Ex-Vizekanzler Gorbach schimpft auf ÖVP, geht aber auch mit Kickl hart ins Gericht

Frastanz Die Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP sind auf der Zielgeraden gescheitert. Der freiheitliche Parteichef Herbert Kickl musste gestern, Mittwoch, den Regierungsbildungsauftrag zurücklegen. Geplatzt waren die Verhandlungen auch deshalb, weil sich die beiden Parteien nicht auf eine Aufteilung der Ministerien einigen konnten. Was folgte, waren gegenseitige Schuldzuweisungen. Schuldige auf beiden Seiten sieht auch der frühere FPÖ-Vizekanzler Hubert Gorbach (2003-2007), der an der ÖVP kein gutes Haar lässt und auch mit FPÖ-Chef Kickl hart ins Gericht geht.

Es sei sehr schade, weil “eine große Chance vertan wurde”, bedauert der 68-Jährige. Dabei würde die Wirtschaft, das ganze Land dringend eine funktionierende Regierung brauchen. Gescheitert seien die Bemühungen schließlich am fehlenden Vertrauen. Gorbach nimmt beide Seiten in die Pflicht. “Nur gescheit sein genügt halt auch nicht, um kanzlerfähig zu sein. Vertrauen aufbauen. Brücken bauen. Eigene Befindlichkeiten zurückstellen. Und ja, Kompromisse suchen und finden bzw. machen gehört auch dazu”, spricht er in einer Textnachricht, die er auch den VN zukommen ließ, in Richtung seines Parteifreundes Herbert Kickl Klartext.

Aussagen, wonach Kickl nicht kanzlertauglich sei, kamen gestern von den politischen Gegnern zuhauf. Mit dem früheren freiheitlichen Vizekanzler kommt jetzt auch aus den eigenen Reihen scharfe Kritik. “Wenn man eine Partnerschaft eingehen will – gerade auf politischer Ebene – dann kann man nicht annähernd 100 Prozent seiner Forderungen durchbringen wollen”, so der Ex-Politiker.

Gorbach stößt sich aber auch an einigen der Aussagen von ÖVP-Vertretern nach dem Scheitern der Verhandlungen. Wenn die ÖVP von “Machtrausch” spreche, sei das geradezu lachhaft. “Keine Partei verdient dieses Prädikat mehr als die ÖVP und ihre Vorderen vom Bürgermeister bis zum Kanzler”, schimpft Gorbach in Richtung Volkspartei. Sie habe sich diese Aus- bzw. Bezeichnung “hart” und jahrelang konsequent erarbeitet.

“Die ÖVP hat noch nicht gecheckt, dass die alten Besitztumzeiten vorbei sind und Kickl noch nicht verstanden, was Regieren zum Unterschied von Opposition bedeutet”, schließt Gorbach seine SMS-Nachricht mit einem Rundumschlag.