Niedrigste Impfrate Österreichs

Grippewelle steuert auf Höhepunkt zu: In Vorarlberg sind nur sechs Prozent geimpft.
SCHWARZACH. „Jedes Jahr ist das aufs Neue so“, sagt die Kinderärztin Daniela Jonas. Es bezieht sich darauf, dass die Grippesaison 2024/25 ihrem Höhepunkt zusteuert. Die Zahl der Krankenstandsmeldungen, die die „Österreichische Gesundheitskasse“ (ÖGK) erfasst, hat sich vervielfacht. Befand sie sich hierzulande bis zum Jahreswechsel in einem niedrigen zweistelligen Bereich pro Woche, so betrug sie zuletzt schon 342. Daneben gab es noch 3484 Meldungen wegen grippaler Infekte. Aber das ist eine andere Geschichte. Eine echte Grippe (Influenza) kann zu einem ungleich schwereren Erkrankungsverlauf führen. Daher wird auch eine Impfung dagegen empfohlen. Ja, neuerdings wird sie gratis angeboten. Die Inanspruchnahme bleibt jedoch bescheiden, wie Jonas bestätigt, die auch Impfreferentin der Ärztekammer ist.
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In der EU zählt Österreich traditionell zu den Staaten mit der niedrigsten Durchimpfungsrate. Und in Österreich ist Vorarlberg heuer wiederum das Land mit der niedrigsten: Im elektronischen Impfpass registriert sind für die laufende Saison 24.741 Impfungen. Gemessen an der Bevölkerung entspricht das einem Anteil von sechs Prozent. Bundesweit handelt es sich um rund zehn Prozent. In Wien und im Burgenland sind es mit 12,3 bzw. zwölf Prozent am meisten. Auf der anderen Seite kommen Kärnten und Oberösterreich Vorarlberg am nächsten – und zwar mit jeweils 8,3 Prozent.
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Die Unterschiede ziehen sich durch alle Altersgruppen. Bei den bis 4-Jährigen sind in ganz Österreich 16 und in Vorarlberg sieben Prozent geimpft. Dann werden es generell weniger und erst bei den Älteren wieder mehr. Bei den ab 80-Jährigen sind es vom Boden- bis zum Neusiedlersee 27 und hierzulande 19 Prozent.
„Vielleicht sind viele noch wegen der Corona-Impfung genervt“, meint Jonas, ortet jedoch grundsätzlich eine größere Skepsis gegenüber der Influenza-Impfung: „Das ist schon seit Jahren so.“ Es gebe Menschen, die sagen, nach dem letzten Mal, als sie sich impfen ließen, seien sie trotzdem krank geworden. Was durchaus möglich sei, wie die Expertin betont. Um eine echte Grippe werde es sich dabei aber wohl kaum gehandelt haben.

In ihrer Praxis versucht die Ärztin schon lange vor Beginn einer Infektionswelle, die meist zu Beginn eines Jahres stattfindet, persönlich aufzuklären und zur Impfung einzuladen. Sie weiß: „Die Vertrauensbasis ist wichtig.“ Außerdem stellt sie regelmäßig fest, wie wirkungsvoll die Impfung ist: Die, die sie haben, würden von der Grippe verschont bleiben.
Die Impfzahlen seien „mäßig“, erklärt Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP): „Wir appellieren an die Ärztinnen und Ärzte, die bestellten Impfstoffe zu verimpfen und an die Bevölkerung das kostenfreie Impfprogramm in Anspruch zu nehmen.“ Noch sei es nicht zu spät. Außerdem stehe das Land im Austausch mit der Ärztekammer. Immerhin ist es ein Ziel der Landesregierung, die Durchimpfungsrate zu heben. Es ist im schwarz-blauen Arbeitsübereinkommen ausdrücklich festgehalten.

Daniela Jonas versucht in der Praxis in Feldkirch ebenso dazu beizutragen wie ihr Kollege Rainer Taferner in Bregenz: Er habe bereits 70 Dosen per Spritze und 250 per Nasenspray verabreicht, der bei Jüngeren eingesetzt werden kann. „Ich halte das für gar nicht so wenig in Anbetracht dessen, dass die Impfstoffe erst seit kurzer Zeit kostenlos sind.“ Nachsatz: „Im ersten Lebensjahr hat wohl die große Anzahl der etablierten Standardimpfungen hemmenden Einfluss.“