In Stallehr lebt es sich am besten

Vorarlberg / 31.03.2025 • 09:45 Uhr
Blick vom Dornbirner Karren auf das sich ausbreitende Häusermeer.  VN/PS
Blick vom Karren ins Rheintal: Städte schneiden beim Index des Wirtschaftsforschungsinstituts weniger gut an. Über die Jahre ist die Entwicklungen jedoch fast überall positiv.Foto: VN/Steuer

WIFO-Index zur Lebenssituation: Höchstwert für die Kleingemeinde bei Bludenz.

SCHWARZACH. „Das ist schön zu hören“, freut sich Matthias Luger, Bürgermeister von Stallehr: Seine Gemeinde schneidet beim WIFO-Index zur Lebenssituation der Bevölkerung vorarlbergweit am besten ab. Wer hier wohnt, hat’s eher gut.

Julia Bock-Schappelwein vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO hat den Index mit Kollegen entwickelt: „Unser Ziel ist es, die Lebenssituation kleinräumig darzustellen“, sagt sie. Angaben für ganz Österreich oder auch einzelne Länder gibt es viele. Aber zu den gut 2100 Gemeinden vom Boden- bis zum Neusiedlersee bzw. den Menschen, die dort zu Hause sind? Schappelwein und Co. haben Daten zusammengeführt. Und zwar zum Anteil der unter 65-jährigen Bevölkerung sowie zu dem der über 15-Jährigen, die nach der Pflichtschule eine Lehre oder eine andere weiterführende Ausbildung gemacht haben oder machen; außerdem zur Beschäftigungsquote der 15- bis 64-Jährigen und zur Kaufkraft. Unterm Strich ergibt das einen Lebenssituationsindex-Wert für jede Gemeinde. Dabei gilt „Je höher, desto besser.“ Maximal möglich sind zehn Punkte.

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Bundesweit steht Holzhausen, Oberösterreich, mit 8,3 an der Spitze. Als erste Vorarlberger Gemeinde folgt Stallehr auf Platz zwölf mit 7,9. Hierzulande unmittelbar dahinter liegen Bildstein (7,5) sowie Übersaxen, Düns, Fraxern, Möggers und Lech mit jeweils 7,4, Alberschwende, Röns und Thüringerberg mit 7,3. Städte schneiden nicht so gut ab: Feldkirch werden 6,5, Dornbirn 6,3, Bludenz 5,6, Hohenems 5,5 und Bregenz 5,4 ausgewiesen. Weniger gibt’s hierzulande nicht, sehr wohl aber östlich des Arlbergs. Den niedrigsten Indexwert erreicht dort Jungholz in Tirol mit 3,1.

Knapp 300 Einwohner

Wie ist das alles erklärbar? Wenn man Bürgermeister Luger bittet, über die knapp 300 Einwohner seiner Gemeinde zu reden, wird deutlich, was in Bezug auf Stallehr entscheidend ist: „In den vergangenen Jahren sind bei uns Familien mit Kindern zugezogen. Für Freizeitaktivitäten liegen wir super, am Zwickel von Klostertal und Montafon, das Brandnertal ist nicht weit. Viele Junge studieren, bei der Erwerbstätigkeit profitieren wir auch von unserer Nähe zu Bludenz. Mit dem Auto ist man in fünf Minuten dort, mit den Öffis in zehn.“

In Stallehr lebt es sich am besten
„In den vergangenen Jahren sind bei uns Familien mit Kindern zugezogen. Für Freizeitaktivitäten liegen wir super”, freut sich Matthias Luger, Bürgermeister von Stallehr. Foto: VN/Steurer

Insofern eine typische Speckgürtelgemeine: Sie erreichen alles in allem die höchsten Indexwerte, im Umland von Wien genauso wie in jenem von Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck oder eben des urbanen Großraumes in Rheintal und Walgau: „Hier leben oft gut ausgebildete Menschen, die in den nahegelegenen Zentren arbeiten und vergleichsweise gut verdienen, darunter viele junge Familien mit Kindern, die den Vorteil der Kombination von Grünlage und Stadtnähe genießen“, heißt es beim WIFO.

Städte schneiden dagegen generell unterdurchschnittlich ab, wie Bock-Schappelwein bestätigt: Es ist nicht so, dass sich dort alle einer weniger guten Lebenssituation erfreuen, der Punkt ist, dass es dort eine andere soziale Zusammensetzung gibt. Ungleich größere Teile der Bevölkerung verdienen zum Beispiel schlechter, was die durchschnittliche Kaufkraft drückt.

Julia Bock-Schappelwein Wifo
„Unser Ziel ist es, die Lebenssituation kleinräumig darzustellen“, sagt Julia Bock-Schappelwein vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO. Foto: WIFO/Alexander Müller

In Bezug auf die Kaufkraft allein erreicht Bregenz einen Indexwert von 5,3, Stallehr jedoch einen solchen von 7,7. Und zumindest das ist in Vorarlberg noch nicht einmal Spitze: Lech liegt hier bei 9,8. Die Tourismusgemeinde dürfte laut Bock-Schappelwein in Wirklichkeit auch insgesamt weiter vorne liegen: Gedrückt werde ihr Gesamtwert dadurch, dass die Werte zur Erwerbstätigkeit generell vom Oktober stammen, wenn am Arlberg Betriebe zu haben.

Steigender Bildungsstand

Für praktisch alle Gemeinden bleibt jedoch Positives: Die Daten, die das WIFO gerade veröffentlicht hat, beziehen sich auf das Jahr 2023. Und die Indexwerte, die sich daraus ergeben haben, sind bei fast allen besser als 2013. Hauptgrund laut Bock-Schappelwein: Der steigende Bildungsstand der Bevölkerung, mit dem unter anderem auch höhere Einkommen und eine Verbesserung der Lebenssituation einhergehen.