„Von nun an werden die Tage wieder kürzer“ – Hier sind am Samstag Sonnwendfeuer in Vorarlbergs Bergen zu sehen

Vorarlberg / 20.06.2025 • 15:00 Uhr
„Von nun an werden die Tage wieder kürzer“ – Hier sind am Samstag Sonnwendfeuer in Vorarlbergs Bergen zu sehen
Seit Jahrzehnten bringt sich “Felsa Walter” mit Herzblut in die Organisation der Bergfeuer ein. Am Samstag wird er auf dem Hochjoch die Feuer entzünden. Fotos: Montafon Tourismus GmbH, Johannes Netzer

Seit 1979 entfacht der Silbertaler Walter Zudrell, bekannt als „Felsa Walter“, mit Gleichgesinnten das Sonnwendfeuer auf den Gipfeln des Montafons – und mit ihm eine junge Tradition. Wo es dieses Wochenende die Bergfeuer zu sehen gibt.

Darum geht’s:

  • Sonnwendfeuer leuchten in Vorarlberg am längsten Tag des Jahres.
  • Walter Zudrell entfachte Tradition im Montafon 1979.
  • Viel Vorbereitung, Einbindung Jugendlicher, Sicherheit hat Priorität.

Schruns Am Wochenende rund um den längsten Tag des Jahres, den 21. Juni, wird traditionell die Sonnwende gefeiert. In Vorarlberg geschieht das vielerorts mit beeindruckenden Höhenfeuern. Im Montafon leuchten etwa 400 bis 500 Feuer auf, schätzt Walter Zudrell. Der Silbertaler nahm sich 1979 vor, die Sonnwende in der Vorarlberger Bergwelt aufleben zu lassen. Einige Jahre später gründete er gemeinsam mit Gleichgesinnten den Verein “Bergfreunde Silbertal”, der sich auch der Pflege traditioneller Bräuche widmet. Bereits im darauffolgenden Jahr konnte er sein Ziel verwirklichen: Die Silbertaler Lobspitze erstrahlte erneut im Schein der Feuer – vom Grat bis hinüber zum Fellimännle.

Walter Zudrell - Montafon Tourismus - Andreas Haller (7).jpg
Der 68-jährige Silbertaler brachte in den 1970ern die Feuer zur Sonnwende in die Montafoner Bergwelt. Der Brauch erfordert einiges an Vorbereitung. Andreas Haller

Wachskerzen, die mehrere Stunden brennen

Dieses Jahr fällt der längste Tag des Jahres auf den Samstag. “Von nun an werden die Tage wieder kürzer”, sagt Zudrell, der am Hochjochgrat gemeinsam mit seinem Team bis zu 40 Feuerstellen vorbereitet. “Sicherheit hat dabei oberste Priorität”, betont Zudrell. Früher wurden für die Feuer Holz und Dosen auf die Gipfel geschleppt. Heute brennen speziell angefertigte Wachskerzen, die vier bis fünf Stunden lang Licht spenden und keine Spuren am Stein hinterlassen. “Wir bekommen die Kerzenreste von Hotels und Kirchen, das wird in Kartonröhren gegossen. Ein Kilo pro Kerze und mit zehn Zentimetern Durchmesser.”

Sonnwendfeuer am Hahnenkopf
Auch am Hahnenkopf gibt es dieses Jahr wieder ein Sonnwendfeuer. Seilbahnen Faschina GmbH

Bauernregeln zur Sonnenwende

  • Ist die Milchstraße klar zu seh’n, bleibt das Wetter schön.
  • Stürmt es an Sonnwend, am nächsten Monat das Feld heiß brennt.
  • Funkeln heut’ die Stern’, spielt der Wind bald den Herrn.

Die Vorbereitung der Sonnwendfeuer ist dabei mit viel Aufwand verbunden. “Bereits am frühen Nachmittag beginnen wir den Aufstieg, um bis zum Einbruch der Dunkelheit alles für das Entzünden vorzubereiten”, erzählt “Felsa Walter”, wie er im Tal genannt wird. Besonders am Herzen liegt dem 68-Jährigen die Einbindung junger Menschen: “Es ist schön, dass auch viele Kinder und Jugendliche dabei sind und mit dem Brauchtum in Kontakt kommen.”

Sonnwendfeuer am Hochjoch, Walter Zudrell, Montafon
Früher musste man viele Kilo Holz auf den Berg transportieren. Heute gibt es Wachskerzen. Montafon Tourismus GmbH, Johannes Netzer

Nicht nur im Montafon, auch in anderen Regionen Vorarlbergs bereiten sich Brauchtumsgruppen, Vereine und Bergfreunde auf das nächtliche Schauspiel vor. Vom Pfänder über den Hahnenkopf in Faschina bis zu den Drei Schwestern und “Auf der Egg” in Feldkirch-Nofels werden Feuer entzündet. Die Veranstaltungen reichen von gemütlichen Festen bis zu nächtlichen Wanderungen mit Fackeln und Grillstellen.

Auch das Wetter soll mitspielen: Es ist mit viel Sonnenschein und einem klaren, gewitterfreien Abend zu rechnen – ideale Bedingungen für eine ungetrübte Sicht auf die Höhenfeuer.

