“Tierisch interessant”: Das unterschätzte Kaninchen

Vorarlberg / 28.02.2025 • 13:00 Uhr
Kaninchen Tierserie Tierisch interessant
In Wirklichkeit haben Kaninchen außerordentliche Fähigkeiten und spezielle Bedürfnisse.

Als Bunny im Fasching? Eine beliebte Verkleidung. Abseits langer Ohren und Stummelschwanz hüten echte Kaninchen viele Geheimnisse. 

Tanja Warter

Bregenz Wenn Kinder sich nichts sehnlicher wünschen als ein Haustier, fällt die Wahl häufig auf Kaninchen. Brauchen weniger Zeit, kosten weniger und sind leichter zu halten als Hunde oder Katzen. Denkt man. In Wirklichkeit haben Kaninchen außerordentliche Fähigkeiten und spezielle Bedürfnisse.

Tanja Warter Tierisch interessant
Tanja Warter ist Tierärztin aus Bregenz.

1. Platz: Hinterbeine von Kaninchen sind etwa doppelt so lang wie die Vorderbeine und damit optimal zum Hoppeln. Selbst ein kleines Kaninchen kommt mit jedem Hoppler gut 65 Zentimeter weit. Macht es Tempo, schafft es pro Einzelsprung sogar eineinhalb Meter. In Spiellaune vollführen sie Luftsprünge, dazu kommt das Buddeln! Ein perfektes Freigehege ist deswegen so großzügig wie möglich, abwechslungsreich und verfügt über einen aus- und einbruchsicheren Zaun. Auch der Käfig kann nie zu groß sein. Vier Quadratmeter (gern über zwei Ebenen) sollten es für zwei Kaninchen schon sein.

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2. Kuschelfaktor: Kürzlich beklagten sich Eltern bei mir: „Wenn unser Lukas die Hand in den Käfig streckt, knurren Vitello und Tonnato. Sie beißen und kratzen auch.“ So hatten sie sich Kaninchen nicht vorgestellt. Die gute Nachricht: 95 Prozent der Fälle von Aggressionen gegen Menschen können behoben werden. Häufigste Ursachen sind schlechte Haltung (z.B. das Einsperren im kleinen Käfig rund um die Uhr), fehlende Artgenossen und falscher Umgang. So gibt es skurrile Theorien, ein dominantes Kaninchen müsse man Zwangskuscheln, um ihm so die noch größere Dominanz des Menschen zu vermitteln. In Wahrheit fühlt sich das Tier aber bedroht und wird unter Umständen aggressiv. Oder: Ein Kaninchen, das sich fürchtet, zeigt das sogenannte „Erstarren“. Vor allem Kinder denken dann: „Praktisch, das Tier hoppelt nicht weg, jetzt kann ich es streicheln.“ Das Kaninchen lernt: „Wenn ich Angst habe, bringt Erstarren nichts. Besser beiße ich, damit man mich versteht.“ Missverständnisse dieser Art sind an der Tagesordnung.

"Tierisch interessant": Das unterschätzte Kaninchen
Wenn Kinder sich nichts sehnlicher wünschen als ein Haustier, fällt die Wahl häufig auf Kaninchen.

3. Auswahl und Gesundheit: Bei Hunden spricht es sich nach und nach herum, dass es Rassen gibt, die nicht gesund sind. Man denke an die Möpse mit kurzen Schnauzen und Atemnot. Ähnlich kurze Schnauzen gibt es bei Kaninchen. Diese wirken auf die Form des Kiefers und auf das Zahnwachstum aus. Resultat: schiefe Zähne. Ein Problem, weil Kaninchenzähne lebenslang wachsen. Schleifen sie sich beim Mümmeln nicht durch den passenden Gegenbiss ab, werden sie länger und länger – bis die Tiere irgendwann nichts mehr fressen können. Betroffene Tiere müssen alle sechs bis acht Wochen zum Zähnekürzen zum Tierarzt.

Hasen
Auch auf das richtige Futter kommt es an.

Auch Schlappohren bereiten Probleme. Weil kaum Luft in den Gehörgang gelangt, kommt es oft zu Ohrenentzündungen. Zusätzlich sind Ohren für die Kommunikation wichtig. Nach vorn gerichtet signalisieren sie Aufmerksamkeit und Neugierde, nach hinten abgelegt ist das Kaninchen entweder vollkommen entspannt oder aber ängstlich bis unterwürfig. Schlappohrkaninchen können sich auf diese Art nicht verständigen.

Fazit: Diese kleine Auswahl an Wissenswertem zeigt, dass viel Knowhow und Aufwand – von der Partnerwahl bis hin zur Fütterung – nötig sind, um den Tieren ein wirklich gutes Leben zu bereiten. Dann aber können sie viel Freude bereiten.

Die Serie „tierisch interessant“ wird unterstützt vom Land Vorarlberg