Heilige Drei Könige: Warum Melchior ungeschminkt bleibt

Bis 6. Jänner ziehen sie als Heilige Drei Könige wieder durch das Land und sammeln für Hilfsprojekte in aller Welt. Auf Schminke wird heuer aber verzichtet.
Darum geht’s:
- Sternsinger bringen Segen und sammeln Spenden, dieses Jahr für Kinderschutz in Nepal.
- Symbolisches Schminken von Hautfarben wird vermieden.
- Traditionen dürfen sich wandeln, betont Christina Jochum.
Schwarzach Zurzeit ziehen wieder rund 4000 Kinder und Jugendliche in Vorarlberg als Sternsinger von Tür zu Tür. Sie bringen den Segen für das neue Jahr und sammeln Spenden für benachteiligte Menschen, heuer mit dem Schwerpunkt Kinderschutz und Ausbildung für Jugendliche in Nepal. Dabei sind Kaspar, Melchior und Balthasar auch passend gekleidet – denn die Heiligen Drei Könige sind unterschiedlicher Herkunft und dies soll damit repräsentiert werden.

Doch eine Frage beschäftigt viele Pfarrgemeinden: Soll Melchior, der früher mit dunkler Hautfarbe dargestellt wurde, weiterhin geschminkt werden? Die Katholische Jungschar und ihr Hilfswerk, die Dreikönigsaktion, haben dazu im vergangenen Jahr eine klare Leitlinie ausgesprochen: Auf das Schminken von Hautfarben sollte verzichtet werden. Doch warum wurde dieser Schritt gesetzt und wie reagieren die Vorarlberger Pfarren darauf?
“Überholte Symbolik“
“Wir haben uns lange mit dieser Frage beschäftigt und sind zum Entschluss gekommen, dass diese aus dem Mittelalter stammende Symbolik nicht mehr passend ist und auch missverstanden werden kann”, erklärt Christina Jochum, die Verantwortliche der Dreikönigsaktion in Vorarlberg auf VN-Anfrage. Das Thema sei nicht neu und werde schon seit etwa 15 Jahren intensiv diskutiert.

Das Schminken von Hautfarben stammt aus dem Mittelalter und sollte die drei damals bekannten Kontinente Europa, Asien und Afrika repräsentieren. Doch heute sei diese Symbolik überholt, betont Jochum: „Wir wissen, dass es sieben Kontinente gibt und auf jedem Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben leben. Auch in Vorarlberg gibt es viele Menschen mit schwarzer Hautfarbe, die hier geboren oder aufgewachsen sind. Wir finden es nicht mehr passend, eine Hautfarbe einem Kontinent zuzuschreiben.“

Die Projekt-Koordinatorin verweist darauf, dass die Verbundenheit und Solidarität mit Menschen in Afrika viel besser durch die unterstützten Projekte der Dreikönigsaktion zum Ausdruck komme als durch Schminke: „Nur weil jemand schwarz ist oder sich sein Gesicht schwarz anmalt, bedeutet es nicht automatisch, dass er oder sie „Afrika“ repräsentiert.“
Stichwort “Blackfacing”
Die Darstellung schwarzer Menschen durch dunkel geschminkte weiße Menschen wird als Blackfacing bezeichnet. Die Praxis wird heute häufig als rassistisch eingestuft und kritisiert.
Pragmatische Gründe
Neben den gesellschaftlichen Überlegungen gebe es auch praktische Gründe, die gegen das Schminken sprechen. „Die Schminke stört beim Essen und Trinken, juckt und verschmutzt die Kleidung“, so Jochum. In vielen Pfarren Vorarlbergs sei das Schminken daher sowieso schon lange kein Thema mehr.
“Traditionen dürfen sich wandeln“

Für Jochum ist der Verzicht auf das Schminken kein Bruch mit der Tradition. “Tradition bedeutet Überliefertes weiterzuführen, und nicht das Gleiche genauso zu machen wie es immer schon gemacht wurde. Traditionen dürfen und sollen sich auch wandeln”, sagt Jochum und verweist darauf, dass in den 1950er-Jahren das Sternsingen ausschließlich Buben vorbehalten war. “Heute ist es unvorstellbar, dass Mädchen nicht mitmachen dürfen. Immerhin sind zwei Drittel der Sternsinger Mädchen.”

Eine Bitte an die Menschen in Vorarlberg
Ob mit oder ohne Schminke – der Einsatz der Kinder und Jugendlichen verdient große Wertschätzung, betont Christina Jochum: „Die Sternsingerinnen und Sternsinger setzen sich in ihrer Ferienzeit ehrenamtlich für eine großartige Sache ein.“ Sie bittet die Bevölkerung: „Öffnen Sie die Tür und seien Sie freundlich zu ihnen, egal wie sie aussehen oder singen. Die Kinder und Jugendlichen geben immer ihr Bestes. Ihr Einsatz bewirkt sehr viel Gutes.”
Sternsingen 2025 – gemeinsam gutes tun
★Rund zwei Drittel der Sternsinger*innen sind Mädchen.
★ Spenden aus dem Sternsingen kommen in 17 Ländern des globalen Südens zum Einsatz.
★ Etwa 230 Euro ersingt durchschnittlich jede*r Sternsinger*in beim Einsatz für den guten Zweck.
★ Rund 500 Hilfsprojekte können pro Jahr finanziert werden.
★ In nahezu 3000 österreichischen Pfarren sind Sternsinger*innen unterwegs.
★ 85.000 Sternsinger*innen sind österreichweit unterwegs. In Vorarlberg sind es 4000
★ 30.000 Jugendliche und Erwachsene unterstützen die Sternsinger*innen tatkräftig. In Vorarlberg sind es 1500
★ Rund 500.000 Sternsinger*innen sind es in ganz Europa.
★ Geschätzte 420.000 km legen die Sternsinger*innen gemeinsam zurück und umrunden damit zehn Mal die Erde.
★ Im Vorjahr wurden beim Sternsingen 19,5 Millionen Euro für Menschen in Not gesammelt. Seit den Anfängen 1954/55 konnten die Sternsinger*innen 540 Millionen Euro ersingen.
★ Auch Online-Spenden sind möglich unter: www.dka.at/spenden/onlinespenden