“Ich brauche Freiheit, aber auch Gemeinschaft” – Per Stammtisch zum Bauprojekt

Als Genossenschaft den eigenen Wohnblock bauen, eine Gemeinschaft schaffen: Ein Stammtisch für eine neue Wohnform, der genossenschaftliche Wohnbau.
Bregenz “Ich habe das Gefühl, es geht jetzt wirklich los”, freut sich Jeanette Vonbank im Ausklang des Treffens im Stadtteilbüro Mariahilf. Denn sie blickt auf einen realen Zeitplan: Im März wird die Genossenschaft gegründet, in drei Jahren könnte das erste Projekt stehen. Es wäre das zweite in Österreich.

Es ist ein Stammtisch von “Gemeinsam Bauen und Wohnen” (GBW), derzeit verfolgt der Verein zwei Bauprojekte: “ZÄMM” im Blumenweg in Lauterach mit geplanten 50 Wohneinheiten und “WIR” im Bregenzer Lehenweg. Wer bei Genossenschaft an eine Hippiekommune denkt, ist hier falsch. Die Idee erinnert eher an die Raiffeisenlager oder Vorarlberg Milch, ebenfalls Genossenschaften: Ein Zusammenschluss zur Selbsthilfe, ohne dass Externe einen Gewinn mit der eigenen Arbeit machen. Im Wohnbau, also ohne Gewinnaufschlag, bauen für den Eigenbedarf und sich dafür einzubringen. So werden die Mitglieder selbst zu Bauherren, wie auch beim Hausbau.
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Ein gutes Dutzend Interessierte und Vereinsmitglieder haben sich hier am Mittwochabend versammelt und sprachen über ihre Erwartungen. Gemeinsam ist vielen der Wunsch nach dem Ausgleich von Privatsphäre in der eigenen Wohnung und sich durch die gemeinsam genutzten Gemeinschaftsräume wie Garten, Gästezimmer oder einen Aufenthaltsraum mit Küche und vielleicht einer Bibliothek in eine Gemeinschaft einbringen zu können. Aber auch der Wunsch, selbstbestimmt alt zu werden oder nicht von der Last eines zu groß gewordenen Eigenheims erschlagen zu werden, ist erkennbar.

Bei der Dornbirnerin Claudia Latt kommt beides zusammen. “Wir möchten selbst entscheiden, wo und wie wir im Alter wohnen”, betont sie. Und durch den Auszug der Kinder wurde das eigene Heim zu groß. Ihre Erwartung: “Im Alter gemeinsam mit unterschiedlichsten Menschen etwas zu tun zu haben, um nicht eigenbrötlerisch zu werden, sondern offen zu bleiben.” Sie präferiert das Konzept in Lauterach, träumt aber auch von einem genossenschaftlichen Wohnprojekt in Dornbirn. “Wir haben schon lange nach einem Projekt gesucht, aber in Vorarlberg gab es bisher nichts Vergleichbares”, bedauert die gelernte Industriekauffrau.

Auch Vonbank sah in der eigenen Familie, was der Verlust von Selbstbestimmtheit im Alter bedeutet. Für sie als Freiheitsmensch furchtbar. “Ich brauche meine Freiheiten, aber auch eine Gemeinschaft”, fasste sie den Entschluss, das Heft in die eigene Hand zu nehmen. Sie begleitet das Projekt seit den Überlegungen, etwas Vergleichbares im Salvatorkolleg aufzuziehen. “Ich hab es gern, wenn ich das Gefühl habe, es sind Leute, Kinder da.”
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Zumindest ein Kind wird Verena Kohler einbringen. “Für mich bedeutet es, einen Rückzugsort zu haben und gleichzeitig unser Leben mit anderen Familien teilen zu können – sei es beim gemeinsamen Kochen, Essen oder in der Freizeit. Besonders schön fände ich es, dass die Kinder gemeinsam aufwachsen, lachen, spielen und ihre Interessen teilen können.” Dass es auch Herausforderungen gibt, wenn viele Personen etwas Gemeinsames tun, ist allen klar. “Das schreckt mich nicht ab. Überhaupt nicht”, versichert Vonbank.
Informationsmöglichkeiten
Der Verein “Gemeinsam Bauen und Wohnen” finden Sie in der Halle 8 auf der com:bau dieses Wochenende. Hier werden Vereinsmitglieder über das Projekt informieren, um Umfeld werden sich auch vergleichbare Projekte als auch der Verein Weiterwohnen mit dem Fachservice für gemeinschaftliches Wohnen vorstellen.
Der nächste Stammtisch von GBW ist am 19. März ab 18 Uhr im Stadtteilbüro Mariahilf, Bregenz.