100 Kilometer an einem Tag von Partenen bis Bregenz: “Wir haben alle ein bisschen einen Vogel”

Warum Dieter Reis (fast 50) und Gerhard Sutter (52) in ihrer Freizeit extreme Distanzen laufen.
Dalaas, Ludesch 103 Kilometer zu Fuß von Partenen nach Bregenz in 14 Stunden. Bei Schnee und Eis und mit Stirnlampe. Von 5.30 Uhr morgens bis 19.30 Uhr abends. Das hat sich der Ludescher Gerhard Sutter schon zweimal angetan und wird es bald wieder tun.

Auch seinem Kollegen Dieter Reis reicht die Marathon-Distanz über die traditionellen 42 Kilometer längst nicht mehr. Deshalb wird er quasi als Trainingslauf beim “Xiberg Extreme” am 8. März vierzig oder sechzig Kilometer von Süden Richtung Norden durch das Land rennen. “Wir haben alle ein bisschen einen Vogel”, meint der Obmann des Veranstaltungsteams TRT (Trail Running Team) Vorarlberg und lacht.

Reis und Sutter sind beide verheiratet, jeweils Papas von zwei Kindern und sind beruflich als Verkaufsleiter für Beschläge und selbstständiger Zimmerer im Einsatz. Bei der Familie Reis ist Laufen Familiensache, bei der Familie Sutter wird der Papa bei seinem Hobby an den Verpflegungsstationen und im Hintergrund unterstützt.

“Grenzen ausloten”
Warum die beiden in ihrer Freizeit laufen und laufen und laufen? “Für mich geht es darum, die körperlichen Grenzen auszuloten”, erläutert Reis seine Motivation dafür, quer durch das Land zu joggen. Es geht für ihn auch um das Miteinander. Denn: “Alleine bleibst du auf der Strecke”. Beim “Xiberg Extreme” gibt es keine Zeitnehmung, es geht um das Durchhalten. Damit sich die Teilnehmenden nicht verlaufen, gibt es die Strecke via GPS auf die Uhr am Handgelenk. Diese führt vornehmlich entlang von Radwegen.

Wir haben alle ein bisschen einen Vogel.
Dieter Reis,
Obmann TRT Vorarlberg
“Irgendwann ist alles nur noch Kopfsache”, sagt Sutter, “im Vorjahr hatte ich das Gefühl, ich schaffe es nicht. Ab Frastanz hatte ich ein Stechen im Knie.” Irgendwann kam für ihn trotz „Wehwehchen“ aber der Punkt, die letzten Kilometer durchziehen zu wollen. Mithilfe von Laufspielen und einem Kollegen schaffte er es schließlich doch noch bis zum Ziel in Bregenz und zum gemeinsamen Bier.


Für die Läufer des TRT Vorarlberg bildet das Event den Startschuss in die neue Saison, in der für sie wieder mindestens zehn Starts bei verschiedenen Berg- und Marathonläufen auf dem Programm stehen werden. Sutter hatte es zuletzt etwa nach dem Dreiländermarathon auch noch zu jenem nach New York gezogen. Heuer möchten beide unter anderem den Transalpine-Lauf über 240 Kilometer und 15.000 Höhenmeter von Lech zum Reschensee angehen. Die Faszination an den Läufen im Gebirge? “Am Berg wird gegrüßt, auf der Straße nicht”, sagt Reis.

Um an solchen Events teilnehmen zu können, ist jahrelanges Lauftraining gefragt. Aktiv sind Reis und Sutter das ganze Jahr über, laufen zwischendurch auch mal um 4 Uhr Früh auf die Drei Türme. “Momentan renne ich etwa 100 Kilometer und bis zu 4000 Höhenmeter die Woche”, erzählt Reis. Ein eineinhalbstündiger Lauf vor der Arbeit in der Früh zählt für den Klostertaler inzwischen zu seinem Alltag. “Dann schmeckt das Frühstück gleich besser.”
Regelmäßiges Training
Unternehmer Sutter geht regelmäßig an den Wochenenden und mit einer weiteren Laufgruppe in seiner Heimatgemeinde am Donnerstagabend auf Tour. Für ihn beginnt die Arbeit im Büro auch schon mal um 5.30 Uhr, damit sich zwischendurch ein Lauf ausgeht.
Zur Person
Dieter Reis
Alter 49
Wohnort Dalaas
Familie verheiratet, zwei Kinder
Beruf Verkaufsleiter im Beschlagsbereich
Hobbys Laufen
Lebensmotto Gib net uf
“Ich war immer schon ein Vereinsmeier”, erzählt der 52-Jährige. Früher war er öfter am Fußballplatz anzutreffen. “Ich war aber auch dort eher der Läufer, als der Techniker”, meint er und lacht. Gemeinsam mit Kollegen entdeckte er schließlich die Begeisterung für die Langstrecken, bei denen sich die Läufer gegenseitig zu extremen körperlichen Herausforderungen motivieren.
Zur Person
Gerhard Sutter
Alter 52
Wohnort Ludesch
Familie verheiratet, zwei Kinder
Beruf selbständiger Zimmerer
Hobbys Fußball und Laufen
Lebensmotto Was usgmacht isch, wird fertig gmacht

Reis sattelte vor Jahren vom BMX auf Geländeläufe um und hatte 2017 den Sonnenkopf Trail – den Klostertaler Berglauf – ins Leben gerufen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau und zwei Kollegen gründete er vor acht Jahren den TRT Vorarlberg. Inzwischen ist die Truppe auf 80 Mitglieder angewachsen, hat schon etliche Veranstaltungen ins Leben gerufen und organisiert seit einigen Jahren den “Herzlauf”, bei dem die Läufer herzkranke Kinder und deren Familien unterstützen.
Am Fußballplatz war ich auch eher der Läufer als der Techniker.
Gerhard Sutter,
Hobby-Ultraläufer
Bevor die Charity-Veranstaltung im Mai wieder auf dem Programm steht, gilt der Fokus auf den dritten “Xiberg Extreme”, der in Anlehnung an den “Burgenland Extrem” ins Leben gerufen wurde. Auch in Vorarlberg steigt die Teilnehmerzahl, ist aber nach wie vor begrenzt. “Heuer sind es allein über die 100 Kilometer 24 Teilnehmer. Insgesamt rechnen wir mit ca. 50 Startern von verschiedenen Vereinen”, berichtet Reis. Erstmals gibt es heuer auch verkürzte Strecken ab Ludesch und Feldkirch.
Weitere Infos zum “Xiberg Extreme” sind unter www.trt-vorarlberg.com abrufbar.