„Rund um die Uhr im Einsatz“

Vorarlberg / 10.02.2025 • 09:00 Uhr
ABD0009_20230314 – ZILLINGTAL – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Mitarbeiter einer Elektrofirma wŠhrend einer Montage von PV-Modul Paneelen einer Solaranlage am Montag, 13. MŠrz 2023, auf einen Wohnhaus in Zillingtal. Die Energie-Versorger verzeichnen ein reges Interesse der Stromkunden an Photovoltaik-Anlagen. – FOTO: APA/ROBERT JAEGER
Idee bei der Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Photovoltaikanlagen war Bürokratieabbau. Jetzt soll sie wiedereingeführt werden. Foto: APA

Photovoltaik: Seit eine Förderungskürzung im Raum steht, gibt es eine größere Nachfrage.

SCHWARZACH. Philipp Kühne und seine Mitarbeiter haben gerade besonders viel zu tun. Sie bieten Photovoltaikanlagen an, und seit FPÖ und ÖVP im Rahmen der Koalitionsverhandlungen in Wien angekündigt haben, die Mehrwertsteuer-Befreiung für derartige Kleinanlagen zu streichen, gebe es bei „FixPV“, ihrer Firma, einen „extremen Ansturm an Anfragen“, so Kühne: Es handle sich um 40 bis 50 pro Tag. „Wir sind rund um die Uhr im Einsatz.“

Philipp Kühne
Viele Menschen seien verunsichert, berichtet Anbieter Philipp Kühne: „Sie befürchten jetzt erhebliche Mehrkosten.Foto: Kaufmann

Viele Menschen seien verunsichert, fügt er hinzu: „Sie erwägen schon lange, eine Photovoltaikanlage auf ihrem Hausdach errichten zu lassen, und befürchten jetzt erhebliche Mehrkosten. Bei einer durchschnittlichen PV-Anlage reden wir von einer Investition in Höhe von rund 12.000 bis 13.000 Euro.“ Da wären 20 Prozent Mehrkosten aufgrund der Wiedereinführung der Mehrwertsteuer für Privatkunden „deutlich spürbar“.

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Photovoltaik ist über die Jahre zu einem Faktor geworden. In den 2010ern ist es zu einem Boom gekommen, der sich in den 2020ern verstärkt hat. Österreichweit und in Vorarlberg. Martin Reis, Geschäftsführer des Energieinstituts in Dornbirn, kennt Gründe: Die Anlagen seien aufgrund der industriellen Produktion („hauptsächlich in China“) deutlich günstiger geworden. Außerdem sei in der Energiekrise das Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Selbstversorgung gewachsen. Und schließlich sieht Reis einen Zusammenhang mit „dem Siegeszug der Wärmepumpe“: „In Kombination mit Photovoltaik kann man so Strom und Wärme selbst erzeugen.“

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Sollte es zur Wiedereinführung der Mehrwertsteuer kommen, werde die Nachfrage „sicher eine Zeit lang einbrechen“, so Reis: „Die Menschen reagieren sehr sensibel auf Förderungen. Sie betrachten sie nicht nur als finanzielle Unterstützung, sondern auch als Empfehlung der öffentlichen Hand. Wenn eine Förderung ersatzlos gestrichen wird, verursacht das eine gewisse Schockstarre.“

Treppenwitz: Die Idee bei der Einführung der Steuerbefreiung sei gewesen, Bürokratie abzubauen. Ursprünglich habe es Förderkontingente gegeben, wurden Anträge nach Eingang abgearbeitet, bis kein Geld mehr da war. Bei denen, die leer ausgingen, habe das zu Frustration geführt.

Die Sonnenstrom-Förderung erfreut sich derzeit großer Beliebtheit. vn
Photovoltaikanlage in Kennelbach: Landesweit kann mittags an schönen Sommertagen bereits der gesamte Strombedarf gedeckt werden. Foto: VN/Mayer

Photovoltaik ist längst keine vernachlässigbare Größe mehr, wenn es um die Stromproduktion insgesamt geht: An schönen Sommertagen werde mittags der gesamte Strombedarf des Landes allein damit gedeckt, inklusive Industrie, so Reis. Zunehmend relevant werde daher die Speicherung.

Im Übrigen würden sich in Haushalten mit einer Photovoltaikanlage die Konsumgewohnheiten ändern, nehme das Bewusstsein für den Verbrauch zu, laufe die Waschmaschine mittags und werde genauer darauf geachtet, was Strom frisst: „Durch tolle Visualisierungen auf dem Handy bekommt man ja alles mit.“

Martin Reis folgt als Geschäftsführer auf Josef Burtscher. FA/Matak
“Wenn eine Förderung ersatzlos gestrichen wird, verursacht das eine gewisse Schockstarre”, erklärt Martin Reis vom Energieinstitut. Foto: Matak

Philipp Kühne geht mit seinen Kollegen davon aus, dass die Anlagen in jedem Fall gefragt bleiben im Land. Es gebe Spekulationen, dass eine Investitionsförderung der Abwicklungsstelle für Ökostrom, kurz ÖeMAG, wieder auf kleine unter 35 Kilowatt-Peak angewendet werden könnte. Abgesehen davon würde maßgebliche Faktoren, wie steigende Energiekosten, weiterhin bestehen. Und im Übrigen hat der Landtag ja gerade die baurechtliche Bewilligungspflicht für Balkonkraftwerke gestrichen.