Das kommt mit dem neuen Pfandsystem auf uns zu

Die Verantwortlichen rechnen mit 2,2 Milliarden Flaschen und Dosen pro Jahr. Wo die Vorarlberger Pfandflaschen gezählt und sortiert werden, ist derzeit noch unklar
Schwarzach Der Countdown läuft. In weniger als 80 Tagen startet in Österreich das neue Getränkepfandsystem. Doch wie funktioniert das Ganze überhaupt und was bedeutet die Einführung für mich als Konsument? Die VN beantworten ein paar der wichtigsten Fragen.
Ab wann gilt das Getränkepfandsystem?
Das Pfandsystem wird ab 1. Jänner 2025 schrittweise eingeführt. In einer Übergangsfrist bis 31. März 2025 dürfen noch Getränke abgefüllt werden, die nicht am Pfandsystem teilnehmen. Der Verkauf dieser Verpackungen ohne Pfandlogo ist bis 31. Dezember 2025 erlaubt.
Welche Verpackungen sind von der Pfandpflicht betroffen?
Fast alle Getränke in Einweg-Plastikflaschen oder Aludosen mit einer Füllmenge von 0,1 bis drei Liter. Ausgenommen sind Getränkekartons, Getränkeflaschen aus Glas oder Metall mit Verschlüssen oder Deckeln aus Kunststoff, Getränkeflaschen für Beikost und flüssige Lebensmittel, die für besondere medizinische Zwecke bestimmt sind, Flaschen von Milch- und Milchprodukten sowie Sirupflaschen.
Wie hoch ist das Pfand?
25 Cent pro Verpackung.
Wer bekommt das Geld?
Die EWP Recycling Pfand Österreich. Die gemeinnützige Gesellschaft ist für die organisatorischen und strukturellen Angelegenheiten des Einweg-Pfandsystems zuständig.
Woran erkenne ich, ob für eine Verpackung Pfand bezahlt werden muss?
Am Pfandlogo.
Wo können die Flaschen und Dosen zurückgeben werden?
Grundsätzlich überall dort, wo die Getränke verkauft werden, auch bei Lieferdiensten. Ausnahmen sind Getränkeautomaten oder wenn Getränke über einen Post- oder Paketzusteller oder eine Spedition geliefert werden.
Wie erfolgt die Rückgabe?
Über Automaten oder manuell. Der Lebensmittelhändler Spar etwa hat österreichweit rund 600 neue Leergutautomaten installiert. „Einerseits mussten alte Automaten erneuert werden, damit sie das neue Pfand erkennen können. Andererseits mussten zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden. In ganz wenigen Spar-Märkten gibt es keinen Pfandautomat“, erläutert Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann. In Vorarlberg kommt Spar auf 84 Automaten, an acht Standorten wird die Rücknahme händisch erfolgen. Auch in den Märkten von Sutterlüty seien die Leergutautomaten bereits nahezu vollständig umgerüstet und optimiert worden, sagt Sprecherin Michèle Garre.

Worauf müssen Konsumenten achten?
Die Dosen und Flaschen dürfen nicht zusammengequetscht werden. Der Grund: Das Pfandsymbol und der Barcode müssen einwandfrei erkennbar sein, damit sie von den Rücknahmeautomaten oder den Mitarbeitern in den Verkaufsstellen gelesen werden können. Wird die Verpackung abgelehnt, wird kein Pfand ausbezahlt.
Wie viele Flaschen oder Dosen dürfen abgegeben werden?
Bei den Rücknahmeautomaten gibt es keine Einschränkungen. Verkaufsstellen mit manueller Rücknahme müssen nur die pro Kunde verkaufsüblichen Stückzahlen zurücknehmen. Beispiel: Ein Würstelstand oder Lieferdienst, der durchschnittlich ein bis zwei Getränke pro Kunde verkauft, nimmt auch nur diese Menge zurück. Außerdem müssen Verkaufsstellen mit manueller Rücknahme keine Getränkedosen zurücknehmen, wenn dort nur PET-Flaschen verkauft werden.

