“Jeder hat das Recht, in einer sicheren Welt zu leben” – Waffenhändler Beer sieht andere Baustellen als das Waffenrecht

Vorarlberg / 12.06.2025 • 13:00 Uhr
"Jeder hat das Recht, in einer sicheren Welt zu leben" – Waffenhändler Beer sieht andere Baustellen als das Waffenrecht
Wilfried Beer ist schon lange im Geschäft. Er betont, dass die legalen Waffen nur selten für Verbrechen genutzt werden. VN/Rauch

Das Waffenrecht ist liberaler als etwa in Deutschland – doch Beer verweist auf den hohen Kontrolldruck und die zahlreichen illegalen Waffen.

Bludenz Das Schulmassaker von Graz stößt in Österreich eine neue Waffendebatte an. “Aus meiner Sicht ist das Waffenrecht nicht das primäre Thema, an dem man hier ansetzen muss”, betont Wilfried Beer und betont seine eigene Betroffenheit. Der Büchsenmacher ist selbst Sportschütze und hat Jagderfahrung.

"Jeder hat das Recht, in einer sicheren Welt zu leben" – Waffenhändler Beer sieht andere Baustellen als das Waffenrecht
VN/RauchBeers Kundschaft sind vor allem Jäger und Sportschützen.

“Meine Kunden sind vor allem Jäger, gefolgt von Sportschützen”, erläutert Beer. Viele von ihnen besitzen mehrere Langwaffen: So benötigt man für die Jagd auf Rotwild andere Waffen als für den kleinen und wendigeren Fuchs. Und auch Sportschützen haben je nach Wettbewerb andere Anforderungen an ihr Sportgerät. Günstig sind diese nicht, die Preistabelle nach oben offen. Jene, die für den Selbstschutz eine Schusswaffe wollen oder Sammler sind, seien eine kleine Minderheit. Verschärfungen gab es in den vergangenen 30 Jahren bereits einige, die Beer nachvollziehen kann. “Niemand braucht ein Magazin mit 30 Schuss”, bestätigt der Büchsenmacher, der auch einen Tontaubenschießstand betreibt.

Hoher Kontrolldruck

Beer verweist auf die Anforderungen des Waffenrechts, etwa die persönliche Einweisung beim Waffenhändler selbst, wie auch ihr eigenes Interesse, ihre Kunden gut beraten zu wissen. “Wenn uns da etwas auffällt, melden wir das natürlich sofort”, betont er. Hinzu kommt die mindestens einmal in fünf Jahren vorgeschriebene Prüfung der Verlässlichkeit des Besitzers durch die Behörden. “Erst vor wenigen Monaten bekam ich von einer Bezirkshauptmannschaft Schusswaffen zur Verwertung angeboten. Diese wurden einem Waffenbesitzer wegen einer falschen Verwahrung abgenommen”, verweist der Büchsenmacher auf seine Erfahrungen.

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Er ist überzeugt, die Behörden kontrollieren genau und gehen kein Risiko ein. Trotz aller Tragik betont Beer, dass Verbrechen mit legalen Schusswaffen in Österreich sehr selten seien. Nicht umsonst sei die Waffe der Wahl weit öfter das viel einfacher erhältliche Messer.

Viele illegale Waffen

Seine Sorge sind eher die historischen Belastungen: Längst nicht jede Schusswaffe in Österreich ist legal. Vor 1996 wurden in Österreich keine Waffenregister geführt, seit 2012 gibt es das Zentrale Waffenregister des Bundes. “Da mussten alle Waffen der Kategorie C explizit eingemeldet werden”, erklärt Beer. Sprich, so manches Andenken aus dem Krieg auf dem Dachboden wurde vergessen – und ist daher aufgrund der fehlenden Registrierung illegal. Und auch so manch andere Waffe wurde wohl aus dem ein oder anderen Grund nicht eingemeldet.

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Und dann waren da noch die Kriege in Jugoslawien direkt an der Grenze zu Österreich. “Damals flossen wer weiß wie viele Waffen durch Europa“, warnt Beer. Auch beim Amoklauf von Nenzing wurden illegale vollautomatische Waffen jugoslawischer Produktion verwendet. Seit Jahren warnen Polizeibehörden vor einem Zufluss von Feuerwaffen aus (früheren) Kriegsgebieten am Balkan und in der Ukraine, bei Verbrechen mit Schusswaffen sind zwei von drei Waffen illegal. EU-weit reichen die Schätzungen illegaler Waffen in den zweistelligen Millionenbereich.

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“Jeder hat das Recht, in einem sicheren Umfeld zu leben”, betont Beer. Er hat auch ein gewisses Verständnis für den Wunsch nach Selbstschutz durch legale Waffen. Gefragt seien da vor allem Pfeffersprays bei Frauen, die oft allein unterwegs sind. Der Händler verweist auf den aktuellen Ermittlungsstand, etwa auf die vom mutmaßlichen Täter gebaute Rohrbombe. “Wenn jemand etwas tun will, dann wird er sich die entsprechenden Möglichkeiten schaffen”, erinnert Beer, dass man auch mit einem schärferen Waffenrecht nicht in die Köpfe der Leute blicken kann.

"Jeder hat das Recht, in einer sicheren Welt zu leben" – Waffenhändler Beer sieht andere Baustellen als das Waffenrecht
Der Waffenhandel zielt vor allem auf Jäger und Sportschützen ab. Doch auch der Selbstschutz ist ein Verkaufsargument, wie der Flyer eines Anbieters für die Verlässlichkeitsprüfung belegt.VN