Misstöne in St. Kolumban: Chor steht ohne Kirche da

Vorarlberg / 22.11.2024 • 17:16 Uhr
der Chor wird aus der Kirche St. Kolumban in Bregenz geschmissen, die Mitglieder sind sauer mit dem musikalischen Leiter Michael Neunteufel und Obfrau Ingrid Holzer
Für Ingrid Holzer und Michael Neunteufel hat es sich bald ausgesungen. VN/Paulitsch

Nach über 30 Jahren ist Schluss. Dem Collegium Musicum ist die Heimat abhandengekommen.

Bregenz Das Collegium Musicum gibt es seit 1945. Die letzten drei Jahrzehnte war St. Kolumban im Bregenzer Stadtteil Weidach die Heimatkirche der Singgemeinschaft. Die Aufführung am kommenden Christtag (25. Dezember) wird allerdings die letzte sein. Der musikalische Leiter Michael Neunteufel (66) und Obfrau Ingrid Holzer (79) sind verstimmt. „Wir wurden auswagoniert. Es sind für uns unerklärliche Dinge passiert“, berichtet Neunteufel. Die Leiterin der Pfarrgemeinde, Elisabeth Schubert, zeigt sich überrascht. „Die Zusammenarbeit ist in beidseitigem Einvernehmen beendet worden“, sagt sie.  

Misstöne in St. Kolumban: Chor steht ohne Kirche da
Das Collegium Musicum hat aktuell rund 30 Mitglieder. Collegium Musicum

Das Collegium Musicum hat sich auf klassische Orchestermessen von Mozart, Haydn, Schubert und anderen Komponisten spezialisiert. Die Aufführungen in St. Kolumban fanden zweimal im Jahr, am Christtag und Ostersonntag, statt. Jetzt gehen die Wogen hoch. Wieso man die Singgemeinschaft vor die Tür gesetzt habe, wisse man nicht genau, berichtet Ingrid Holzer. „Es ist nebulös. Uns will man einfach weg haben. Für den Chor war das natürlich ein Schock.“

der Chor wird aus der Kirche St. Kolumban in Bregenz geschmissen, die Mitglieder sind sauer mit dem musikalischen Leiter Michael Neunteufel und Obfrau Ingrid Holzer
Die Pfarrkirche St. Kolumban in Bregenz-Weidach. VN/Paulitsch
der Chor wird aus der Kirche St. Kolumban in Bregenz geschmissen, die Mitglieder sind sauer mit dem musikalischen Leiter Michael Neunteufel und Obfrau Ingrid Holzer
Seit über 30 Jahren singt das Collegium Musicum in dieser Kirche. VN/Paulitsch

Angefangen habe alles damit, dass zwei Mitglieder des Pfarrgemeinderates behauptet hätten, dass ihnen das Stück nicht gefallen habe und es im Übrigen schrecklich geklungen habe, fährt der musikalische Leiter fort. Die offizielle Begründung sei dann gewesen, dass die Pfarre jetzt Jugendmessen machen wolle, mit Band, Schlagzeug und E-Verstärkung. „Als erstes vergiftet man die Atmosphäre und dann ekelt man die Leute raus. Dass man eine so lange Tradition mir nichts, dir nichts abdreht, das ist unsensibel und ungeschickt“, fasst Michael Neunteufel seine Sicht der Dinge zusammen. Nichtsdestotrotz habe man die Entscheidung akzeptiert und suche auch nicht nach Schuldigen. „Wenn ein Gremium etwas entschieden hat, dann geziemt es sich nicht, das zu hinterfragen, aber die Begründung, dass es qualitativ nicht mehr gut war, dagegen wehren wir uns“, hält der 66-Jährige fest. Ein interessanter Zufall sei auch, dass an diesem Wochenende ein anderer Kirchenchor eine klassische Messe singe.

Misstöne in St. Kolumban: Chor steht ohne Kirche da
Gemeindeleiterin Elisabeth Schubert. Kirche
Misstöne in St. Kolumban: Chor steht ohne Kirche da
Die Singgemeinschaft hatte Auftritte am Ostersonntag . . . VN/Ger
Misstöne in St. Kolumban: Chor steht ohne Kirche da
. . . und am Christtag. In einem knappen Monat singen die Mitglieder zum letzten Mal in der Pfarrkirche St. Kolumban. VN/Ger

Vikar Peter Moosbrugger beteuert gegenüber den VN: Auch wenn die Einsätze vielleicht nicht immer gestimmt haben, am Gesang sei es nicht gelegen. Gemeindeleiterin Schubert ergänzt: Sie wisse nicht, was sonst noch geredet worden ist und was von den Zuhörern zu den Sängern gedrungen ist. Die Beendigung der Zusammenarbeit sei vielmehr eine Reaktion darauf gewesen, dass Michael Neunteufel mehrfach erwähnt habe, dass es immer schwieriger werde, Sänger und Musiker zu finden. „Daraufhin haben wir uns im Pfarrgemeinderat Gedanken gemacht, wie es weitergehen kann“, erläutert sie. Das anschließende Gespräch mit den Chorverantwortlichen nach der Ostermesse habe sie als „sehr gut und konstruktiv“ empfunden.

der Chor wird aus der Kirche St. Kolumban in Bregenz geschmissen, die Mitglieder sind sauer mit dem musikalischen Leiter Michael Neunteufel und Obfrau Ingrid Holzer
Obfrau Ingrid Holzer und der musikalische Leiter Michael Neunteufel vor der Orgel, die das Collegium Musicum an Weihnachten zum letzten Mal zum Erklingen bringt.

Ja, sagt Michael Neunteufel, man habe gewusst, dass der Chor, so wie er jetzt ist, ein Ablaufdatum habe. “Wir haben auch immer beobachtet, ob wir noch singfähig sind. Auch nach Corona, aber das haben wir weggesteckt wie nichts“, bekräftigt er. „Wir hatten noch einige Pläne”, unterstreicht Obfrau Ingrid Holzer. Die Kirchenmusiker hoffen trotz der derzeitigen Misstöne auf einen würdigen Abschluss bei der Weihnachtsmesse. Auf dem Programm steht mit Schuberts G-Dur-Messe dieselbe Messe wie 1981, als sich das Collegium Musicum nach dem Verkauf des Benediktinerklosters St. Gallusstift an das Land eine neue Heimatkirche suchen musste. “Es ist geplant, dass wir eine schöne Verabschiedung machen”, versichert Gemeindeleiterin Elisabeth Schubert.

Misstöne in St. Kolumban: Chor steht ohne Kirche da
Peter Moosbrugger ist Vikar der Pfarre St. Kolumban. “Ich möchte mich für die vielen Oster- und Weihnachtsmessen bedanken, die wir gemeinsam gefeiert haben”, sagt er.