Spektakulärer Einsatz im Hochgebirge: Der Windmessmast auf der Alpe Rauz steht

Weht am Arlberg genug Wind für einen Windkraftpark? Die Windmessungen sollen wichtige Details liefern.
Klösterle Nils Wagner und seine Kollegen sind mit vielen Wassern gewaschen. Die Firma Ge:Net, für die sie arbeiten, liefert und montiert weltweit Windmessmasten. „Indonesien, USA, Saudi-Arabien, Mittlerer Osten, Kasachstan, Äthiopien“, zählt Bauleiter Wagner auf. Am Mittwoch vor einer Woche sind die Experten in Klösterle am Arlberg gelandet. Genauer gesagt, auf der Alpe Rauz in knapp 2000 Metern Seehöhe. Hier heroben möchte die Liechtensteiner Gemeinde Gamprin, der das Alpgebiet gehört, mit der illwerke vkw und weiteren Kooperationspartnern einen Windpark mit bis zu zehn Windrädern errichten. Windmessungen mit Laser wurden im Vorjahr bereits durchgeführt. Nun folgen die analogen Messungen mit einem 83 Meter hohen Mast.


Die Alpe Rauz ist etwa sieben Quadratkilometer groß und damit größer als das Gemeindegebiet Gamprin in Liechtenstein. Vom Stützpunkt der Straßenmeisterei geht es mit dem Auto noch einmal rund zehn Minuten einen Güterweg hoch, dann haben die Windmastmonteure ihren Arbeitsplatz auf Zeit erreicht. Die Elemente werden vor Ort Stück für Stück zusammengebaut und nach oben gebracht. Ein Hubschrauber oder Kran ist dafür nicht notwendig. Ein Seilzug und die Kletterkünste der Mitarbeiter genügen. „Die Spezialität der Firma ist, dass wir die Masten auch dort bauen können, wo andere nicht hinkommen. Wir können die Sachen theoretisch auch mit der Hand hierhertragen“, erläutert Nils Wagner. Die Fertigstellung ist am Samstag geplant. Am Mittwochvormittag wurde das letzte von insgesamt 26 Elementen montiert.





Am Mittwoch um kurz vor 11 Uhr ist es so weit. Das letzte Element wurde am Boden fertig zusammengebaut. Zwei Monteure legen ihre Kletterausrüstung an und steigen nacheinander nach oben. Die Mastspitze wird anschließend mit einem generatorbetriebenen Seilzug nach oben gebracht. Nur noch neun Schrauben, die angezogen werden müssen, dann hat der Mast die Endhöhe erreicht. Gesichert ist das Bauwerk mit 15 Abspannungen, die mit Vogelschutzwarnern und orangen Flugmarkierungsbällen versehen sind. „Die Sensorik ist beheizt und die Stabilität des Mastes ist ebenfalls an die alpinen Verhältnisse angepasst, deshalb sind auch so dicke Seile dran“, führt der Projektleiter aus.





An dem potenziellen Windkraftstandort werden nun ein Jahr lang Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Luftdruck sowie Temperatur gemessen und die Flugbewegungen von Vögeln bzw. Fledermäusen aufgezeichnet. „Der Windmessmast steht etwa in der Mitte des Potenzialgebiets. Wie viele Windräder wir hier platzieren könnten, hängt stark von den Windverhältnissen ab“, erläutert David Clement, Projektleiter bei der illwerke vkw. Laut einer Studie zum Windenergiepotenzial sind 112,7 Quadratkilometer bzw. 4,3 Prozent der Gesamtfläche Vorarlbergs theoretisch windkrafttauglich. Das Projekt auf der Alpe Rauz ist jenes, das derzeit am weitesten fortgeschritten ist.


