Fortschritte im Kampf gegen Masern

Vorarlberg / 02.06.2025 • 18:36 Uhr
Fortschritte im Kampf gegen Masern
Es wird wieder mehr geimpft: Das hat laut Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher “sicher” Einfluss auf die Entwicklung. Foto: APA

Deutlich weniger Fälle als im vergangenen Jahr, aber noch nicht beim Zielwert „null“.

SCHWARZACH. Der Kampf gegen Masern schien gewonnen. Dann kam Corona und es gab plötzlich wieder verhältnismäßig viele Fälle. 2024 handelte es sich in Vorarlberg allein um 23. In den Jahren davor waren es immer wieder keine oder nur ein, zwei gewesen. Null entsprach dem Zielwert: Masern ist eine schwere Erkrankung, das Virus sollte daher keine Chance mehr haben. Dafür notwendig ist, dass rund 95 Prozent der Menschen geimpft sind. Durch die Pandemie sind es weniger geworden. Gründe: Impfprogramme gerade auch für Kinder sind unterbrochen worden, bei Einzelnen ist Impfen auch ganz grundsätzlich in Verruf geraten.

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Umso bemerkenswerter ist die Entwicklung heuer: Österreichweit wurden bisher 108 Infektionen festgestellt. Das waren rund vier Mal weniger als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres (447). In Vorarlberg ist die Zahl von 23 auf zwei gesunken (2024 gab es ab Juni keinen Fall mehr).

„Das ist sicher auf eine Sensibilisierung für das Thema und eine Steigerung der Impfungen zurückzuführen“, erklärt Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Von Masernfreiheit sei man aber noch weit entfernt.

Harald Geiger, Leiter des Kinderärztezentrums Dornbirn, bestätigt, dass wieder mehr geimpft wird: In der Pandemie seien Impfungen ausgeblieben. Mittlerweile sei viel aufgeholt worden und fänden auch Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen wieder regelmäßig statt: „Dadurch wurde die Impfabdeckung wieder verbessert, was die Ausbreitung der Masern eindämmt.“

Harald Geiger hofft für sich und seine Kollegen, dass sich die Lage bald beruhigt.
„Kleine Fallzahlen bedeuten nicht automatisch Entwarnung”, warnt Harald Geiger, Leiter des Kinderärztezentrums Dornbirn. Foto: VN/Lerch

Man müsse jedoch vorsichtig bleiben: „Kleine Fallzahlen bedeuten nicht automatisch Entwarnung“, so Geiger. Masern sei hochansteckend. Mit einem Fall könnten viele weitere einhergehen. Das bedeutet, dass in der Regel schon sehr wenige zu einer sehr hohen Gesamtzahl führen können – vor allem, wenn die Durchimpfungsrate von rund 95 Prozent, die wie erwähnt für eine sogenannte Herdenimmunität erforderlich ist, unterschritten wird.

Auch der Komplexitätsforscher Peter Klimek von der Medizinischen Universität Wien warnt vor voreiligen Schlüssen: Man müsse sich die Entwicklung über einen längeren Zeitraum anschauen. Österreichweit 108 Fälle seit Jänner seien noch immer viele: In der Vergangenheit seien es oft weniger als 100 im Jahr gewesen.

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Corona selbst befindet sich im Pausenmodus: Seit Monaten wird im Abwasser keine nennenswerte Virenkonzentration mehr festgestellt. Wenn, dann ist das hier am ehesten möglich, wo es über die Kläranlagen landesweit und ständig beobachtet wird. Ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau geht die Kurve derzeit nur leicht nach oben. Das sei aber noch nicht aussagekräftig genug, um eine Welle prognostizieren zu können, wie sie sich im vergangenen Jahr aufgebaut hat, so Christoph Scheffknecht vom Umweltinstitut des Landes.