Von Handyhotels und Rollcontainern: Warum immer mehr Schulen auf Smartphone-Regeln setzen

Smartphones sind aus dem Alltag kaum wegzudenken – doch in Schulen sorgen sie für Diskussionen. Wie die Mittelschule Mittelweiherburg den digitalen Balanceakt meistert und warum Experten ein generelles Verbot empfehlen.
Hard Smartphones sind allgegenwärtig und kaum aus unserem Alltag wegzudenken. Egal ob beruflich oder privat, das Handy ist ein ständiger Begleiter mit vielen Vorteilen, aber auch Gefahren. Immer wieder steht das Smartphone in der Debatte – besonders wenn es um Kinder und Jugendliche und ihren Umgang damit geht. Kerem (12) schaut jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen auf sein Handy.

Auch Livia (11) nutzt ihr Smartphone häufig. „Manchmal wirkt es, als wären andere in unserem Alter schon richtig süchtig danach“, sagt Livia. Hier an der Mittelschule Weiherburg sind klare Regeln für die Smartphone-Nutzung gesetzt.

Sowohl Livia als auch Kerem sehen die handyfreie Zeit in der Schule als wichtig an: “Es ist gut, in der Schule eine Pause davon zu haben. Man kann sich besser auf den Unterricht konzentrieren”, sind sie sich einig.

Direktor Christian Höpperger leitet seit 15 Jahren die Schule und hat den Wandel durch die Digitalisierung hautnah miterlebt. „Die Smartphones werden am Morgen abgeschaltet und sicher verwahrt, entweder im Spind oder in einem abschließbaren Rollcontainer in der Klasse“, erklärt er. Die Vorteile liegen für den Direktor auf der Hand: „Themen wie Cybermobbing sind oft keine Einzelfälle mehr, sondern nehmen Dimensionen an, die Jugendliche kaum einordnen können. Was einmal geschrieben und geteilt ist, verbreitet sich schnell und führt oft zu Streitigkeiten, die uns dann im Schulalltag beschäftigen.“

Die Diskussion um ein generelles Smartphoneverbot an Schulen läuft in Österreich auf Hochtouren. Das Bildungsministerium empfiehlt in einem kürzlich herausgegebenen Flyer die Einschränkung von Smartphones an Schulen. Die Unterrichtszeit soll laut Ministerium “grundsätzlich eine handyfreie Zeit” sein. Zur Reglementierung der Handynutzung werden vom Ministerium neben der Hausordnung etwa Klassenverträge vorgeschlagen, die gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden. Immer mehr Schulen setzen daher auf sogenannte Handyhotels bzw. -garagen oder Rollcontainer, um die Smartphones sicher zu verstauen.

Viele andere europäische Länder haben strikte Regeln für den Umgang mit Handys an Schulen, die darauf abzielen, Ablenkungen zu minimieren und die persönliche Kommunikation zu fördern. Dänemark zum Beispiel gilt als Spitzenreiter in Sachen Digitalisierung. Umso bemerkenswerter scheint es, dass das dortige Bildungsministerium den Schulen empfohlen hat, die Smartphone-Nutzung im Unterricht zu verbieten.

Aktuelle Studien aus mehreren europäischen Ländern zeigen, dass eine intensive Smartphonenutzung bei Kindern Aufmerksamkeit und Leistung reduzieren kann. Besonders deutlich zeigt dies eine Meta-Analyse der Universität Augsburg, in der 22 Studien verglichen wurden. Dabei bestätigte das Forschungsteam den seit 2017 bekannten Brain-Drain-Effekt, der beschreibt, wie stark Smartphones die Gedächtnisleistung und Konzentration mindern können. Die Wissenschafter kommen zu einer klaren Empfehlung: Der Gebrauch digitaler Medien muss aus pädagogischen Gründen reguliert, kontrolliert und begleitet werden.
Auch Eltern in der Pflicht
In der Mittelschule Mittelweiherburg hat man eine Balance gefunden, die für Schüler und Lehrer funktioniert. „Es geht nicht darum, Smartphones komplett zu verbannen, sondern klare Regeln aufzustellen.“ Die Schule setzt hier auf eine langfristige Strategie. Schon frühere Projekte, wie die Einführung von Tablet-Klassen, haben gezeigt, dass technische Kompetenz und handlungsorientierter Unterricht Hand in Hand gehen können.

Dabei betont Höpperger, dass die Schule ein Raum sein sollte, der Schutz bietet. Immer häufiger komme es vor, dass Lehrkräfte oder Situationen im Unterricht fotografiert und anschließend mithilfe von Bildbearbeitungsprogrammen verfälscht und auf Social Media geteilt werden. Aus diesem Grund seien Aufklärung und Workshops zu Themen wie Bildrechte und Datenschutz essenziell. “Dabei geht es nicht nur darum, den richtigen Umgang mit digitalen Medien zu lernen, sondern auch darum, klare Regeln und rechtliche Rahmenbedingungen zu setzen.”
Trotz aller Schulregeln sieht Höpperger generell auch die Eltern in der Pflicht, auch wenn die meisten Eltern die Initiative unterstützen: „Die Schule kann nicht alles lösen, aber wir können in der Schule eine Regelung schaffen, die die Kinder schützt.“