„Der richtige Zeitpunkt für ein Testament ist immer der aktuelle“ – Warum junge Menschen für den Tod vorsorgen sollten

Vorarlberg / 09.02.2025 • 10:10 Uhr
Dr. Richard Forster, Notar, Testament
Notar Dr. Richard Forster erklärt, warum es sich lohnt, frühzeitig über die eigene Nachlassregelung nachzudenken. Fotos: VN/Stiplovsek

Auch als junger Mensch sollte man sich mit dem Thema Nachlass beschäftigen und ein Testament verfassen – warum, und was dabei zu beachten ist, erklärt Notar Dr. Richard Forster den VN.

Darum geht’s:

  • Warum auch jüngere Menschen früh über ein Testament nachdenken sollten.
  • Frühe Vorsorge erleichtert die Nachlassregelung erheblich.
  • Notar Richard Forster gibt wertvolle Tipps zur Testamentserstellung.

Feldkirch Es gibt Themen, mit denen man sich nur ungern auseinandersetzt – der eigene Tod und die damit verbundene Nachlassregelung gehört sicher dazu. Dennoch haben bislang nur knapp ein Drittel der über 40-jährigen Vorarlberger mit einem Testament vorgesorgt. Es gibt allerdings gute Gründe, warum man sich bereits als junger Mensch mit dem Thema Testament beschäftigen sollte. Warum es sich lohnt, sich früh Gedanken darüber zu machen und was dabei konkret beachtet werden muss, erklärt Notar Dr. Richard Forster im VN-Interview.

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Ab wann sollte man sich mit der eigenen Nachlassregelung auseinandersetzen? Gibt es so etwas, wie den richtigen Zeitpunkt?

Forster Der richtige Zeitpunkt ist immer der aktuelle Zeitpunkt. Grundsätzlich kann man ab dem 18. Lebensjahr ein Testament erstellen. Das bedeutet, dass auch junge Erwachsene bereits Vermögenswerte haben können, die es zu vererben gilt. Besonders wichtig wird eine Nachlassregelung, wenn man mit Mitte 20 oder Anfang 30 eine junge Familie hat. In diesem Fall sollte man definitiv eine letztwillige Verfügung in Betracht ziehen.

„Der richtige Zeitpunkt für ein Testament ist immer der aktuelle“ – Warum junge Menschen für den Tod vorsorgen sollten
Forster warnt: Unklare Formulierungen im Testament können zu Streit und hohen Kosten führen.

Was versteht man überhaupt unter einem Testament?

Forster Ein Testament ist eine Urkunde, die ich erstelle und die regelt, an wen bei meinem Ableben meine Vermögenswerte übergehen sollen. Das kann eine Person sein, es können mehrere Personen sein. Ich regle darin einfach, wohin mein Vermögen nach meinem Ableben gehen soll.

„Der richtige Zeitpunkt für ein Testament ist immer der aktuelle“ – Warum junge Menschen für den Tod vorsorgen sollten
In Vorarlberg gibt es derzeit 24 Notare. Ein erstes Orientierungsgespräch hinsichtlich eines Testaments ist kostenlos.

Welche Möglichkeiten gibt es, den eigenen Nachlass zu regeln?

Forster In Österreich gilt das Prinzip der Testierfreiheit. Das bedeutet, dass jeder selbst entscheiden kann, wem er sein Vermögen hinterlässt. Dabei sind allerdings gesetzliche Pflichtteile zu beachten. Wer kein Testament erstellt, dessen Erbe wird nach der gesetzlichen Erbfolge verteilt. Deshalb ist es wichtig, sich darüber zu informieren, ob diese gesetzliche Regelung den eigenen Vorstellungen entspricht oder nicht.

Wie sieht die gesetzliche Erbfolge in Österreich aus?

Forster Die gesetzliche Erbfolge basiert auf einem einfachen Prinzip: Zuerst erben die direkten Nachkommen – also Kinder, Enkelkinder und Urenkel. Falls keine direkten Nachkommen existieren, geht das Erbe an die zweite Linie, also an die Eltern oder Geschwister sowie deren Kinder. Danach folgen die Großeltern und deren Nachkommen. Parallel dazu erbt der Ehepartner oder eingetragene Partner. Im Regelfall erhält der Ehepartner ein Drittel des Erbes, während zwei Drittel auf die Kinder verteilt werden. Gibt es keine Kinder, erhält der Ehepartner zwei Drittel, der Rest geht an die Eltern.

Kann man sein Testament selbst verfassen, und welche Fehler passieren dabei häufig?

Forster Ja, man kann sein Testament eigenhändig schreiben. Wichtig ist, dass es von Anfang bis Ende handschriftlich verfasst und unterschrieben wird. Ein Datum und ein Ort sind empfehlenswert, aber nicht zwingend erforderlich. Das größte Problem ist, dass viele Testamente unklar formuliert sind. Fachbegriffe wie Erbe, Vermächtnis oder Pflichtteil sind Laien oft nicht geläufig, was zu ungenauen Formulierungen führen kann. Das kann wiederum zu Streitigkeiten oder hohen Kosten führen.

Wie läuft eine Beratung bei einem Notar ab?

Forster Wir starten immer mit einem Erstgespräch, in dem wir die familiäre und finanzielle Situation sowie die individuellen Wünsche besprechen. Danach erstellen wir einen Entwurf, den der Mandant prüfen kann. In weiteren Gesprächen können Änderungen vorgenommen werden, bevor das Testament formell beurkundet wird.

Lässt sich durch ein Testament auch Streit unter Erben vermeiden?

Forster Ja, ein gut ausgearbeitetes Testament kann viele Streitigkeiten verhindern. Natürlich kann es immer Unzufriedenheit geben, insbesondere wenn jemand nur den gesetzlichen Pflichtteil erhält. Doch wenn das Testament klar und rechtssicher formuliert ist, gibt es wenig Spielraum für Anfechtungen.

Welche Kosten kommen auf jemanden zu, der sein Testament von einem Notar erstellen lässt?

Forster Die Kosten für ein einfaches Testament belaufen sich auf etwa 400 bis 500 Euro netto, dazu kommt eine Hinterlegungsgebühr von rund 30 Euro. Bei komplexeren Fällen kann es etwas teurer werden. Ein erster Beratungstermin ist kostenlos, und eine Überprüfung eines bestehenden Testaments kostet ebenfalls nichts. Wir empfehlen, das Testament etwa alle zehn Jahre auf Aktualität zu überprüfen.

Lesen Sie im nächsten Teil: Wie man den Nachlass plant und was bei Schenkungen zu beachten ist.

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