Der letzte Film im Metro-Kino: “Es ist ein Trauerspiel”

Vorarlberg / 28.03.2025 • 11:30 Uhr
Der letzte Film im Metro-Kino: "Es ist ein Trauerspiel"
“Wir haben alles versucht”, sagen Pächter Sakir “Jack” Sahin und Prokurist Peter Pienz. VN/Stiplovsek

Mit der Schließung des Traditionskinos geht in Bregenz eine Ära zu Ende. Betreiber Sakir „Jack“ Sahin und Peter Pienz zeigen sich bestürzt.

Bregenz Pächter Sakir “Jack” Sahin (49) und Peter Pienz (79), Prokurist im Metro-Kino Bregenz, ringen um Worte. “Für uns war es die vergangenen Monate eine Achterbahnfahrt der Gefühle”, sagt Sahin, während er ein letztes Mal den Vorführraum betritt, jenen Ort, an dem er in den vergangenen zehn Jahren unzählige Filme abgespielt hat. Sein Blick fällt auf den Monitor, auf dem die letzten beiden Filme angezeigt werden, die am Freitagabend im Metro-Kino über die Leinwand flimmern.

Der letzte Film im Metro-Kino: "Es ist ein Trauerspiel"
Sakir Sahin blickt auf den Monitor, auf dem die letzten beiden Filme angezeigt werden, die am Freitagabend im Metro-Kino über die Leinwand flimmern.

Mit der Schließung des Metro-Kinos geht in der Landeshauptstadt eine Ära zu Ende. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1952 prägte das Kino das kulturelle Leben in Bregenz – einst war es das größte Lichtspieltheater Westösterreichs. “Wir haben beide viel Herzblut hineingelegt, aber jetzt mussten wir die Reißleine ziehen. Die Entscheidung haben Peter und ich gemeinsam getroffen”, sagt Pächter Sahin sichtlich betroffen.

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“Jack” und Peter Pienz sind bestützt, aber vor allem traurig über das Ende des Traditionskinos.

Zur Vorgeschichte: Bereits Ende 2023 stand das Traditionskino kurz vor dem Aus: Sahin kündigte damals den Pachtvertrag mit Jahresende. Eigentümer, Pächter und die Stadt Bregenz einigten sich auf eine Zwischenlösung, um den Betrieb zumindest für die Jahre 2024 und 2025 fortzusetzen. Nun hat Sahin den Pachtvertrag vorzeitig zum 31. März 2025 gekündigt. Die Gründe sind dieselben wie beim ersten Mal, sagt Sahin. “Wir hatten uns vom Eigentümer mehr Transparenz und eine bessere Zusammenarbeit gewünscht. Leider ist das nicht passiert”, sagt er. Noch vor zwei Wochen sei man davon ausgegangen, dass das Filmforum dank der beschlossenen Förderung der Stadt weitergeführt werde – auch ohne die bisherigen Betreiber. „Der Eigentümer hat bedauerlicherweise wieder zurückgerudert”, sagt Sahin.

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Peter Pienz, der 38 Jahre lang im Metro-Kino tätig war, nimmt eine der letzten Reservierung entgegen.

Zudem seien wichtige Investitionen in die Renovierung des über 70 Jahre alten Gebäudes seitens des Eigentümers ausgeblieben. „Im Inneren haben wir in den vergangenen Jahren vieles erneuert: neue Sessel, neue Leinwände und Vorhänge“, erklärt Peter Pienz. Doch was die technische Ausstattung betrifft, bestehe deutlicher Nachholbedarf. „Wir bräuchten eine neue Heizung, neue Türen – die gesamte Infrastruktur des Hauses entspricht einfach nicht mehr den heutigen Standards.” Teilweise mussten deswegen im Hochsommer Vorstellungen abgesagt werden. “Es wurde einfach zu heiß, oft über 30 Grad und im Winter mussten wir manchmal mit Standheizungen heizen”, ergänzt der Pächter.

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Sahin war zehn Jahre lang Pächter im Metrokino und blickt wehmütig auf die alten, anaolgen Zeiten.

Ein kostendeckender Betrieb des Kinos sei somit nicht mehr möglich gewesen. Peter Pienz, ein Urgestein in der Branche, bezeichnet das Ende des Metro-Kinos als Trauerspiel. “Ich bin seit über 60 Jahren in der Branche, war in fünf Kinos tätig. So etwas habe ich noch nie erlebt”, bedauert er. Er verspüre nicht nur Wut, sondern vor allem Trauer. “Unsere Gäste sind sehr traurig, manchen kommen sogar die Tränen.” Ein Stammgast des Kinos und des Cafés führe sogar ein Fotoalbum mit Kinotickets aus den vergangenen Jahrzehnten. “Das berührt uns natürlich sehr.”

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Bis 2012 gab es im Metro-Kino noch analoge Filmtechnik.

Zwischen den beiden ist in den vergangenen 20 Jahren Zusammenarbeit zudem eine enge Freundschaft entstanden. “Peter hat mir alles beigebracht und gezeigt, wie man mit analoger Kinotechnik arbeitet. Bis 2012 war das noch Alltag“, erzählt Sahin. Heute übernehmen moderne Computersysteme den Großteil der Aufgaben eines Filmvorführers. „Trotzdem: Diese Arbeit hat mir bis heute immer unglaublich viel Freude bereitet.“

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Peter Pienz und Jack Sahin haben in den vergangenen Jahren in die Modernisierung der Säle investiert.

Während Sahin und Pienz den letzten Film noch einmal aus den Kinosesseln heraus in vollen Zügen genießen wollen, laufen hinter den Kulissen die Planungen für die Zukunft des Gebäudes. Eigentümer Lukas Pasi schwebt laut Mitteilung der Stadt Bregenz vor, das Kino ab 2026 umfassend zu modernisieren. Geplant ist ein neuer kultureller Treffpunkt, der nicht nur Filmvorführungen, sondern auch Live-Events wie Konzerte oder Kabarettabende bietet. Bürgermeister Michael Ritsch betonte gegenüber den VN: “Die Stadt ist sehr darum bemüht, den Standort des Metro-Kinos für Bregenz zu erhalten. Die Arbeitsgruppen werden derzeit weitergeführt.” Man sei in regem Austausch mit allen Interessensvertreten und dem Besitzer.

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Sakir Sahin und Peter Pienz sehen sich den letzten Film gemeinsam an.

Für Jack Sahin und Peter Pienz steht dabei eines im Vordergrund: „Uns ist in erster Linie wichtig, dass die Landeshauptstadt auch künftig ein Kino hat – unabhängig davon, ob wir selbst Teil davon sind oder nicht.“

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