“Bei meiner Arbeit darf ich mir Zeit für die Menschen nehmen”

Vorarlberg / 14.02.2025 • 11:21 Uhr
Sabrina Wachter VdT
Sabrina Wachter beim Anzünden einer Kerze in der Osternacht. Scopoli

Gemeindeleiterin Sabrina Wachter erzählt von ihrer Berufung und der Begegnung mit einem besonderen Schaufenster.

Bludenz In ihrem ersten Berufsleben war Sabrina Wachter Flugbegleiterin in Wien. Eine unerwartete Entwicklung veranlasste die Bürserin dann, sich erneut auf die Suche nach ihrer Berufung zu machen. Schließlich kam es zu einer schicksalshaften Begegnung, die Wachters Leben verändern sollte.

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Sabrina Wachter vor ihrer Pfarrkirche Herz Mariae in Bludenz. VN/Schallert

Das Schaufenster

Dabei war es nicht etwa die Suche nach einem Beruf, die Wachter damals zu dieser Begegnung führte. Vielmehr war es eine unbewusste Richtung, die sie an jenem Tag einschlug. “Ich machte einen meiner Spaziergänge durch Wien”, erzählt die heute 35-Jährige. “Das habe ich immer gerne gemacht, einfach ohne Ziel drauflos. Am Stephansplatz stieß ich dann auf ein Schaufenster, das für ein Seminar zu kirchlichen Berufen warb.”

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Wachter segnet die Kleinkindbetreuung Getzners in Bludenz. Scopoli

Im Schaufenster befanden sich bunte Holzwürfel mit Schlagwörtern, die ihr ins Auge fielen: Gemeinschaft, Glaube, Jesus und Gott kennenlernen. “Das hat mich sofort angesprochen. Auf dem Rückweg passierte ich das Schaufenster erneut und sah es mir genauer an. Ich telefonierte mit meiner Familie darüber, die mich darin bestärkte, dann informierte ich mich näher – und so bin ich schlussendlich zu diesem Beruf gekommen.“

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Sabrina Wachter am hübschen Ambo, der die vier Evangelisten Matthäus (Engel), Johannes (Adler), Markus (Löwe), und Lukas (Stier) zeigt. VN/Schallert

Die Freude über das Schaufenster empfand nicht nur sie allein. “Als ich beim Seminar anrief, meinten sie: ‘Jemand hat sich gemeldet! Das Schaufenster hat sich gelohnt!'”, berichtet Wachter lachend. “„Es war von den Studierenden des Seminars entworfen worden, damit Menschen auf diesen Berufsweg aufmerksam gemacht werden. Sie meinten, sie hätten es für mich gestaltet.“

Die Gemeinschaft

Ihr Glaube an Gott und das Miteinander der Kirche spielten in Wachters Leben seit jeher eine wichtige Rolle. Sie war Ministrantin, Lektorin, engagierte sich in der Jungschar und im Pfarrgemeinderat. Dieses tiefe Bedürfnis nach Gemeinsamkeit begleitete sie bis nach Wien, fernab ihrer Heimatgemeinde. “Vielleicht berührte mich das Schaufenster in diesem Moment so sehr, weil ich mich nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit sehnte“, meint die Gemeindeleiterin.

“Im Zentrum steht immer das Miteinander. Wir schaffen zusammen Momente, in denen Menschen sich Gott öffnen können.”

Sabrina Wachter, Gemeindeleiterin und Seelsorgerin

Letztlich führte Wachters Weg nach ihrer Ausbildung wieder zurück ins Ländle. Heute ist sie Gemeindeleiterin der Pfarre Herz Mariae und verantwortet den Seelsorgeraum im Lebensraum Bludenz. “Meine Arbeit ist äußerst vielseitig und abwechslungsreich”, berichtet Wachter lächelnd. “Aber im Zentrum steht immer das Miteinander. Gemeinsam schaffen wir Momente, in denen sich Menschen Gott öffnen können.”

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Viele Erstkommunionskinder sind mit Wachter bei der Brotsegnung am Gründonnerstag dabei. Scopoli

Auch nach dieser Begegnung mit dem Schaufenster erlebte Wachter immer wieder prägende Momente, die ihre Entscheidung bekräftigten. Ob es ein anfangs skeptischer Bub war, der nach der Erstbeichte zu Wachter kam und sagte: ‚Woasch, Sabrina, des hot mir jetzt wirklich guat to“, oder eine Reise nach Israel, die sie im Rahmen der Ausbildung unternahm und ihrem Glauben eine neue Tiefe verlieh. Ihre Liebe zur Gemeinschaft und ihre Beziehung zu Gott begleiteten sie ihr ganzes Leben lang.

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Auch bei der Bezeichnung mit dem Aschenkreuz am Aschermittwoch ist Wachter dabei. Scopoli

Der rote Faden ihrer beruflichen Laufbahn ist dabei die Arbeit mit den Menschen. “Eines der größten Geschenke meiner Arbeit ist, dass ich mir Zeit für die Menschen nehmen darf”, erklärt sie mit einem Lächeln. “Es kommt nicht auf die Uhr an. Ich kann mir die Zeit nehmen und für die Menschen da sein. Immer wieder gibt es Momente, in denen die Menschen spüren, dass sie nicht allein sind.”

Ob letztlich Zufall, Schicksal oder eine höhere Macht Wachter damals zu diesem Schaufenster führte: Es war zweifellos eine Begegnung, die genau so bestimmt war. VN-SCN

Zur Person

Sabrina Wachter

Geburtstag: 19. 4. 1989

Wohnort: Bürs

Berufsbezeichnung: Gemeindeleiterin, Seelsorgerin

Tätigkeitsbereich: Pfarrkirche Herz Mariae, Seelsorgeraum im Lebensraum Bludenz

Hobbys: Lesen, basteln, Zeit in der Natur verbringen