“Der Shitstorm nach unserer Ankündigung war es uns wert“ – So reagiert Hansesun auf Elon Musks Politik

Der rasche Aufstieg des Elektroautoherstellers Tesla gerät ins Stocken. Elon Musks kontroverse politische Aktivitäten rufen kritische Reaktionen hervor – auch in Vorarlberg.
Röthis, Schwarzach „30 Minuten nach Trumps Wahlsieg haben wir entschieden, unsere Teslas zu verkaufen“, zog Andreas Müller, Marketingleiter des Photovoltaik-Unternehmens Hansesun, Konsequenzen. Musks Unterstützung für Trump sei unvereinbar mit Teslas Umweltversprechen.
Hansesun verkaufte nicht nur zwei Firmen-Teslas, sondern stoppte auch geplante Neuanschaffungen. “Der Shitstorm nach unserer Ankündigung war es uns wert“, so Müller. Die beiden Hansesun-Mitarbeiter sind inzwischen wie der Rest der Belegschaft mit E-Autos anderer Hersteller unterwegs. Ihr Fuhrpark umfasst 50 Elektrofahrzeuge. Den Erlös investierte das Unternehmen in das Hilfsprojekt „Solarstrom für Palorinya“ in Uganda, das eine Photovoltaikanlage für Schulen und Betriebe errichtet. Müller betont: „Wir haben unsere Werte. Musk hat diese Werte verraten, nicht wir.“

Ein Vorarlberger Unternehmer, der anonym bleiben will, kann Musk auch nicht länger mittragen. „Man kann das Auto nicht mehr guten Gewissens kaufen und fahren“, erklärt er – und verkauft seinen Tesla.
Noch vor wenigen Jahren war Tesla auf der Überholspur. 2021 verzeichnete das Unternehmen einen Rekordanstieg des Markenwerts um 184 Prozent. Doch seither hat sich das Blatt gewendet. Die Übernahme von Twitter und Musks polarisierende Positionen haben zahlreiche Fans abgeschreckt. Besonders sein jüngstes politisches Engagement – die Unterstützung von Donald Trump sowie rechtsextremer Parteien in Großbritannien und Deutschland – hat für Kontroversen gesorgt.
Absatzrückgang
Die Debatten scheinen sich auch auf den Absatz auszuwirken. Tesla musste im Januar in mehreren europäischen Märkten Rückgänge hinnehmen. Während die Gesamtzulassungen für Elektroautos in Großbritannien stiegen, sanken Teslas Verkäufe dort um fast zwölf Prozent. In Frankreich brach der Absatz um 63 Prozent ein, in Schweden um 44, in Norwegen um 38 und in den Niederlanden um 42 Prozent. In Deutschland verkaufte Tesla nur noch 1277 Fahrzeuge – ein Minus von fast 60 Prozent.

Auch in Österreich zeigt sich die Krise: Der Marktanteil des US-Herstellers liegt bei drei Prozent, Tesla ist auf Platz zwölf der Zulassungsstatistik. Ähnlich sieht es in den USA aus: In Kalifornien, dem größten US-Automarkt, verzeichnete Tesla im Januar einen Rückgang von zwölf Prozent.
Neben dem Imageproblem steht Tesla auch technologisch unter Druck. Andere Hersteller bringen modernere Modelle auf den Markt und gewinnen Marktanteile.

Tesla-Fahrer distanzieren sich
In Online-Foren äußern sich Tesla-Fahrer zunehmend kritisch. Viele schätzen ihr Fahrzeug, sehen sich aber mit unangenehmen Fragen zu Musks Politik konfrontiert. „Ich werde ständig auf meinen Tesla angesprochen, als wäre ich automatisch ein Musk-Fanboy“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer betont, dass er Musk nicht unterstützt, aber auch nicht „in Sippenhaft genommen“ werden möchte.
Einige Tesla-Besitzer setzen ein klares Zeichen: Mit Aufklebern wie „I bought this before Elon went crazy“ („Ich habe es gekauft, bevor Elon verrückt wurde“) distanzieren sie sich von Musk, ohne ihr Auto zu verkaufen odere andere lassen ihre Leasingverträge auslaufen.
