“Man hätte einen Brief einwerfen können” – Bauprojekt schürt Sorgen bei Anrainern in Lauterach

Vorarlberg / 17.06.2025 • 10:31 Uhr
Siedlung im Steinach, wohnbauselbsthilfe
Die Anrainer der Siedlung rund um Herbert Haider (zweiter von rechts) fürchten die Auswirkungen des Bauprojektes. VN/Rauch

Lauterach wächst, an der Grenze zu Hard entstehen soziale Wohnbauten. Anrainer sind besorgt, nicht zuletzt aufgrund von Grundwasser und Verkehr.

Darum geht’s:

  • Bauprojekt in Lauterach besorgt Nachbarn wegen möglicher Schäden.
  • Nachbarn fühlen sich unzureichend informiert und nicht eingebunden.
  • Bürgermeister betont Bedarf an Wohnbau und Verständnis für Besorgnis.

Lauterach Vor zwei Wochen stand Herbert Haider bei der Bauverhandlung auf dem Nachbargrundstück. Die Wohnbauselbsthilfe plant hier 77 Wohnungen in fünf Baukörpern. Die beiden östlichen Gebäude sind vier Stockwerke hoch, die restlichen drei sind jeweils drei Stockwerke hoch. Dazwischen die Hochspannungsleitung und Radstellplätze, darunter zwei Tiefgaragen. Er und mehrere Nachbarn fürchten nun deswegen um ihre Häuser.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

1977 entstand die Eigentumssiedlung aus 15 Gebäuden an der Grenze von Lauterach zu Hard, mit der grünen Wiese südlich der Siedlung hin zum Bahndamm. 2019 begannen die Planungen von Vogewosi und Wohnbauselbsthilfe. Erstere begannen 2021 mit dem Bau, zweitere legten nun die Pläne vor – und das führt dazu, dass sich besorgte Nachbarn bei Haiders am Tisch versammeln. “Sie hatten über fünf Jahre Zeit für ihre Pläne, wir sollten uns in zwei Wochen vor der Bauverhandlung einarbeiten”, ärgert sich der Lauteracher. Mit der Bauverhandlung verstrich die Frist der Anrainer für Einwendungen gegen das Projekt, nun können sie nur mehr die tatsächliche Ausführung bekämpfen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

“Man hätte ruhig einmal ein Briefchen mit einer Einladung einwerfen können”, fühlen sich Haider und die Nachbarn nicht involviert und mitgenommen. Und Probleme sehen sie genug: Die Zufahrt von Norden ist eine schmale Sackgasse. Und für die unterirdische Müllstation, die, wie die Zufahrt zu den beiden Tiefgaragen, an der Grenze zur Siedlung im Steinach geplant ist, wird zumindest die Müllabfuhr zufahren müssen. Da die Siedlung in zwei Bauetappen errichtet wird, hat man die Baustelle für mindestens zwei Jahre vor der Türe. Sie haben das Gefühl, der Radweg im Forellenweg ist wichtiger als ihr Wohlbefinden in ihrem Altersruhesitz.

Siedlung im Steinach, wohnbauselbsthilfe
Hier will die Wohnbauselbsthilfe bauen. Rechts die Siedlung im Norden des Baugrundes, links der Radweg Forellenweg. VN/Rauch

Entlang des Dammes fließt das Grundwasser gen Westen dem Harder Brunnen zu. Schon beim Bau der Vogewosi war das Grundwasser ein Thema. Die Baugruben werden mit 12 Meter langen Spundwänden geschützt. Ein Gutachten warnt wegen des schlechten Baugrundes vor Setzungen im höheren Zentimeterbereich. Diese würden Wege und Gebäude bedrohen, liest es sich nicht aufmunternd für die Nachbarn, die selbst über eine Tiefgarage an der Grundstücksgrenze verfügen. Sie fürchten Gebäudeschäden, sei es durch Wasserstauungen oder Bodensetzungen.

Siedlung im Steinach, wohnbauselbsthilfe
Dies wird die Zufahrtsstraße zum Wohnblock, auch der Wohnblock der Vogewosi ist über diese angebunden. Rechts die Tiefgarage der Siedlung. VN/Rauch

Bürgermeister nicht zuständig

Die Wohnbauselbsthilfe verweist auf die enge Abstimmung mit Gemeinde und Gestaltungsbeirat und das laufende Verfahren. “Wir sind nicht der Bauherr”, betont Bürgermeister Elmar Rhomberg; man ist zwar informiert, aber nicht involviert. Baubehörde ist aufgrund der Grenzlage die BH Bregenz, nicht die Gemeinde. Er führte zwei Wahlkämpfe, seitdem die Pläne bekannt sind. Er hatte bislang keine Hinweise, dass das Projekt so kritisch gesehen wurde. “Ich war natürlich nicht in jedem Haus”, räumt er ein. “Aber jeder weiß, wo er mich findet, wenn er Fragen hat.”

Elmar rhomberg
Bürgermeister Elmar Rhomberg hatte nicht erwartet, dass es noch so viele offene Fragen gibt. VN/Rauch

Aus seiner Sicht habe man viel im Sinne der Anrainer entschieden: Die drei Gebäude im Westen wurden nicht über das übliche Maß aufgestockt. Nach Norden zur Siedlung hin stehen weder schattenwerfende Bäume noch gibt es eine Abstandsnachsicht. Der Spielplatz ist im Süden, fernab der Anrainer hin zur Bahn und Radweg. Die Zufahrt bleibt eine Sackgasse, statt dass eine zuerst angedachte Durchgangsstraße geschaffen wurde. Ursprünglich gab es den Gedanken, hier eine Kinderbetreuung einzurichten. Doch das hätte nur mehr Verkehr mit sich gebracht, der Standort war nicht geeignet. Der Radweg im Westen der Siedlung sei zu eng für Autos, der Forellenweg in diesem Abschnitt nun einmal ein Teil des Landesradwegenetzes und nicht einfach so als Zufahrt nutzbar. Dafür gibt es ein offenes Wegerecht durch die Siedlung hindurch.

Pläne Wohnbauselbsthilfe Lauterach
Die Draufsicht auf das Bauprojekt. Die drei Blöcke links haben drei Stockwerke, die rechten beiden vier Stockwerke. Dazwischen die Besucherparkplätze, Radstellplätze und der Spielplatz unter der Hochspannungsleitung. Baueingabe Wohnbauselbsthilfe

Politischer Konsens

“Es ist politischer Konsens in Vorarlberg, dass es mehr sozialen Wohnbau braucht”, fasst der Bürgermeister zusammen. Dass das Wasser jedoch ein Thema ist, sei allen klar. “Wenn es hier Probleme geben sollte, stehen wir auf der Seite der Anrainer.”

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.