„Psychische Erkrankungen ins Zentrum rücken“ – 70 Millionen Euro für das neue LKH Rankweil

Heilende Architektur, offenes Konzept und hohe Sicherheitsstandard: In Rankweil entsteht derzeit eines der modernsten psychiatrischen Zentren Österreichs. Im November eröffnet der Neubau der Erwachsenenpsychiatrie mit 130 Betten.
Darum geht’s:
- Neubau der Erwachsenenpsychiatrie umfasst 11.000 Quadratmeter.
- 180 Mitarbeitende und 130 Patient:innen ziehen im November ein.
- 70 Millionen Euro Investition.
Rankweil Breite Gänge, viel Tageslicht, große Fenster mit Blick in die Natur, beruhigende Farben und Holzelemente: Auch wenn der Neubau der Erwachsenenpsychiatrie am Landeskrankenhaus Rankweil erst in einem halben Jahr fertiggestellt wird, spürt man sofort, dass hier vieles anders ist. Seit Mai 2021 entsteht auf dem Gelände des bestehenden LKH Rankweil die neue Erwachsenenpsychiatrie mit einer Fläche von etwa 11.000 Quadratmetern.




„Ich freue mich riesig auf den Einzug“, sagt Pflegedirektorin Elke Kovatsch bei einem Rundgang mit den VN. Und mit ihr rund 180 Mitarbeitende und 130 Patientinnen und Patienten, die ab November in das neue Gebäude übersiedeln. „Es ist ein Ort, der nicht nur funktional, sondern auch heilsam auf die Patientinnen und Patienten wirkt.” Wichtig war von Anfang an auch die Einbindung des Personals. So wurde etwa ein Musterzimmer getestet, Rückmeldungen flossen direkt in die Planung ein.
Neubau – Zahlen und Fakten
- 130 Patient:innen ziehen in den Neubau um, begleitet von rund 180 Mitarbeitenden
- 11.000 m² Bruttogeschossfläche, neun Ebenen, 45.000 m³ Bauvolumen
- Investitionsvolumen: 70 Mio. Euro
- Eröffnung geplant ab 20. November 2025
Das LKH Rankweil umfasst fünf medizinische Fachabteilungen mit insgesamt ca. 370 stationären Betten. Jährlich werden am LKH Rankweil ca. 6700 Patient:innen stationär behandelt und 17.000 ambulante Behandlungen durchgeführt. Am Standort Rankweil arbeiten ca. 680 Mitarbeiter:innen, davon sind rund 70 Ärzt:innen und 360 Pflegefachkräfte.

Rund 70 Millionen Euro investierte die Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) in die erste Etappe des Masterplans. Sie umfasst 130 Betten, davon 102 für allgemeine Stationen, 24 für Akut- und forensische Versorgung sowie zwölf Plätze in der Tagesklinik.


Bevor der Betrieb starten kann, müssen neue Wegeführungen, Schließsysteme, Alarme, Ortungstechniken vom Team verinnerlicht werden. „Wir sprechen hier von einer ganzen Abteilung mit 130 Betten, die innerhalb von wenigen Tagen umziehen soll“, so Verwaltungsdirektor Michael Saxenhammer.

Architektur, die beim Heilen hilft
Dass die Architektur einen Einfluss auf die Heilung hat, ist wissenschaftlich belegt und wird dementsprechend in Rankweil umgesetzt. Künftig gibt es keine Vierbettzimmer mehr, sondern Ein- und Zweibettzimmer mit großen Fenstern, Holzelementen und eigenen Nasszellen sowie Time-Out-Räume, kleine Therapiezimmer und offene Dienstzimmer. „Das Personal ist sichtbar und ansprechbar – das ist besonders wichtig für Menschen mit psychischen Erkrankungen”, beschreibt Kovatsch. Ein Farb- und Materialkonzept in Lindgrün, Hellblau und warmem Orange soll zur Beruhigung beitragen.

Chefarzt Jan Di Pauli sieht im Neubau die Chance, moderne Behandlungskonzepte besser umzusetzen: „Der tagesklinische Bereich ist deutlich ausgebaut worden. Damit ermöglichen wir sanfte Übergänge aus stationärer Betreuung, was Rückfällen vorbeugen kann.“ Auch die Ambulanz wurde erweitert. „Wir wollen psychische Erkrankungen zunehmend ambulant behandeln, um Menschen in ihrem gewohnten Umfeld zu stabilisieren“, betont Di Pauli. Die Auslastung der Klinik liegt aktuell bei rund 90 Prozent, die vergangenen Jahre nahmen insbesondere depressive Erkrankungen zu.


Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen
Für KHBG-Direktor Gerald Fleisch ist das Projekt ein gesellschaftliches Signal: „Psychische Erkrankungen betreffen Menschen aus allen Lebensbereichen. Es ist höchste Zeit, diese Disziplin aus dem Randbereich ins Zentrum zu rücken.“ Das Projekt sei nicht nur das größte Hochbauvorhaben des Landes seit Jahrzehnten, sondern auch ein wichtiger Schritt zur Entstigmatisierung: weg von der „Wohltätigkeitsanstalt Valduna“ hin zu einem offenen Gesundheitszentrum.

Besonderes Augenmerk wurde auf die forensische Station gelegt, wo derzeit 16 psychisch kranke Straftäter behandelt werden. Künftig können sie sich dank eines gesicherten Gartens kontrolliert, aber eigenständig im Freien bewegen.


<br>Technik, die schützt
„Sicherheit ist ebenso wie die hohe Aufenthaltsqualität ein zentrales Thema bei dem Neubau“, betont Baumanagement-Leiterin Michaela Fasching und verweist auf Personen-Ortungssysteme und elektronische Zutrittslösungen.


Das Architekturbüro Marte.Marte setzte sich in einem europaweiten Wettbewerb durch. Der Masterplan soll bis 2036 umgesetzt werden. Bereits im Sommer beginnt mit dem Bau der Kinder- und Jugendpsychiatrie die nächste Etappe des Projekts.
Aus der Geschichte
Das heutige Landeskrankenhaus Rankweil hat seine Ursprünge im 19. Jahrhundert. Die Vorgängereinrichtung, die Wohltätigkeitsanstalt Valduna, wurde 1862 von Pfarrer Jochum auf den Ruinen des ehemaligen Klarissinnenklosters gegründet. Ihre Aufgabe war die Betreuung und Pflege von Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistigen Behinderungen.
Im Jahr 1870 wurde, als Reaktion auf eine Gesetzesänderung, die Landesirrenanstalt Valduna als landeseigene Einrichtung in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Wohltätigkeitsanstalt eröffnet. Sie diente der Aufnahme und Verwahrung von „Geisteskranken“. Diese Einrichtung entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einer der wichtigsten psychiatrischen Versorgungseinrichtungen in Vorarlberg.
Der Name und Status der Einrichtung änderten sich mehrfach: 1993 wurde aus dem „Landesnervenkrankenhaus Valduna“ das „Landeskrankenhaus Rankweil“, das seither als Schwerpunktkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie geführt wird.


