Ort der Stille wird zur Baustelle: Lüftungsturm entsteht nahe buddhistischem Kloster

Wie der Stadttunnel die Umgebung verändern wird: Die Vorarbeiten für den zehn Meter hohen Lüftungsturm am Stadtschrofen haben gestartet. Das Bauwerk entsteht nur wenige Hundert Meter vom buddhistischen Kloster entfernt.
Darum geht’s:
- Vorarbeiten für Stadttunnel-Lüftungsschacht Feldkirch begonnen.
- Schlichte Röhre statt architektonischer Gestaltung.
- Der Lüftungsturm soll rund zehn Meter hoch und 6,3 Meter breit sein
Frastanz Das Naherholungsgebiet Stadtschrofen zeigt sich in diesen Tagen von seiner friedlichsten Seite: Vögel zwitschern, Spaziergänger genießen den Frühling, der Blick vom Stupa des buddhistischen Klosters Letzehof reicht weit über die Schweizer Berge.

Nur etwa 300 Meter bergaufwärts zum Wald hin beginnen die Vorarbeiten für den rund zehn Meter hohen Lüftungsturm des Stadttunnels Feldkirch. Noch ist vom späteren Bauwerk nichts zu sehen. Kein Beton, keine Markierungen. Doch der Weg ist frei – wortwörtlich.

Der nahe Güterweg im Wald wurde im Herbst zur Zufahrtsstraße ausgebaut, die letzten 200 Meter wurden neu errichtet und führen dorthin, wo bald der Lüftungsturm stehen soll.

Das Bauwerk selbst wird aus Stahlbeton bestehen, rund zehn Meter hoch und 6,3 Meter breit sein. Eine ursprünglich architektonisch anspruchsvolle Gestaltung durch das Büro marte.marte kommt nicht mehr zur Umsetzung. Das Bundesverwaltungsgericht entschied in zweiter Instanz, dass eine schlichte Röhre errichtet werden soll, umgeben von Bäumen. Die Vertikalbohrung ist für 2027 geplant.

Bernhard Braza, Projektleiter des Stadttunnels, betont: „Die Bewohnerinnen und Bewohner von Feldkirch und Frastanz werden durch den Schacht nicht zusätzlich be-, sondern entlastet. Durch die Absaugung an den Tunnelportalen in den Siedlungsgebieten wird die Luftqualität dort deutlich verbessert.“ Mehrjährige Messungen und Gutachten hätten gezeigt, dass die Bedingungen am Stadtschrofen – Topografie, Windverhältnisse, Ausblashöhe – ideal seien, um Emissionen rasch zu verdünnen.

Auch beim Thema Lärm sieht der Projektleiter keine Gefahr. Sollten die strengen Grenzwerte überschritten werden, werden Schalldämpfer eingebaut, sagt Braza. Moderne Fahrzeuge würden außerdem weit geringere Emissionen verursachen: “Die Tunnellüftungsanlagen müssen kaum noch unter Vollauslastung betrieben werden.”
Kloster hofft auf Ruhe
Wenige hundert Meter vom künftigen Bauwerk entfernt liegt das buddhistische Kloster Tashi Rabten. „Der Bau des Abgasturms wird hier voraussichtlich schon zu merken sein, der Baulärm hoffentlich nicht allzu sehr”, sagt Klosterleiter und Mönch Helmut Gassner auf VN-Anfrage. “Das Entstehen eines Abgasturms in dieser Umgebung an sich bedauern wir, weil das Gebiet des Stadtschrofens ein sehr beliebtes, stadtnahes Erholungsgebiet ist, in dem der Abgasturm voraussichtlich nicht zu einem neuen Anziehungspunkt werden wird.”

Kritik äußert auch Friederike Egle von der Bürgerinitiative „stattTunnel“, die sich bereits vor über einem Jahrzehnt klar gegen den Lüftungsturm positionierte. „Etwa 75 Prozent der Tunnelabgase werden hier konzentriert und ungefiltert ausgeblasen“, so Egle. Sie kritisiert auch die erwarteten Energiekosten von rund 500.000 Euro jährlich – eine Schätzung, die laut ihr noch aus der Planungsphase stamme und sich inzwischen verdoppelt haben könnte.
Besonders störend sei aus Sicht der Initiative, dass in einem bislang unbebauten Gebiet plötzlich Nachtlärmwerte von bis zu 65 Dezibel erlaubt seien. „Zum Vergleich: Eine Luftwärmepumpe darf an der Grundstücksgrenze maximal 30 bis 35 Dezibel aufweisen.“ Für Egle steht fest: „Der Stadttunnel ist ökologisch wie ökonomisch ein Irrsinn.“
Rückgang des Verkehrs auf der Letze erwartet
Im Zuge des mit 367 Millionen Euro veranschlagten Gesamtprojekts wird auch die bestehende Strom-Freileitung Fellengatter unterirdisch verlegt und 2030 abgebaut werden. Nach Inbetriebnahme des Stadttunnels, die für das Jahr 2030 geplant ist, erwartet das Land einen Rückgang des Verkehrs über die Letze von bis zu 57 Prozent.