Zuwanderung stark zurückgegangen

Vorarlberg / 21.10.2024 • 06:00 Uhr
Die Rheintalregion ist mit inzwischen 275.000 Einwohnern weiter der am stärksten wachsende Siedlungsraum Vorarlbergs. VN/Steurer
Blick auf Bregenz: Vorarlberg wächst mehr und mehr nur durch Zuwanderung. Auch sie hat zuletzt jedoch nachgelassen. Was bleibt: Herausforderungen bezüglich Integration. Foto: VN/Steurer

Nach Fluchtwelle aus der Ukraine ist es wieder zu einer Normalisierung gekommen.

SCHWARZACH. Vorarlberg wächst mehr und mehr nur noch durch Zuwanderung – und weil sie zuletzt stark nachgelassen hat, auch das wieder weniger. Ende September lebten 411.867 Menschen im Land. Das waren um 1952 mehr als vor einem Jahr. Ein vergleichsweise bescheidenes Plus, wie Daten der Landesstatistik zeigen. 2015 und 2016 war es mit bis zu 5649 ebenso viel größer wie 2022 und 2023 mit bis zu 4152. Die Erklärung ist einfach: Im Zuge der Flüchtlingskrise sind vor acht, neun Jahren besonders viele syrische und afghanische Staatsangehörige nach Vorarlberg gekommen und vor ein, zwei Jahren aufgrund des russischen Angriffskrieges auf ihr Land ukrainische. Das hat nachgelassen.

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Was Zuwanderung angelangt, spricht Caroline Manahl von „okay.zusammen leben“, der Projektstelle für Integration in Dornbirn, von Verhältnissen, die mittlerweile „wenig außergewöhnlich“ seien. Die Zahl der Asylanträge sei zurückgegangen. Ein Thema, das sich noch am ehesten gehalten hat, sind Familienzusammenführungen. Laut dem Asylexperten Lukas Gahleitner-Gertz betrifft es vor allem Syrerinnen und Syrer.

Im Hinblick auf Integration sieht Manahl keine Atempause, sondern Möglichkeiten, sich verstärkt den bestehenden Herausforderungen zu widmen: „Es bleibt eine Aufgabe, diejenigen, die in den vergangenen Jahren aus der Ukraine, aus Syrien und Afghanistan gekommen sind, anschlussfähig zu machen.“ Außerdem müssten aufgrund des Asylkodex, der heuer auf Landesebene fixiert worden ist, ausreichend Deutschförder- und Beschäftigungsangebote geschaffen werden.

Interview mit Caroline Manahl von okay.zusammenleben Ÿber Integration und Politik in Vorarlberg.
„Es bleibt eine Aufgabe, diejenigen, die in den vergangenen Jahren aus der Ukraine, aus Syrien und Afghanistan gekommen sind, anschlussfähig zu machen”, sagt Caroline Manahl. Foto: VN/Steurer

Weniger wahrgenommen wird, dass Zuwanderung vor allem auch durch Bürgerinnen und Bürger aus anderen EU-Ländern gebildet wird. Ergebnis: Die mit Abstand größte Gruppe mit nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit im Land bilden Deutsche. 20.262 gehören ihr bereits an. Zum Vergleich: Die nächstgrößere bilden Türkinnen und Türken mit 13.020, gefolgt von syrischen Staatsangehörigen mit 4822.

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Weniger wahrgenommen wird im Übrigen, dass sich auch bei Fachkräften aus dem EU-Raum Fragen der Integration stellen: „Das steht nicht so im Fokus“, erklärt Manahl. Es gehe darum, dass sie Anschluss ans soziale Leben finden müssten. Genauer: Entweder nur sie selbst oder auch Familienangehörige, mit denen sie allenfalls nach Vorarlberg übersiedelt sind.

ABD0022_20210824 – WIEN – …STERREICH: Lukas Gahleitner-Gertz (asylkoordination) anl. einer PK der Diakonie …sterreich, Amnesty, Caritas u.a. zu Afghanistan: – …sterreich kann und muss jetzt Menschenleben retten! – Breiter Zusammenschluss fŸr SolidaritŠt mit bedrohten Afghan:innen, und RŸckkehr zu den europŠischen Werten am Dienstag, 24. August 2021 in Wien. – FOTO: APA/HANS PUNZ
Warum es weniger Asylwerber gibt: Fluchtrouten hätten sich verlagert, würden an Österreich vorbeigehen, das für die meisten ohnehin nicht Zielland sei, so Gahleitner-Gertz. Foto: APA

Die Zahl neuer Asylwerber geht schon länger zurück. „Wir sehen das seit November 2023“, so Gahleitner-Gertz. Grund? „Zurückzuführen ist es vor allem auf Maßnahmen des serbischen Militärs an der Nordgrenze des Landes zu Ungarn.“ Bei Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Schleppergruppen sei es „radikal hineingefahren“. Flüchtlingslager seien in den Süden des Landes verlegt worden: „Die Folge war eine Verlagerung der Fluchtroute über die Adriaroute.“ Sie laufe über Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Slowenien und Italien. Also an Österreich vorbei, das für die meisten auch nicht Zielland sei.