Von Hörbranz nach Oxford: Vorarlberger Neurowissenschaftlerin revolutioniert Erforschung von Hundegehirnen

Neurowissenschaftlerin Magdalena Boch erforscht in Oxford die sozialen Fähigkeiten von Tieren.
OXFORD/Hörbranz “Die Uni in Oxford ist wunderschön, sie erinnert ein bisschen an Hogwarts”, erzählt Magdalena Boch lächelnd. Seit 2025 forscht die promovierte Neurowissenschaftlerin aus Hörbranz an der weltbekannten Universität zu neuronalen Mechanismen sozialer Fähigkeiten. Ihre Expertise: Hundegehirne.

Von Hörbranz nach Wien
Ihre Passion für Neurowissenschaften entdeckte sie im Psychologie-Studium, ihre Berufung in der Vorlesung Biologische Psychologie. “Diese hielt der Vorarlberger Neuropsychologe, Professor Claus Lamm”, erinnert sie sich zurück. “Während des Studiums merkte ich, wie sehr mich Neurowissenschaften interessieren, und wie unser Gehirn soziale Information verarbeitet.” Im Master spezialisierte sie sich auf Neurowissenschaften und Methoden.

Bochs Wissensdurst war danach nicht gestillt, und sie entschied sich für das Doktorat. Dafür fand sie eine Forschungsgruppe in Wien. “Sie bauten einen Standort auf, um mit Hunden zu forschen, die normal in Haushalten leben und für MRT-Scans trainiert werden. Ich fand das spannend und habe mich beworben. So begann ich meinen PhD und die Forschung mit Hunden. Wir erforschen die neuronalen Mechanismen sozialer Fähigkeiten und deren Evolution. Dafür vergleiche ich, wie menschliche Gehirne und Hundegehirne soziale Informationen verarbeiten.”
gut zu wissen
In der Neurowissenschaft wird das MRT (Magnetresonanztomographie) verwendet, um die Struktur und Funktion des Gehirns zu untersuchen. Es gibt zwei Hauptarten von MRTs, die in der Neurowissenschaft häufig genutzt werden.
Beim Strukturellen MRT werden hochauflösende Bilder des Gehirns erstellt, um dessen Struktur zu untersuchen und Veränderungen oder Schädigungen zu erkennen.
Beim Funktionellen MRT (fMRT) wird die Aktivität des Gehirns gemessen, indem es Veränderungen im Blutfluss misst. Ist eine bestimmte Gehirnregion aktiv, wird mehr sauerstoffreiches Blut dorthin gepumpt. Das fMRT erkennt diese Veränderung und kann feststellen, welche Bereiche des Gehirns bei bestimmten kognitiven Prozessen aktiviert werden. Die Prozesse eines Gehirns können dann mit denen anderer Gehirne (z.B. Mensch und Hund) verglichen werden.
Das Forschungsfeld ist klein. “Weltweit gibt es nur vier Forschungsgruppen zu diesem Thema, und wir in Wien sind eine davon. Es war Teil meines Doktorats, die Forschungsstelle mit aufzubauen und Methoden zur Datenerhebung sowie Analyse zu entwickeln.”

Mit ihrer Arbeit trug Boch maßgeblich zur Entwicklung des Forschungsgebiets bei. “Ich war die Erste, die im Hundehirn eine Region entdeckte, die auf Körperwahrnehmung spezialisiert ist. Wenn Hunde Menschen sehen, wird diese Region ähnlich aktiviert wie beim Anblick von anderen Hunden”, erklärt sie. „Das könnte auf die enge Bindung zwischen Hund und Mensch hindeuten. Nun ist die Frage: Wurden Hunde durch Domestizierung sozialer? Oder waren sie einfach zu domestizieren, weil Wölfe bereits sehr soziale Tiere sind?”
Von Hörbranz nach Oxford
Nach dem Doktorat war für Boch die Reise noch lange nicht zu Ende. Ihre Arbeit wurde zuerst mit der Auszeichnung ‘L’Oréal & UNESCO For Women in Science‘ gewürdigt. Daraufhin folgte der Forschungsauftrag an der University of Oxford.

Während ihres PhDs verbrachte Boch bereits ein halbes Jahr in Oxford und knüpfte Kontakte zur Forschungsgruppe, mit der sie heute arbeitet. “Das hat sich super ergeben: Ich wollte ihre Methoden kennenlernen, sie suchten eine Expertin für das Gehirn von Hunden und deren Artgenossen.”

An der University of Oxford erweiterte Boch ihr Forschungsfeld, doch die Fragestellung blieb gleich. “Nun erforsche ich auch die Gehirnscans afrikanischer Wildhunde und Wölfe. Ebenso die von Tieren, die weniger sozial sind, wie etwa Tiger. Auch Katzen untersuche ich, diese wurden auch domestiziert, sind jedoch in freier Natur eher Einzelgänger. Welche Unterschiede gibt es zwischen den Gehirnen sozialer Tiere und denen, die weniger kooperativ sind?”

In Oxford hat Boch ihre neue akademische Heimat gefunden. „Oxford ist wunderschön. Der einzige Nachteil ist“, meint sie lachend, „dass es nicht fahrradfreundlich ist. Ich fahre aber trotzdem überall mit dem Fahrrad. Man trifft Forscher aus der ganzen Welt, und mein Netzwerk ist viel größer geworden. Durch das dortige Zentrum für Vergleichende Neurowissenschaften kann ich wahnsinnig viel lernen. Gleichzeitig kann ich aber auch viel beitragen, was es davor noch nicht gab.” VN-SCN
Zur Person
Dr. Magdalena Boch
Geburtsdatum: 19. 7. 1990
Wohnort: Oxford, UK
Herkunft: Hörbranz
Hobbys: Radfahren, bouldern, zeichnen, reisen
Lieblingstier: Ziegen, Hunde