Abseits gesicherter Pisten: “Freeriden heißt Freiheit – aber nur mit Verantwortung”

Vorarlberg / 05.12.2024 • 15:25 Uhr
Christian Gantner | Landesrat David Meier | Freerider Mario Amann, Dr. B.A. | Sicheres Vorarlberg
David Meier kennt den Reiz und die Verantwortung des Freeridens. Sicheres Vorarlberg/Stiplovsek

Wo der Nervenkitzel beginnt, lauert auch die Gefahr: Ob Variantenfahrer oder Freerider – das Erlebnis im Tiefschnee ist nur dann genussvoll, wenn Sicherheit an erster Stelle steht. Freerider David Meier gibt Tipps für die richtige Vorbereitung.

Darum geht’s:

  • Risiken des Variantenfahrens erfordern sorgfältige Vorbereitung und Verantwortung
  • 196 Unfälle abseits der Pisten in Vorarlberg im Winter 2022/23
  • Eigenverantwortung und Schulungen essenziell für Sicherheit im Gelände

Wolfurt Mit den ersten Schneefällen steigt die Vorfreude der Wintersportfans auf Tiefschneeabenteuer. Doch das Fahren abseits gesicherter Pisten birgt Risiken, die nicht unterschätzt werden dürfen. Leider enden manche dieser Aktivitäten nicht nur mit Verletzungen, sondern in einigen Fällen sogar tödlich. Die steigenden Unfallzahlen zeigen, dass viele Variantenfahrer die Herausforderungen des freien Geländes unterschätzen.

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In seinem neuesten Projekt “SOUL RUN” erobert David Meier den Arlberg wie nie zuvor und führt einen James-Bond-reifen Stunt auf Skiern aus.

Ski Alpin
“Jede Abfahrt ist eine neue Herausforderung”, sagt Meier. Jakub Sedivy, DP Studios und Sona.ch

Freerider David Meier kennt diese Gefahren aus eigener Erfahrung. In einer Pressekonferenz von Sicheres Vorarlberg mit dessen Geschäftsführer Mario Amann und Landesrat Christian Gantner bei Doppelmayr in Wolfurt gab er Einblicke in seinen durchdachten Ansatz, der für ihn zur Routine geworden ist: „Ich plane meine Touren schon Tage im Voraus – vom Wetterbericht über den Lawinenlagebericht bis zur Prüfung meines Materials“, erklärt er.

Christian Gantner | Landesrat David Meier | Freerider Mario Amann, Dr. B.A. | Sicheres Vorarlberg
Ohne LVS-Gerät, Sonde und Schaufel geht nichts: Diese Ausrüstung kann Leben retten. Sicheres Vorarlberg/Stiplovsek

Vor Ort wird jedes Detail geprüft: „Wir machen einen LVS-Check, beobachten die Schneeverhältnisse und passen unsere Linienwahl entsprechend an.“ Dabei betonte er, dass auch die beste Ausrüstung keine Garantie für Sicherheit ist: „Man muss wissen, wie man sie verwendet, um im Ernstfall sofort handeln zu können”, betont der Freerider.

Christian Gantner | Landesrat David Meier | Freerider Mario Amann, Dr. B.A. | Sicheres Vorarlberg
Sicheres-Vorarlberg-GF Mario Amann, Landesrat Christian Gantner und David Meier rufen zur Eigenverantwortung bei Wintersportlern auf. sicheres vorarlberg/Stiplovsek

Das Variantenfahren, bei dem Skigebiete und Lifte für Fahrten abseits der Pisten genutzt werden, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Es ist einfacher zugänglich als klassische Skitouren, birgt jedoch erhebliche Risiken. Im Winter 2022/23 gab es in Vorarlberg 196 Unfälle abseits der Pisten, darunter drei Todesopfer. Damit liegt Vorarlberg leicht unter dem 10-Jahres-Mittel von vier Todesfällen. „Doch jeder Unfall ist einer zu viel“, so Landesrat Christian Gantner.

