Was geschieht mit Online-Konten, Kryptowährungen und Social-Media-Zugängen nach dem Tod?

Vorarlberg / 23.02.2025 • 10:35 Uhr
Was geschieht mit Online-Konten, Kryptowährungen und Social-Media-Zugängen nach dem Tod?
Seit mehr als drei Jahrzehnten begleitet Dr. Richard Forster Menschen bei ihrer Nachlassregelung. Durch die Digitalisierung hat sich dabei vieles gewandelt. VN/Stiplovsek

In einer zunehmend digitalen Welt rät Notar Dr. Richard Forster, das digitale Erbe sorgfältig zu regeln. So wird sichergestellt, dass persönliche Daten und Vermögenswerte nach dem Tod korrekt verwaltet werden.

Darum geht’s:

  • Digitale Vorsorge ist zunehmend wichtig im digitalen Zeitalter.
  • Profildaten, Zugänge zu Onlinebanking und Cloud-Daten sind betroffen.
  • Notar empfiehlt, digitales Erbe sinnvoll zu regeln.

Feldkirch Profile auf Tiktok und Co., Kryptowährungen, Cloud-Daten – unser Leben spielt sich zunehmend digital ab. Doch was passiert mit diesen Daten nach dem Tod? Notar Dr. Richard Forster erklärt im VN-Interview, warum digitale Vorsorge wichtig ist, welche Fehler man vermeiden sollte und wie man sein digitales Erbe sinnvoll regelt.

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Das Thema digitales Erbe gewinnt zunehmend an Bedeutung. Was gibt es grundsätzlich zu beachten?

Forster Die Digitalisierung schreitet rasant voran, und mit ihr wächst auch die Bedeutung des digitalen Nachlasses. Grundsätzlich wird dieser nicht anders behandelt als andere Vermögenswerte. Die entscheidende Frage ist: Wer soll nach dem Tod über die digitalen Werte verfügen? Und vor allem – wie kommt diese Person an die nötigen Passwörter und Zugänge?

Gibt es hier besondere Herausforderungen?

Forster Ja, insbesondere weil viele Daten auf Servern im Ausland gespeichert sind, beispielsweise in Clouds oder auf Plattformen wie Facebook oder Google. Hier kann das Recht des jeweiligen Landes eine Rolle spielen, was nicht immer mit österreichischem Recht kompatibel ist. Das muss man bei der Nachlassplanung berücksichtigen.

Welche Möglichkeiten gibt es, Passwörter sicher zu hinterlegen?

Forster Es gibt Unternehmen, die anbieten, Zugangsdaten zu speichern. Doch dabei muss man vorsichtig sein: Was passiert, wenn diese Firmen insolvent gehen oder plötzlich nicht mehr existieren? Wir empfehlen daher, wichtige Passwörter bei einem Notar zu hinterlegen – entweder auf Papier oder auf einem USB-Stick mit einem Masterpasswort. Dazu wird genau festgelegt, wer im Todesfall Zugriff darauf erhält.

Was geschieht mit Online-Konten, Kryptowährungen und Social-Media-Zugängen nach dem Tod?
Passwörter gehören nicht ins Testament, warnt Forster. Stattdessen sollten digitale Zugänge sicher hinterlegt und die Verfügungsrechte klar geregelt werden. VN/Stiplovsek

Sollte man Passwörter in einem Testament vermerken?

Forster Nein. Testamente müssen an die nächsten Angehörigen übermittelt werden. Würden dort Zugangsdaten stehen, könnten alle Verwandten auf diese Konten zugreifen. Das wäre eine denkbar schlechte Lösung. Viel sinnvoller ist es, die Verfügungsrechte im Testament zu regeln und die Zugangsdaten in einem separaten Dokument zu hinterlegen.

Neben Social-Media-Konten sind auch Kryptowährungen ein großes Thema. Was ist hier zu beachten?

Forster Kryptowährungen wie Bitcoin sind natürlich ebenfalls Teil des digitalen Nachlasses. Da sie nicht auf klassischen Bankkonten liegen, sondern in Wallets gespeichert werden, ist es essenziell, dass die Erben wissen, wo sich diese befinden und wie sie darauf zugreifen können. Auch hier empfehlen wir, einen sicheren Hinweis zu hinterlegen, damit im Erbfall keine Vermögenswerte verloren gehen.

Gibt es in Österreich bereits ein digitales Testament?

Forster Die Testamentsform selbst ist noch nicht digital. Andere Urkunden, wie Notariatsakten, gibt es in digitaler Form, aber das Testament muss weiterhin physisch vorliegen. Allerdings spricht man oft von einem „digitalen Testament“, wenn man ein Dokument erstellt, in dem festgehalten wird, wer die digitalen Zugänge und Konten übernehmen soll.

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Wird sich das in Zukunft ändern?

Forster Ich denke, aktuell ist es noch wichtig, dass ein Testament physisch existiert. Aber wenn sich die technischen Möglichkeiten weiterentwickeln, kann ein digitales Testament durchaus eine Überlegung wert sein.

Mit welchen Kosten muss man rechnen, wenn man seinen digitalen Nachlass über einen Notar regeln lässt?

Forster In der Regel liegt der Aufwand bei etwa 500 bis 600 Euro netto.

Sollte sich auch die jüngere Generation mit diesem Thema beschäftigen?

Forster Absolut. Gerade junge Menschen haben oft viele digitale Werte, sei es Social Media, Kryptowährungen oder Online-Konten. Es ist daher sinnvoll, sich frühzeitig um eine Regelung zu kümmern. Aber natürlich betrifft das auch ältere Menschen, die digital aktiv sind.

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Lesen Sie im vierten Teil “Vorsorge für den Abschied” am 2. März (online) und 3. März (VN Print) zum Thema Patientenverfügung und Geschäftsunfähigkeit.