„Franziskus hat Türen geöffnet“

Vorarlberg / 25.04.2025 • 16:03 Uhr
„Franziskus hat Türen geöffnet“
Pater Sporschill im Sommer 2015 bei Papst Franziskus: Schon unmittelbar nach dessen Wahl war er „voller Freude“. Osservatore Romano

Pater Sporschill für Heiligsprechung des verstorbenen Papstes und Fortsetzung seines Weges.

SCHWARZACH. Franziskus war am 13. März 2013 gerade zum Papst gewählt worden, als die VN Pater Georg Sporschill SJ um eine Stellungnahme baten. Er sei „voller Freude“, sagte der Russ-Preis-Träger. Die „Agenda Martini“ habe sich erfüllt. Nicht, dass er den Jesuiten Jorge Mario Bergoglio, der nun eben Franziskus hieß, persönlich gekannt hätte. Er schloss es aber aus dem, was man zum damaligen Zeitpunkt über das neue Kirchenoberhaupt wusste: In Argentinien habe dieser einen einfachen Lebensstil gepflegt und sich als „Kardinal der Armen“ einen Namen gemacht. Das stimmte Sporschill zuversichtlich, dass ein Wunsch von Carlo Maria Martini, dem ehemaligen Kardinal von Mailand, in Erfüllung geht: Die Kirche sollte sich öffnen für die Sorgen und Nöte der Welt.

Heute, wenige Tage nach dem Tod des Papstes, blickt Sporschill (78) „voller Begeisterung“ auf dessen Pontifikat zurück: „Santo subito“, ruft er, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass seines Erachtens eine Heiligsprechung angemessen wäre.

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Die Welt, in der Pater Georg Sporschill SJ lebt: Bei Roma im rumänischen Siebenbürgen, unweit der Stadt Sibiu. Der Papst habe zum Einsatz für die Ausgegrenzten ermutigt.Foto: Elijah

„So stelle ich mir das Wirken eines Jesuiten vor“, sagt der Vorarlberger, der selbst einer ist: „Er war mutig und hat gesagt, was er sich denkt.“ Er sei nie abgehoben, sondern immer den Menschen nahe geblieben. Bis zuletzt, als er zu Ostern den Segen „Urbi et Orbi“ sprach oder am Gründonnerstag, als er verurteilte Verbrecher in einem Gefängnis besuchte. Männer und Frauen am Rand der Gesellschaft, ob Häftlinge, Flüchtlinge oder Roma, seien ihm ein besonderes Anliegen gewesen.

Mit Roma arbeitet Georg Sporschill im rumänischen Siebenbürgen. Franziskus hat ihn bei einer persönlichen Begegnung 2015 bestärkt: „Er hat zum Einsatz für die Ausgegrenzten ermutigt.“ Heuer im Herbst hätte das Orchester von Sporschills Sozialprojekt „Elijah“ bei ihm in Rom aufspielen sollen. Das wird jetzt nicht mehr möglich sein.

Unter Papst Franziskus ist die katholische Kirche stärker von einer europäischen zu einer Weltkirche geworden. Außerdem hat sie unter anderem die Segnung homosexueller Paare erlaubt, sich aber nicht zur Zulassung von Frauen zum Priesteramt durchgerungen. Es gibt daher Bilanzen, die durchwachsen ausfallen.

Georg Sporschill mit Ruth Zenkert: Der Hauptteil der Arbeit sei Wahnsinn. Doch das treibt den 76-Jährigen eher an.
Georg Sporschill mit Ruth Zenkert, mit der er seit Jahrzehnten zusammenarbeitet und auch das Sozialprojekt “Elijah” aufgebaut hat. Foto: Elijah

Georg Sporschill hat einen anderen Zugang: Er sieht einen Prozess der Veränderung, der eingeleitet worden ist. Bezeichnend ist für ihn, dass der Papst das Ergebnis der jüngsten Weltsynode ohne zu zögern akzeptiert hat. Er habe nicht daran gedacht, etwas diktieren zu müssen, sondern angenommen, was die Teilnehmer fixiert haben.

Sporschill sieht eine Parallele zu Papst Johannes XXIII: Der Konzilspapst habe gesagt, man müsse die Fenster öffnen. Paul VI. habe das dann weitergeführt. „Franziskus hat Türen geöffnet. Ich hoffe, dass das unter seinem Nachfolger so bleibt.“ Der Heilige Vater habe alles getan, damit die Wahl entsprechend ausgeht: Viele der wahlberechtigten Kardinäle seien von ihm ernannt worden. Insofern könne man zuversichtlich sein.

„Man muss den Weg weitergehen, den Franziskus begonnen hat“, bekräftigt Sporschill: „Er selbst hätte nicht gesagt, dass er abgeschlossen ist.“ Es gehe um eine „Synodalisierung“ der Kirche, die mit einer Demokratisierung vergleichbar sei und bedeute, dass jeder mitreden könne und es auf jeden ankomme.