Am Samstag werden die Gargellener Köpfe wieder „brennen“.  Norbert Span
Sonnwendfeuer wie hier auf den Gargellener Köpfen sind in Vorarlberg eine vergleichsweise junge Tradition. Montafon Tourismus 

Keine alte Tradition

Die Sonnwendfeuer rund um den längsten Tag des Jahres werden in Vorarlberg seit einigen Jahren immer beliebter. Dabei ist der Ursprung weniger klar, als es auf den ersten Blick scheint: Während im Mittelalter tatsächlich große Feuerfeste gefeiert wurden, die Glück, Segen und Heilung bringen sollten, spielte die Sommersonnenwende selbst lange keine zentrale Rolle. Vielmehr war es traditionell die Nacht auf den 24. Juni – den Johannistag –, an dem sogenannte Johannisfeuer entzündet wurden.

Historisch seriös erforscht sind in Vorarlberg vor allem der Funkensonntag und das Scheibenschlagen. Die Höhenfeuer zur Sommersonnenwende hingegen sind, wie Historiker Michael Kasper schreibt, eine vergleichsweise junge Erscheinung – im Montafon etwa leben sie vor allem vom Engagement einzelner Brauchtumspflegender wie Walter Zudrell.

Überblick Sonnwendfeuer in Vorarlberg am 21. Juni 2025

Hinweis: Die meisten Veranstaltungen finden nur bei guter Witterung statt. Taschenlampen, festes Schuhwerk und warme Kleidung sind empfohlen.


Pfänder (Bregenz)

  • Beginn: ab 18:00 Uhr
  • Feuer: ca. 21:00 Uhr auf der Festwiese am Maldonahang
  • Besonderheiten: Seilbahnfahrt, Stadtmusikanten & Alphornbläser, Panoramablick, Rückfahrt mit Pfänderbahn bis 23:00 Uhr
  • Hinweis: gute Schuhe & Taschenlampe empfohlen



Schruns – Silvretta Montafon / Hochjoch

  • Besonderheiten: Feier bei der Bergstation mit weitem Panoramablick – vom Rätikon bis zu den Lechtaler Alpen
  • Bahnfahrt: mit gültigem WildPass gratis, sonst vergünstigt (ab 16:30 Uhr → Erwachsene € 15, Kinder € 9)
  • Anmeldung: nicht notwendig
  • Hinweis: findet nur bei guter Witterung statt



Gaschurn – Parkplatz bei der Volksschule

  • Beginn: ab 18:00 Uhr
  • Besonderheiten: stimmungsvolle Sonnwend-Party mit Live-Musik und Bewirtung
  • Eintritt: kostenlos



Hoher Frassen (1.979 m)

  • Treffpunkt: entweder um 19:00 Uhr bei der Frassen Hütte oder um 21:00 Uhr direkt am Gipfel
  • Feuer: ca. 22:00 Uhr
  • Besonderheiten: Bergwanderung mit traumhaftem Panorama, gemütlicher Ausklang in der Frassen Hütte möglich
  • Übernachtung: bei Bedarf in der Hütte (Selbstreservierung unter 0664/1412437)
  • Anmeldung: nicht erforderlich
  • Hinweis: bei unsicherer Witterung wird am Samstag bis 14:00 Uhr über mögliche Terminverschiebung auf der Website der Naturfreunde Vorarlberg informiert



Hahnenkopf (Faschina)

  • Beginn: ab 18:30 Uhr
  • Feuer: ca. 20:30 Uhr
  • Besonderheiten: Musikprogramm mit Alphornklängen, Volksliedern & Trio Walserstolz, Fackelwanderung für Kinder (€ 2), Abendbetrieb Panoramabahn



Museum Paarhof Buacher (Bürserberg)

  • Beginn: 19:00 Uhr
  • Besonderheiten: familienfreundliche Feier mit Musik & Feuer, kostenlose Teilnahme, einfache Anreise mit Bus (Haltestelle „Bürserberg Museum“)
  • Keine Anmeldung erforderlich


Sibratsgfäll (Stieralpe am Krähenberg)

  • Beginn: ab 19:30 Uhr
  • Feuer: ca. 20:30–21:00 Uhr
  • Besonderheiten: traditionelle Feier mit Live-Musik & Bewirtung bei der Familie Moosbrugger



Drei Schwestern & Umgebung (Frastanz/Feldkirch)

  • Feuer: ca. 21:30 Uhr
  • Besonderheiten: Bergfeuer auf Gipfeln wie Gurtisspitze, Spitzwiesle, Hohe Köpfe; Treffpunkt & Grillen ab 17:00 Uhr bei der Schihütte Bazora, Musik mit DJ „MT“



Nofels – „Auf der Egg“

  • Beginn: ab 19:30 Uhr
  • Besonderheiten: Musik, Steckerlbrot, Panoramablick auf Schweiz & Rheintal, Jubiläumsfeier „60 Jahre WSV Nofels“, zu Fuß oder per E-Bike erreichbar
  • Hinweis: nur bei guter Witterung, Infos auf www.wsv-nofels.at



Klösterle – “Sonnwendhock”

  • Beginn: ab 19:00 Uhr
  • Besonderheiten: Gemütlicher Hock mit Ausschank und geselligem Beisammensein
  • Veranstalter: Klostner Berg Sonnwendverein
  • Ort – Höfli beim Gemeindezentrum

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