Eine Bregenzer Schuhmacherlegende verabschiedet sich

Thomas Tiefenbacher geht in den Ruhestand, die Nachfolge ist aber gesichert.
Bregenz Der Abschied naht. Die Holzwürfel, die auf einem Tisch im Verkaufsraum stehen, zählen die letzten Arbeitstage. „Die habe ich von meiner Schwester bekommen“, sagt Thomas Tiefenbacher und lacht. Der 62-Jährige war knapp 40 Jahre als Schuhmacher in Bregenz tätig, Ende April verabschiedet er sich in den Ruhestand.

Dass Thomas Tiefenbacher einmal Schuhmacher werden würde, war zunächst nicht absehbar. „Ich habe eigentlich Lebensmittelgroßhandelskaufmann bei der Adeg in Lauterach gelernt“, blickt er zurück. Kurz danach, mit Anfang 20, lernte er seine heutige Ex-Frau kennen. Ihr Vater war Schuhmachermeister Karl Wieser. Da dieser einen Nachfolger suchte, entschied sich Tiefenbacher, noch einmal eine Lehre als Schuhmacher zu machen. „Es ist dann relativ schnell gegangen, dass ich das Geschäft übernommen habe“, erinnert er sich.

Das Schild, das oberhalb der Tür zur Werkstatt hängt, erinnert noch heute an die Ursprünge des Betriebs: „Karl Wieser, Schuhmachermeister“. Die alte Werkstatt war in der Weiherstraße. Als die Diskussion um eine Verbreiterung der Montfortstraße aufkam, zog es die Tiefenbachers direkt in die Stadt. Seit rund 30 Jahren lautet die Adresse Inselstraße, zunächst im Haus nebenan, seit zehn Jahren am heutigen Standort.


Die Geschichte mit der Nachfolge wiederholt sich. Thomas Tiefenbachers Neffe und dessen Frau werden den Betrieb Anfang Mai übernehmen. „Seine Frau arbeitet schon zehn Jahre bei mir. Mein Neffe hat auch etwas anderes gelernt und hat jetzt auch noch einmal eine Lehre als Schuhmacher gemacht. Es ist schon ein großes Glück, dass du jemanden findest, der das macht“, merkt der Bald-Pensionist an.


Am Mittwoch (30. April) ist sein letzter Arbeitstag. „Die Leute werden mir sicher fehlen“, räumt Thomas Tiefenbacher ein. „Zum Schluss kommen noch viele, die sagen: ,Schön, dass du da warst.‘ Aber es ist nicht so, dass man weg ist. Am Mittwoch habe ich immer Stammtisch im Kornmesser, da erfährt man auch immer, was in der Stadt alles passiert“, merkt er mit einem Schmunzeln an.



Angst, in der Pension in ein Loch zu fallen, umtreibt den Schuhmacher nicht. Im Gegenteil. „Ich freue mich, dass ich nicht mehr so fremdbestimmt bin und meine Zeit jetzt selbst einteilen kann“, sagt er. Konkrete Pläne hat er allerdings noch nicht. „Ich will vorerst keine Termine ausmachen“, ergänzt Thomas Tiefenbacher. Fest steht nur: Die ersten drei bis vier Wochen möchte er segelnd auf dem See verbringen. Das Boot schwimmt schon.




Zur Person
Thomas Tiefenbacher
Wohnort Lochau
Geboren September 1962
Familie geschieden, zwei Töchter, drei Enkel
Ausbildung Lehre zum Lebensmittelgroßhandelskaufmann bei der Adeg, Schuhmacher-Lehre
Hobbys Segeln