Warum das Ganze?
Um die Recyclingquote zu erhöhen. Gleichzeitig sollen auch weniger Kunststoff-Flaschen und Aluminiumdosen im Restmüll und in der Natur laden. Laut EWP werden in Österreich derzeit nur rund 70 Prozent der PET-Flaschen nach dem Gebrauch gesammelt und recycelt. In der Single Use Plastic-Richtlinie der EU steht, dass ab 2025 jede PET-Flasche 25 Prozent recyceltes Material enthalten muss. Der Anteil erhöht sich in den nächsten Jahren kontinuierlich. 2029 sollten es bereits 30 Prozent.
Was passiert mit den gesammelten Flaschen und Dosen?
Verkaufsstellen, die über keinen Rücknahmeautomaten verfügen, sammeln die Dosen und Flaschen in großen Säcken, die bei EWP erhältlich sind. In einem Sack passen rund 100 bis 150 Getränkeverpackungen. Ist er voll, wird er plombiert, von der Recycling Pfand Österreich abgeholt und zu einer von vier Zählstellen in Österreich gefahren. In den Verkaufsstellen mit Rücknahmeautomaten werden die Dosen und Flaschen gezählt und mit sogenannten Kompaktoren gepresst. Damit sind sie entwertet und können nicht zweimal gezählt werden können. Bei Spar wurden rund 2000 Kompaktoren angeschafft. „Die vom Kompakter gepressten Flaschen und Dosen werden in einem verplombten Sack gesammelt und vom Spar-Lkw-Fahrer bei seiner nächsten Lieferung zurück in die regionale Spar-Zentrale gebracht. Im Lager pressen wir aus dem Sammelmaterial Ballen und übergeben diese der EWP“, führt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann aus.

Wie viel kostet die Einführung?
Allein bei Spar sind rund 60 Millionen Euro in die technische Ausstattung geflossen. Bei Sutterlüty wurden in die Anschaffung und Umrüstung rund eine Million Euro investiert. Rund ein Drittel dieser Kosten wird aus dem Recovery Fund der EU gefördert. Die durchschnittlichen Kosten für die Rücknahme der Gebinde (Investitionen in Automaten, Wartung, Personalaufwand etc.) erhalten Händler über die nächsten Jahre in Form einer Aufwandsentschädigung vom Pfandsystem erstattet.
Wo befinden sich die Zählstellen?
Insgesamt soll es in Österreich vier Zählstellen geben, die gleichzeitig auch Sortieranlagen für die manuelle Rücknahme sind. Der Standort „Ost“ befindet sich in Müllendorf in Burgenland, der Standort „Nord“ in Vorchdorf in Oberösterreich und der Standort „Süd“ in Dobl bei Graz. Wo die Vorarlberger Pfandflaschen und Dosen gezählt und sortiert werden, ist noch unklar. „Für den Standort West führen wir aktuell Gespräche und können daher noch keine Details nennen. Der Abschluss wird in den nächsten Wochen erfolgen, um zeitgerecht die Anlagen installieren zu können“, teilt die EWP auf VN-Anfrage mit. Wie die Tiroler Tageszeitung berichtet, haben Anrainer gegen die geplante Zählstelle in Schönwies in Tirol mobil gemacht. Geplant ist, dass alle vier Zählstellen Ende des Jahres in den Probebetrieb gehen und im Jänner 2025 startklar sind. „Für die Getränkeverpackungen aus der Automatenrückgabe wird es eigene Sortieranlagen geben. Die erste wird ab Herbst 2025 im Burgenland in Probebetrieb gehen und ab Jänner 2026 den regulären Betrieb aufnehmen. Bis dahin wird es eine Übergangssortierung in Niederösterreich geben“, erläutert Recycling Pfand Österreich.

Was passiert mit den Flaschen und Dosen nach der Sortierung?
Nach der Sortierung verfolge man zwei Schienen mit einem übergeordneten Ziel: die Schließung des Pfandkreislaufs, sagt die EWP. „Unsere Verordnung gibt vor, dass wir den Produzenten ein Vorkaufsrecht von rund 90 Prozent einräumen. Konkret bedeutet das: Wenn ein Dosenproduzent 100 Dosen in den Verkehr gesetzt hat, bekommt er von uns das gesammelte Material von 90 Dosen zum Marktpreis angeboten.“ Damit soll sichergestellt werden, dass der Produzent seine Recyclingvorgaben erfüllen und Zugriff auf lokale Materialien in Österreich hat. Die restlichen Mengen werden ebenfalls dem Kreislauf zugeführt. „So können wir gewährleisten, dass wir den Pfandkreislauf schließen und ein Downcycling verhindern“, erläutern die Verantwortlichen.
Mit wie vielen zurückgegebenen Getränkeverpackungen wird in Vorarlberg gerechnet?
Österreichweit werden jährlich 2,2 Milliarden Flaschen und Dosen erwartet. In Vorarlberg und Tirol rechnet EWP mit einer Rückgabe von zehn Prozent der Gesamtmenge in Österreich.