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Eigenverantwortung als Schlüssel zur Sicherheit

Gantner hob die Verantwortung hervor, die Skifahrer nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Tourenpartner und Einsatzkräfte tragen. „Jeder Einsatz birgt Gefahren für die Retter:innen, die oft unter widrigsten Bedingungen agieren müssen“, betonte er. Außerdem wies er auf die Bedeutung des Schutzwaldes hin: „50 Prozent der Vorarlberger Wälder sind Schutzwälder, die essenziell für den Lebensraum und die Verkehrssicherheit sind. Variantenfahren im Wald schädigt nicht nur den Wald, sondern stört auch Wildtiere in ihrer Ruhe.“ Er erinnert daran, dass das Land Vorarlberg umfassende Sicherheitsstrukturen bietet – von Lawinenberichten bis zu Schulungen – doch es liege an jedem Einzelnen, dieses Angebot zu nutzen.

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Die Unfallstatistiken verdeutlichen das Risiko: Im letzten Winter gab es 196 Unfälle abseits der gesicherten Pisten, drei davon endeten tödlich. Zwei Drittel der Lawinenunfälle passieren bei Lawinenwarnstufe 3, die oft unterschätzt wird. „Eine Lawinengefahr ist immer auch Lebensgefahr“, mahnt Gantner.

Christian Gantner | Landesrat David Meier | Freerider Mario Amann, Dr. B.A. | Sicheres Vorarlberg
Ein Muss für die Sicherheit: Das Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) ermöglicht schnelle Rettung im Ernstfall. Den richtigen Umgang mit der Sicherheitsausrüstung lernt man in Kursen der Alpinorganisationen. Sicheres Vorarlberg/Stiplovsek

„Auch Verzicht ist Teil des Freeridens“

Mario Amann sieht in der steigenden Beliebtheit des Variantenfahrens eine Herausforderung. Die steigenden Unfallzahlen zeigen, dass viele Wintersportler unvorbereitet sind: „Wer ins Gelände will, sollte zumindest eine schwarze Piste souverän fahren können.” Wichtig sei zudem, stets in Gruppen unterwegs zu sein, damit im Ernstfall schnelle Hilfe geleistet werden kann.

Christian Gantner | Landesrat David Meier | Freerider Mario Amann, Dr. B.A. | Sicheres Vorarlberg
Eine gute Ausrüstung, Planung und Anwendung aller Sicherheitsmaßnahmen helfen dabei, das Risiko zu minimieren, betont Freerider Meier. Sicheres Vorarlberg/Stiplovsek

„Es ist wichtig, sich umfassend vorzubereiten und Kursangebote der Alpinorganisationen zu nutzen, die den richtigen Umgang mit Sicherheitsausrüstung und das Einschätzen von Risiken vermitteln”, betont der Sicherheitsexperte. Eine gute Ausrüstung, Planung und Anwendung aller Sicherheitsmaßnahmen helfe dabei, das Risiko zu minimieren. Das verbleibende Risiko müsse für jeden Einzelnen und das Umfeld vertretbar sein.

Gut geplant ist sicher gefahren: Die Tipps von FReerider David Meier

Lageberichte checken: Bereits Tage vor der Tour analysiert Meier die Lawinenlage, die Schneesituation und das Wetter. „Es lohnt sich, den Lawinenlagebericht regelmäßig zu verfolgen, denn er zeigt, wie sich die Bedingungen entwickeln.“ Ab einer Lawinenwarnstufe von 3, wo zwei Drittel aller Unfälle passieren, rät er zur Vorsicht.

Equipment prüfen: Am Abend vor der Tour überprüft Meier die komplette Ausrüstung. „Das LVS-Gerät sollte mindestens 30 Prozent Batteriekapazität haben. Und der Lawinenairbag muss geladen sein.“ Auch Sonde, Schaufel und Helm gehören zur Standardausrüstung.

Partner und Linienwahl: „Allein ins Gelände zu gehen ist lebensgefährlich“, warnt Meier. „Man sollte immer mit erfahrenen Tourenpartnern unterwegs sein, die einem im Notfall helfen können.“ Ebenso entscheidend: die Wahl der Abfahrtslinie. „Nie den eigenen rutschenden Schnee queren – das erhöht das Risiko, mitgerissen zu werden.“

Technik und Fitness: Freeriden erfordert nicht nur Können, sondern auch Kondition. Wer auf der Piste kaum eine schwarze Abfahrt meistert, ist im Tiefschnee überfordert. Und ohne gute Kondition macht die Tour schnell keinen Spaß mehr.

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