Niedriger Bodenseepegel: “Boote kommen schon rein, aber nur mit ordentlich Gas durch den Schlamm”

Der Bodenseepegel liegt aktuell 33 Zentimeter unter dem langjährigen Mittel, so niedrig wie es statistisch alle 15 bis 20 Jahre vorkommt.
Fußach, Bregenz Der Bodensee führt derzeit ungewöhnlich wenig Wasser. Das spürt auch Günther Salzmann, Betreiber des Salzmann Hafens am Rohrspitz. „Boote, die jetzt in den Hafen einlaufen wollen, kommen schon rein – aber nur mit ordentlich Gas durch den Schlamm“, sagt der Hafenmeister. Auf den letzten 200 Metern vor dem Hafen liegt der Pegel aktuell bei rund 1,50 Metern. „Wenn sie ordentlich Druck machen, klappt’s. Aber einige Gastlieger weichen auf andere Häfen in Hard oder Bregenz aus, wo der Wasserstand höher ist.

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Salzmann erinnert sich gut an letztes Jahr, als das Hochwasser die Straße neben dem Hafen teilweise zwei Meter hoch überschwemmte. „Das ist dann wieder zu viel. Mittendrin wäre es schön – und dann konstant“, sagt der Hafenbetreiber, der auf eine Schneeschmelze in den kommenden drei Wochen hofft. Laut Salzmann war der Wasserstand nur im Jahr 2006 noch niedriger als jetzt. “Es ist aktuell schon ein bisschen extrem.” Sorgenfalten treibt ihm der niedrige Pegel aber nicht ins Gesicht. Bei Salzmann geht die Saison nämlich gerade erst los. “Viele der insgesamt 188 Anlegeplätze sind noch gar nicht belegt.”

Wenige Schritte weiter laufen Roman und Caroline aus Widnau mit ihrer Hündin Gini über den sandigen Boden, der sonst von Wasser bedeckt ist. “Unser Boot liegt in Rorschach. Wir haben keine Probleme, weil unser Boot auch nicht viel Tiefgang hat. Für uns ist es nicht so tragisch. Letztes Jahr hatte es Hochwasser, jetzt hat es zu wenig Wasser. Uns beirrt das nicht.”


In Bregenzer Hafen liegt der Pegel am Montag bei 276 Zentimetern. “Das sind 33 Zentimeter unter dem langjährigen Mittel für den 7. April – aber noch 13 Zentimeter über dem bisherigen Minimalwert an diesem Tag”, rechnet Thomas Blank, Abteilungsleiter der Wasserwirtschaft vor. Der bisher absolut niedrigste Seestand liegt bei 231 Zentimetern.

Grund für den niedrigen Wasserstand sind laut Blank die seit Monaten unterdurchschnittlichen Niederschläge. „Seit Oktober 2024 ist es durchgehend zu trocken.“ Auch in den kommenden zwei Wochen seien laut Wetterprognosen keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten. „Die Schneeschmelze wird mit zunehmender Wärme zwar für etwas mehr Zufluss sorgen. Dennoch zeigt die internationale Prognoserechnung, dass der Pegel in den nächsten zehn Tagen voraussichtlich sogar leicht auf etwa 270 Zentimeter sinken wird”, sagt Blank.

Trotzdem gibt der Wasserexperte Entwarnung: „Es handelt sich um einen niedrigen Pegelstand, wie er statistisch etwa alle 15 bis 20 Jahre zu dieser Jahreszeit vorkommt. Zuletzt hatten wir einen ähnlichen Wert am 7. April 1996, davor auch in den Jahren 1984 und 1985.“

Der Bodensee schwanke im Jahresverlauf im Schnitt um rund 1,6 Meter – in Extremfällen sogar über drei Meter. „Der See ist in der Bregenzer Bucht rund 60 Meter tief, an der tiefsten Stelle etwa 250 Meter – er hat also noch genug Wasser. Für die Wassernutzung und das Ökosystem ist der derzeitige Stand kein Problem“, informiert Blank.

Auch Alexandro Rupp, Geschäftsführer der Vorarlberg Lines, sieht derzeit keinen Grund zur Beunruhigung. Die Vorbereitungen für die Saisoneröffnung laufen auf Hochtouren. Zwar werden einige Anlegestellen wie Langenargen zum Start der Saison voraussichtlich nicht angefahren werden können, und bei einzelnen Anlegestellen müsse man den Einstieg über den Bug organisieren. Dramatisch sei die Lage aber noch nicht. „Da müsste der Pegel schon nochmal um 50 Zentimeter fallen, bevor es für uns kritisch wird”, sagt Rupp.












