Ungleiche Einkommensverhältnisse

Vorarlberg / 08.12.2024 • 13:20 Uhr
Ungleiche Einkommensverhältnisse
31- bis 40-jährige Arbeitnehmerinnen verdienen netto mit rund 20.300 Euro im Jahr um über 40 Prozent weniger als gleichaltrige Männer (35.150 Euro). Foto: APA

Lohnsteuerstatistik für Vorarlberg: Bezüge nach Geschlecht, Alter und sozialer Stellung.

SCHWARZACH. Neben der Umsatz- ist die Lohnsteuer die wichtigste Einnahmequelle des Staates. Allein in Vorarlberg brachte sie im vergangenen Jahr 1,39 Milliarden Euro. Das waren um fast fünf Prozent mehr als im Jahr davor. Zurückzuführen ist das unter anderem auf mehr Steuerpflichtige und höhere Löhne. Die Angaben sind der Lohnsteuerstatistik 2023 zu entnehmen. Von den 1,39 Milliarden Euro kamen 1,11 von Arbeitnehmern und 0,28 von Pensionisten.

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Die Daten lassen keine Rückschlüsse auf einzelne Personen, aber auf Gruppen zu. So ist es möglich, die durchschnittlichen Jahresnettobezüge nach Geschlecht und Alter zu erfassen. Beispiel: Arbeitnehmerinnen von 19 bis 25 verdienten 15.419 Euro und damit um gut ein Fünftel weniger als gleichaltrige Arbeitnehmer (19.086 Euro). Auf höherem Niveau ähnlich war es bei 26- bis 30-Jährigen. In weiterer Folge tat sich jedoch eine deutlich größere Schere auf: 31- bis 40-jährige Frauen verdienten mit 20.319 Euro um über 40 Prozent weniger als gleichaltrige Männer (35.153 Euro). Bei Angestellten entspricht das laut Rechner des Finanzministeriums derzeit umgerechnet 1453 bzw. 2465 Euro monatlich, plus Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

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Die Schere bleibt. Auch im Alter. Pensionistinnen hatten 2023 mit durchschnittlich insgesamt 18.383 Euro netto deutlich weniger als Pensionisten mit 27.295 Euro. Bei ASVG-Versicherten sind das heute 1322 bzw. 1932 Euro monatlich, plus 13. und 14. Pension.

Für Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin der Frauenberatungsstelle „Femail“, ist die Ausweitung der Schere mit Anfang 30 kein Zufall: „Bleibt in den Jahren vor der Familiengründung die Differenz noch geringer, zeigt sich eine große Einkommensspanne ab der Phase der Familiengründung, die dann lebenslang fortgeschrieben wird.“ Einfluss hätten Aspekte wie Teilzeitbeschäftigung, Überstunden, Berufswahl oder berufliche Pausen aufgrund von Karenz oder Pflege etwa: „Die Darstellung macht die lebenslange Benachteiligung von Frauen für ihr individuelles Einkommen sichtbar, die durch die vorherrschende Rollenverteilung und Arbeitsaufteilung zwischen Frauen und Männern entsteht. Abhängigkeitsverhältnisse, Altersarmut oder auch Kinderarmut in den betroffenen Haushalten können die Folge sein.“

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“Ab der Phase der Familiengründung zeigt sich eine große Einkommensspanne, die dann lebenslang fortgeschrieben wird”, analysiert Lea Putz-Erath. Foto: VN/Hofmeister

Matthias Schnetzer, Experte für Verteilungsfragen bei der Arbeiterkammer, bestätigt dies: „Frauen leisten den absoluten Großteil der Karenzzeit, arbeiten nach der Karenz deutlich häufiger als Männer Teilzeit oder scheiden öfter als Männer aus der Erwerbsbevölkerung aus. Diese Einkommenslücke schließt sich über das Arbeitsleben nicht mehr und hinterlässt auch eine geschlechtsspezifische Lücke in den Pensionseinkommen.“

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Einkommensunterschiede gibt es auch nach sozialer Stellung, wobei eine umfassende Auswertung nur über alle Altersgruppen hinweg möglich ist: Weibliche Lehrlinge kamen im vergangenen Jahr netto im Schnitt auf insgesamt 10.702 Euro, männliche auf 12.090 Euro. Hier gilt die Berufswahl als wesentlicher Faktor. Enorm ist die Schere bei Arbeitern und Angestellten. Bei Angestellten etwa erreichten Frauen 24.273 und Männer 43.645 Euro. Kleiner ist die Differenz im öffentlichen Dienst. Die rund 1300 Beamtinnen im Land kamen 2023 auf durchschnittlich 46.852 Euro, die rund 1900 Beamten auf 53.722 Euro. In der Pension bleibt beiden deutlich mehr als ASVG-Versicherten.