“Tierisch interessant”: Katzenwissen für Angeber

Vorarlberg / 14.03.2025 • 09:02 Uhr
Tierisch interessant
Unzertrennlich: Meta Weratschnig aus Gaißau und ihre Glückskatze Betty. Warter

Auf 20 Meter Entfernung das Geschlecht einer Katze bestimmen? Ist möglich, hängt aber von der Fellfarbe ab. Von Glückskatzen und roten Strizzis.

Tanja Warter

Gaißau Seit sie denken kann, begleiten Katzen das Leben von Meta Weratschnig aus Gaißau. Aktuell ist es Betty, die ihr kaum von der Seite weicht. Bei der Gartenarbeit liegt sie auf der Lauer, ob eine Maus zu erwischen wäre, bei Handarbeiten im Wohnzimmer schnurrt sie genüsslich auf dem Schoß, und beim Zeitunglesen breitet sich Betty immer so auf dem Papier aus, dass Umblättern unmöglich wird. Man will die Katze ja nicht stören.

Tanja Warter Tierisch interessant
Tanja Warter Tierisch ist Tierärztin aus Bregenz.

Betty ist eine Glückskatze. So werden allgemein dreifärbige rot-schwarz-weiße Samtpfoten genannt. Profis bezeichnen sie auch als „tricolor“ oder „schildpatt mit weiß“. Schon in Brehms Tierleben von 1893 heißt es, sie würden vor Feuer und Fieber schützen. Das wahrlich Faszinierende ist aber: Es handelt sich immer um Weibchen, denn Geschlecht und Fellfarbe sind auf mysteriöse Art miteinander gekoppelt. Machen wir also einen kleinen Ausflug in die Genetik.

Jedes Katzenkind bekommt – wie alle Säugetiere – zwei Geschlechtschromosomen in die Wiege gelegt, eines von der Mutter und eines vom Vater. Die Mutter gibt immer ein X-Chromosom weiter, der Vater ein X oder ein Y. Beim Baby entwickelt sich aus der Kombination XX ein Weibchen, die Kombination XY ist männlich. Der Clou: Alle X-Chromosomen haben zusätzlich eine Fellfarbe mit im Gepäck. Sie bestimmen, wie das Katzenkind aussehen wird. Beispiele gefällig? Eine schwarze Katze und ein roter Kater zeugen Nachwuchs. Die Mutter gibt ihr X mit ihrer Farbe Schwarz weiter, der Vater vererbt ein Y ohne Farbe. Dann wird das Katzenbaby wegen der XY-Kombination männlich und außerdem schwarz, weil die Farbe nur vom X der Mutter kommt. Erbt das Katzenbaby aber ein X mit Schwarz von der Mutter und vom Vater ein X mit Rot, dann wird es wegen der XX-Kombination ein Weibchen, erbt durch zweimal X sowohl Schwarz als auch Rot und bekommt ein Glückskatzenfell. (Die Farbe Weiß spielt dabei keine Rolle, Genetik ist im Detail dann doch komplizierter.) Bei einem Kater kann das nicht passieren, denn er hat nur ein einziges X-Chromosom und erbt demnach nur eine Farbe, eventuell mit Weiß.

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Rot und auffallend frech: Kater Cäsar.  

Dreifarbige Kater gibt es nur in ganz wenigen Ausnahmen. Beispielsweise dann, wenn ein Gendefekt vorliegt und das Tier kein normales XY-Chromosom besitzt, sondern ein fehlerhaftes XXY-Chromosom. In diesem extrem seltenen Fall hat also auch der Kater zwei X und kann deshalb wie sonst die weiblichen Tiere ein rot-schwarz-weiß geschecktes Fell bekommen. Wegen des überzähligen X-Chromosoms sind betroffene Kater unfruchtbar, es handelt sich um einen Erbfehler namens „Klinefelter-Syndrom“. Als vereinfachte Faustregel gilt: Glückskatzen sind immer Mädchen, einfarbig rote Tiere zu etwa 90 Prozent Buben.

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Apropos rote Kater: Oft erzählen mir deren Besitzer, charakterlich seien sie wahre Draufgänger. Sie würden sich gern mit anderen Katzen prügeln, seien eigensinnig, dickköpfig und flegelhaft. Eine Erfahrung, die auch Meta Weratschnig schon machen konnte. Doch dass Fellfarbe und Charaktereigenschaften tatsächlich etwas miteinander zu tun haben, mag sich mit Erfahrungswerten decken, ist wissenschaftlich aber nicht untersucht. Immerhin: Der Aberglaube, schwarze Katzen würden Unheil bringen, konnte sich – zumindest in meinem Umfeld – nicht bis in die heutige Zeit halten. Dass dreifarbige Katzen Glück bringen, aber schon. So rational sind wir Menschen also doch nicht.

Die Serie „tierisch interessant“ wird unterstützt vom Land Vorarlberg