“Vielen, vielen Dank von Herzen”: Zeugnistag bei den Dornbirner Jugendwerkstätten

Voller Stolz nahmen zwanzig Jugendliche ihr Zeugnis für den Pflichtschulabschluss entgegen.
Dornbirn Der Raum ist vollgepackt mit aufgeregten Jugendlichen, die gespannt auf den Beginn der Zeremonie warten. Manche von ihnen sind im Anzug erschienen, andere haben selbstgebackene Köstlichkeiten mitgebracht. Dann geht es los: Unter tosendem Applaus ihrer Mitabsolventen treten die Jugendlichen vor das Team des Projekts “Pflichtschulabschluss Leuchtturm” der Dornbirner Jugendwerkstätten. Dort nehmen sie stolz das Zeugnis ihres Pflichtschulabschlusses entgegen.

Lorbeeren
Dieser Erfolg nach harter Arbeit eint die zwanzig Absolventen, die aus unterschiedlichsten Lebenssituationen und Nationalitäten stammen. Sie kommen aus Österreich, der Ukraine, aus Syrien, Afghanistan, Serbien, und dem Irak. Ein herkömmlicher Abschluss der Pflichtschule war durch unterschiedliche Umstände nicht möglich.


Nachdem sie im Rahmen des Projekts sechs Monate lang intensiv für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik, Geografie, Gesundheit und Soziales sowie Kreatives und Gestaltung gelernt hatten, fand der Prüfungstag in der MS Haselstauden statt. “Der niederschwellige Zugang des Projekts”, erklärt Christian Purin, Direktor der MS Haselstauden, “ermöglicht den Kandidaten, mit Fleiß zum Pflichtschulabschluss zu kommen.”

Die Freude der Jugendlichen ist spürbar. Ein Absolvent bringt seine Dankbarkeit für das Team des “Leuchtturms” in einer kurzen Rede zum Ausdruck. “Ihre Geduld, ihr Wissen und ihre Motivation haben uns bis hierher gebracht. Ohne Ihre Hilfe wäre dieser Moment nicht möglich gewesen. Vielen, vielen Dank von Herzen für alles.”

Auch Stadträtin Elisabeth Edler feierte gemeinsam mit den Absolventen. “Das Projekt ist einerseits für die Einzelnen, die hier ihren Pflichtschulabschluss nachholen, ein Sprung in ihrer Lebensgeschichte. Aber auch für unsere Gesellschaft ist es ein wichtiger Teil des Gesamtkonzepts der Dornbirner Jugendarbeit.”

Chancen
Mit dem Pflichtschulabschluss in der Tasche weiß Julia (18) aus Feldkirch, wohin ihr zukünftiger Weg sie führen soll. “Ich möchte beim Landesgericht als Verwaltungsassistentin arbeiten”, erzählt sie. Auch Kateryna (17) aus der Ukraine hat mit dem Zeugnis in der Hand ihr Ziel klar vor Augen. “Ich möchte Psychologin werden”, sagt sie lächelnd.

Für Egemen (18) und Bilal (18) waren die Menschen, die sie beim “Leuchtturm” kennenlernten, ein Highlight. “Die Menschen hier sind alle sehr korrekt”, schwärmt Egemen. Bilal hat seinen nächsten Schritt bereits ins Auge gefasst: Er möchte eine Lehre in einem Fitnessstudio machen. Egemen ist sich zwar sicher, dass er als nächstes eine Ausbildung machen möchte, die Richtung lässt sich in Bezug auf die Richtung aber noch offen.

Projekt “Leuchtturm”
Das Team des “Pflichtschulabschluss Leuchtturms” war bei der Zeugnisvergabe mindestens genauso stolz wie die Absolventen. “Für unsere Absolventen machen wir die Zeugnisvergabe immer zu einem Ritual, weil wir es ganz wichtig finden, dass die Jugendlichen eine schöne Veranstaltung haben.” Der Kern des Projekts sowie der Dornbirner Jugendwerkstätten ist dabei immer deutlich spürbar. “Unsere Kernwerte sind ‘Respekt’, ‘Wertschätzung’ und ‘Chancengleichheit'”, erklärt Luger lächelnd.

Das Erfolgsrezept des Projekts “Leuchtturm” benennt Gerald Mathis, Obmann der Dornbirner Jugendwerkstätten, ganz klar: “Überall, wo Angst stattfindet, ist man nicht in seinem Konzept. Deshalb trennen wir die Ausbildung von der Prüfung. Unsere Pädagoginnen unterrichten die Studierenden, prüfen sie jedoch nicht. Sie sind immer auf deren Seite. Das baut Vertrauen auf.” VN-SCN

“Pflichtschulabschluss Leuchtturm”
Das Projekt “Pflichtschulabschluss Leuchtturm” wurde 1994 von den Dornbirner Jugendwerkstätten ins Leben gerufen – das erste derartige Projekt in ganz Österreich. Die Teilnehmenden werden in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik, Geografie, Gesundheit und Soziales sowie Kreativität und Gestaltung unterrichtet. Die Prüfung legen sie an der MS Haselstauden ab.
Die Dornbirner Jugendwerkstätten richten sich an arbeitslose Jugendliche und bieten ihnen Beschäftigung, Unterstützung und ein soziales Netzwerk. Die Dornbirner Jugendwerkstätten werden gefördert durch das AMS und das Land Vorarlberg, und arbeiten eng mit der Stadt Dornbirn zusammen.
Im Jahr 2024 wurden insgesamt 242 Jugendliche fachlich qualifiziert und begleitet, davon 140 Burschen und 102 Mädchen aus 14 unterschiedlichen Nationen. Durchschnittlich bleiben die Jugendlichen etwa 6,5 Monate.