ Mit ihren 103 Jahren ist Hilda lebenssatt. „Lieber würde ich sterben als noch älter zu werden.“

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Im Gasthaus Sonne in Vandans wurde Hilda groß.

Aber sie will nicht undankbar sein. Obwohl ihre Sinne nachgelassen haben und sie ohne Rollator nicht mehr gehen kann, gibt es trotzdem noch zahlreiche Freuden in ihrem Leben. Ihre vier Kinder kümmern sich vorbildlich um sie. Sie sorgen für ihr leibliches Wohl und verbringen viel Zeit mit ihr. „Mama ist eine begeisterte Kartenspielerin. Wir jassen oft mit ihr“, verrät Tochter Dagmar. Zum Zeitvertreib strickt Hilda auch noch gerne Socken. „Manchmal rutscht mir aber eine Masche von der Nadel“, gesteht die hochbetagte Montafonerin augenzwinkernd. Auch Kater Finn bringt Freude in ihr Leben. „Finn schläft in der Nacht bei mir.“ Es macht sie auch froh, dass sie noch zu Hause leben kann und geistig fit ist. „Vielleicht liegt das daran, dass ich immer normal gelebt habe und seit 50 Jahren jeden Tag einen Schluck Buerlecithin trinke.“

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Hilda führte das Gasthaus Engel in Bartholomäberg-Außerböden.

Hinter Hilda liegt ein arbeitsreiches Leben. Schon als Kind musste die Tochter eines Gastwirte-Ehepaars aus dem Montafon fest mitanpacken. „Meine Eltern betrieben neben dem Gasthof Sonne auch eine Landwirtschaft. Ich musste auf dem Kartoffelacker Unkraut jäten“, erinnert sie sich. Fest eingebrannt in ihr Gedächtnis hat sich auch das Feuer, das ihr Heim, die Sonne, im Juni 1933, vernichtete. „Meine Schwester Frieda und ich kamen einige Monate bei Verwandten in Deutschland unter. Erst an Weihnachten konnten wir zurückkehren.“

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Hilda (hinten links) mit ihrer Ahna, ihren Eltern und ihren sechs Geschwistern.

Hilda wuchs heran und wurde zu einer wichtigen Arbeitskraft in der Sonne. Als der Zweite Weltkrieg wütete, vermieteten ihre Eltern einige Zimmer an Flüchtlinge aus Deutschland. „Die haben ein paar Jahre bei uns gewohnt.“ Sonst hat Hilda vom Krieg nicht viel mitbekommen. „Weil wir eine Landwirtschaft hatten, gab es auch in den Kriegsjahren immer genug zu essen.“ Aber es fiel ihr schmerzlich auf, dass viele Männer aus dem Krieg nicht mehr zurückkamen.

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Hilda als junge Frau. Sie freut sich sichtlich über den Schnee.

Im Jahre 1949 heiratete Hilda Otto Fritz. Dem Paar waren nicht viele gemeinsame Jahre vergönnt. Otto starb im Jahr 1967 nach langer Krankheit. Hilda stand nun allein mit vier Kindern im Alter zwischen 10 und 17 Jahren da. Die vierfache Mutter gab nicht auf, kämpfte sich nach dem Tod ihres Mannes tapfer durchs Leben. Im Jahr 1971 übernahm die damals 50-Jährige von ihrem Onkel das Gasthaus Engel in Bartholomäberg-Außerböden. „Mama kochte und meine Schwester Gudrun und ich bedienten und machten die Zimmer sauber“, geht Tochter Dagmar ins Detail. Hilda führte den Engel zwölf Jahre lang, bis zu ihrer Pensionierung.

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Hilda und Otto. 1949 heiratete das Paar.

In der Rente begann sie mit dem Pensionistenverband zu reisen. „Ich war in der Türkei, in Spanien, Sizilien, Portugal und auf Kreta“, sagt sie und plötzlich verzaubert ein Lächeln ihr Gesicht. Viele Jahre war auch der Besuch der Dornbirner Messe ein Fixpunkt in ihrem Leben. „Mama kam nie ohne ein Küchengerät heim“, erzählt Dagmar lächelnd.

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Kater Finn fühlt sich bei Hilda wohl.

Aber je älter Hilda wurde, desto kleiner wurde ihr Aktionsradius. Bis zum 93. Lebensjahr erledigte sie noch Einkäufe mit dem Fahrrad. Aber als ihr einmal ein Lkw gefährlich nahekam, beschloss sie, mit dem Radfahren aufzuhören. Heute wird die hochbetagte Frau von ihren Lieben chauffiert. Die Familie – dazu gehören neben den vier Kindern auch sechs Enkel und 9 Urenkel – geht ihr über alles. Zurzeit hat Hilda eine große Freude mit ihrer Urenkelin Laura. Sie ist vor sechs Wochen zur Welt gekommen.

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Hilda strickt gerne Socken.
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Hilda beim Jassen mit ihren Töchtern Dagmar (Mitte) und Gudrun.

  

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Hilda mit ihrer Urenkelin Laura. Das Baby kam Mitte August zur Welt.