K.o.-Tropfen auf Faschingsball: Junge Frau (23) “in lebensbedrohlichem Zustand”

Vorarlberg / 23.01.2025 • 07:00 Uhr
K.o.-Tropfen auf Faschingsball: Junge Frau (23) "in lebensbedrohlichem Zustand"
Oberarzt Patrick Clemens (oben), selbst Ballbesucher, kam der jungen Frau zur Hilfe. Der diensthabende Notarzt Moritz Arnold (unten) versorgte die Patientin und brachte sie ins Landeskrankenhaus Bregenz. LKH Bregenz, LKH Feldkrich/Nussbaumer, BMI

Ersthelfer an einem Faschingsball im Bezirk Bregenz beschreibt eine “lebensbedrohliche Lage”. Der erfahrene Arzt warnt vor der Gefahr durch K.o.-Tropfen.

Bregenz Es waren dramatische Minuten. Eine junge Frau liegt regungslos am Toilettenboden. “Nicht ansprechbar, kein Atemreflex, sie hat überhaupt nicht reagiert”, schildert Patrick Clemens. Der Mediziner arbeitet als Oberarzt an der Radioonkologie und Strahlentherapie des Landeskrankenhauses in Feldkirch, war selbst als Besucher auf einem Faschingsball im Bezirk Bregenz. “Man hat mich zum Notfall dazugerufen. Wie ich sie angetroffen habe, war die junge Frau in einem lebensbedrohlichen Zustand”, beschreibt der erfahrene Arzt. Nach einem Schmerzreiz habe die Atmung wieder eingesetzt. “Ich war knapp davor, mit der Reanimation zu beginnen”. Der Ersthelfer hat die 23-Jährige schließlich stabilisiert und dem herbeieilenden Notarzt übergeben. Der Verdacht: K.o.-Tropfen.

Patrick Clemens ist als Radio-Onkologe täglich sehr nahe an der Thematik.
Ersthelfer OA Dr. Patrick Clemens: “Als ich sie angetroffen habe, war ihr Zustand lebensbedrohlich”. LKH/Nussbaumer

Notarzt Moritz Arnold hatte die Patientin übernommen und ins Krankenhaus nach Bregenz gebracht. Noch würden die toxikologischen Befunde ausstehen, so der Oberarzt. Der Verdacht habe sich allerdings erhärtet. Demnach hat die 23-jährige Ballbesucherin über Stunden keine Erinnerung mehr. Die junge Frau war immer in Begleitung einer Freundin. “Die Trinkmenge passt jedenfalls nicht mit einer fast dreistündigen Amnesie zusammen”, so Arnold zu den Schilderungen des Opfers und ihrer Begleiterin. “Nur Alkohol macht so etwas nicht”, sagt auch Ersthelfer Patrick Clemens.

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Der Faschingsball vom 10. Jänner in einem Saal im Bezirk Bregenz wird bei der jungen Frau Spuren hinterlassen. Ihre Schilderungen decken sich mit jenen anderer Opfer von K.o.-Tropfen. “Komplett weggetreten, nicht einmal in der Lage, um Hilfe schreien zu können”, beschreiben Betroffene die Situation. Statistiken dokumentieren eine Zunahme von Straftaten in den letzten Jahren. Meist sind die Opfer Frauen. Neben offiziellen Zahlen gibt es eine hohe Dunkelziffer: K.o.-Tropfen sind nur wenige Stunden nachweisbar. Experten sprechen von verschiedenen Mitteln mit unterschiedlicher Wirkung. Die gesundheitlichen Folgen können jedenfalls gravierend sein. Notarzt Moritz Arnold spricht je nach Substanz und Dosierung von einer “möglichen, potenziell lebensbedrohlichen Gefahr”.

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Das war auch im Fall der 23-Jährigen so. An Ersthelfer Patrick Clemens sind die Geschehnisse auf dem Faschingsball nicht spurlos vorübergegangen. Er möchte Partygänger sensibilisieren. “Am besten nicht alleine unterwegs sein und aufeinander achtgeben”, so der Mediziner. Notarzt Moritz Arnold weist generell auf die Gefahr von offenen Getränken hin. “Beim Verdacht, dass mit einem plötzlich etwas nicht stimmt, zum Sicherheitsdienst oder auf Mitarbeiter des Roten Kreuzes zugehen. Die sind bei diesen Veranstaltungen dafür da”, so Arnold.

K.o.-Tropfen auf Faschingsball: Junge Frau (23) "in lebensbedrohlichem Zustand"
Notfallmediziner Moritz Arnold, Oberarzt in der Abteilung Chirurgie des Landeskrankenhaus Bregenz.

Die Motive der Täter sind unterschiedlich. Oft kommt es zu sexuellen Übergriffen, manchmal geht es aber auch um die Belustigung am Zustand der Opfer. Im Falle der 23-Jährigen hätten die K.o.-Tropfen jedenfalls fatale Folgen haben können. Der Einsatz war längst kein Einzelfall. Eine besondere Häufung stelle er derzeit aber auch keine fest, sagt Moritz Arnold. Dennoch empfiehlt es sich in der Faschingszeit, besonders wachsam zu sein.

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