Vom Mount Everest ins Warther Basecamp

Sherpa aus Nepal hält das neue Gebäude der Warther Skischule „am Laufen“.
Warth Zwischen den Hotels rund um die Talstation der Steffisalpbahn sticht ein neues Gebäude mit einer speziellen Architektur und einem für die Region typischen Schindelkleid ins Auge: das “Basecamp” der Skischule, die hier vor für auswärtige Skilehrerinnen und Skilehrer aber auch für Gäste wichtige Infrastruktur geschaffen hat.
Ein spezielles Teammitglied
„In den Spitzenzeiten – Weihnachten, Fasching – sind bei uns bis zu 90 Skilehrerinnen und Skilehrer tätig“, berichtet Skischulleiter Mathias Fritz. Seit Saisonstart arbeitet auch ein spezielles Teammitglied in der Warther Skischule: Ngima Tendi aus Nepal fällt in vielerlei Hinsicht aus dem Rahmen, denn „Skifahren müssen wir ihm erst noch beibringen“, schmunzelt Mathias Fritz. Ein Skischul-Mitarbeiter, der nicht Skifahren kann? „Er arbeitet deshalb auch nicht als Skilehrer auf der Piste, sondern sorgt als Hausmeister in unserm Basecamp dafür, dass der Laden läuft“, klärt der Skischulchef auf.
Es war einfach zu gefährlich
Bleibt die spannende Frage: Wie kommt ein Sherpa aus dem Himalaya nach Warth? „Die Arbeit auf den höchsten Bergen der Welt ist mir einfach zu gefährlich geworden. Und andere Verdienstmöglichkeiten in Nepal sind rar, da habe ich mich eben hier in Österreich um einen Job umgesehen“, so Ngima, der dankbar dafür ist, dass er von seinen Expeditionen immer heil zurückkehren konnte.
Und stolz zeigt er einen Kalender aus seiner Heimat Nepal, auf dem Bilder der nepalesischen Achttausender aufgelistet sind. Von den 14 Achttausendern liegen drei ganz in Nepal, weitere vier sind Grenzberge, deren Gipfel sich Nepal und China teilen und der Kangchendzönga ist ein Grenzberg zwischen Nepal und Indien. Auf einigen davon war Nigima mit Expeditionen oben, zweimal auf dem Mount Everest – „da war ich bei Expeditionen dabei, die diesen höchsten Berg der Welt auf zwei verschiedenen Routen bestiegen haben“, zeigt er auf dem Bild diese beiden Varianten. Dann blättert er im Kalender weiter und zeigt auf ein besonders eindrucksvolles Bild: es zeigt den „Heiligen Berg“. Die nepalesische Regierung hat den Berg für Bergsteiger gesperrt, um seine heilige Bedeutung zu bewahren.
Über Zwischenstation nach Warth
„Bei seinem ersten Arbeitgeber hat es offenbar nicht gepasst und er hat sich bei uns beworben“, schildert Fritz, wie sein Hausmeister über eine kurzzeitige Zwischenstation nach Warth kam. „Auch seine Frau hat in Warth Arbeit gefunden, in einer Privatpension, und so können sich die beiden gegenseitig unterstützen und ergänzen.“
Davon redet niemand
Dass Ngima sich nicht mehr in tödliche Gefahr begeben will, kann sein neuer Arbeitgeber verstehen: “Man liest immer wieder von Bergsteigerdramen auf den Himalaya-Gipfeln – da sterben Alpinisten und darüber berichten die Medien. Dass bei solchen Tragödien auch immer wieder Sherpas zu Tode kommen, ist kaum eine Fußnote wert.“ Ngima weiß wie kaum einer, dass dem leider so ist – zwei seiner engsten Familienmitglieder haben auf den höchsten Gipfeln der Erde ihr Leben gelassen. Da habe er einfach einen Schlussstrich gezogen – „ich wollte mich nicht mehr in diese Gefahr begeben“ und er fasste den Entschluss, seine berufliche Zukunft fern der Heimat zu suchen. STP