
Von der “grünen Grenze” ins gemeinsame Leben: “Man war sich sehr nah, aber trotzdem fern”
Vor fünf Jahren trennte die Coronapandemie Engin und Fabienne durch geschlossene Grenzen.
Darum geht’s:
- Coronapandemie trennte Paare durch geschlossene Grenzen.
- Grüne Grenze war heimlicher Treffpunkt für Engin und Fabienne.
- Heute sind sie glücklich verheiratet mit einer Tochter.
Lustenau, Hohenems Fünf Jahre ist es her, dass die Welt stillzustehen schien. Die Coronapandemie brachte das öffentliche Leben zum Erliegen, Grenzen wurden geschlossen, Reisen waren kaum noch möglich. Für Paare wie Engin Bagci (36) und Fabienne (33) bedeutete das eine plötzliche Trennung, obwohl sie nur wenige Kilometer voneinander entfernt lebten – Engin in Vorarlberg, Fabienne in der Schweiz.

“Wir haben uns vorher auch oft nur am Wochenende gesehen, aber als wir uns plötzlich fast zwei Monate nicht mehr treffen konnten, wurde es schwierig”, erinnert sich Fabienne. Engin war auf der Suche nach einem Ort, an dem er seine Fabienne trotz der Restriktionen sehen konnte. Am alten Rhein wurde er an der sogenannten grünen Grenze fündig. Mit Campingstühlen und ein wenig Proviant im Gepäck trafen sie sich dort, saßen sich gegenüber, getrennt durch Absperrbänder. Trotz der friedlichen Kulisse blieb es eine ungewohnte, fast absurde Situation. “Man war sich sehr nah, aber doch irgendwie sehr fern”, erinnert sich der Hohenemser: “Es war eine verrückte Zeit.”

Die Treffen an der Grenze wurden für Engin und Fabienne zum einzigen Lichtblick in dieser Zeit. “Es war irgendwie aufregend, weil es sich verboten angefühlt hat – und gleichzeitig wurde die Sehnsucht noch intensiver.” Trotz der Hürden hielten sie an ihren Treffen fest – bis sie sich sicher waren: Sie wollten zusammenbleiben, egal was passiert.


Die Bilder von damals haben sie in einem Fotoalbum verewigt – ein stummer Zeuge einer Liebe, die selbst eine Pandemie nicht trennen konnte. “Es waren intensive Momente, sowohl freudige als auch traurige”, sagt Fabienne. “Heute sehen wir uns die Fotos an und schmunzeln über unsere Treffen auf den Campingstühlen.”

Was damals wie ein Härtetest begann, führte zur Stärkung ihrer Beziehung. “Wir waren noch nicht lange zusammen, aber diese Phase hat uns noch enger zusammengeschweißt. Wir haben gemerkt, dass wir uns voll aufeinander verlassen können”, kann Engin auch Positives aus der Zeit ziehen. Fabienne sieht das genauso: “Es gab Momente, in denen wir gezweifelt haben, aber am Ende war die Liebe stärker und wir haben uns nicht von einem Band oder einem Zaun zurückhalten lassen.”

Heute, fünf Jahre nach dem ersten Lockdown, sind die beiden glücklich verheiratet. “Wir wollten nie wieder durch so eine Situation getrennt sein und zogen im Sommer 2020 zusammen. Auch aus dem Gedanken heraus, dass wir, falls es noch einmal so kommt, nicht mehr getrennt wären”, erzählt Fabienne.

Am 17. April 2023 wurde ihre Liebe durch die Geburt ihrer Tochter Aylin-Malea gekrönt: “Die Geburt unserer Tochter hat unsere Beziehung nur im Positiven verändert”, betont Engin. “Wir sind ein starkes Team und ergänzen uns gut.” Und was würden sie anderen Paaren mit auf den Weg geben, die – aus welchen Gründen auch immer – eine Fernbeziehung führen oder Hindernisse überwinden müssen? “Die Liebe kann einiges stemmen – das Wichtigste sind Verständnis und Hingabe”, sagt Fabienne. Engin ergänzt: “Genießt die Zeit möglichst viel miteinander und unternehmt so viel wie möglich. Wir leben in einer so schönen Welt – und es ist am schönsten, diese Momente gemeinsam zu teilen.”