Bereit für das Australien-Abenteuer: Solar-Rennauto “Silvretta” hebt in Vorarlberg ab

Das aCentauri Solar Racing Team macht sich bereit für die World Solar Challenge. Die Mission stellt auch eine logistische Herausforderung dar.
Wolfurt, Zürich Um ihren Körper an die Hitze zu gewöhnen und ihre Hitzetoleranz zu verbessern, haben Dario Hug und seine Kollegen in den vergangenen Monaten viel geschwitzt. „Wir haben in Dübendorf eine Sauna, in der wir immer Konzentrationsübungen machen“, erzählt er. Der Student ist Teil des aCentauri Solar Racing Teams der ETH Zürich. Ende August findet die World Solar Challenge in Australien statt. Bei dem Autorennen für Solarfahrzeuge geht es auf öffentlichen Straßen 3000 Kilometer durch das Outback, von Darwin im Norden bis nach Adelaide im Süden. Auch wenn in Down Under derzeit Winter ist, muss im Cockpit mit Temperaturen bis zu 55 Grad gerechnet werden.



Das aCentauri Solar Racing Team ist nach 2023 heuer zum zweiten Mal am Start. An der Mission beteiligt ist auch wieder ein Vorarlberger Unternehmen. Der Logistiker Gebrüder Weiss kümmert sich darum, dass das Solarauto mit dem Namen “Silvretta” und die Rennausrüstung unbeschadet nach Australien und wieder zurück in die Schweiz kommen. „Wenn man das älteste Logistikunternehmen der Welt ist, dann ist das auch eine Verpflichtung gegenüber der Zukunft der Mobilität“, sagt Frank Haas, Marketing- und Kommunikationsleiter bei Gebrüder Weiss.




Am Montag wurde das Fahrzeug auf dem Landweg von Zürich nach Wolfurt zum Air&Sea-Terminal von Gebrüder Weiss am Güterbahnhof gebracht. Eine externe Firma in Bregenz kümmert sich um die transportsichere Verpackung. Anschließend folgen die Sicherheitskontrolle und sämtliche vorgeschriebene Prüfprozesse, ehe es von Wolfurt weiter zum Flughafen Frankfurt und von dort per Flugzeug über Hongkong nach Sydney und schließlich per Lkw weiter nach Adelaide geht. „Eine Herausforderung ist stets, eine Airline zu finden, die das Fahrzeug aufgrund seiner Größe befördern kann. Die Kiste ist über sechs Meter lang“, erläutert Katharina Zimmerling, Air&Sea-Verantwortliche für die Schweiz.

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Das Fahrzeug, mit dem die Studenten der ETH und anderen Hochschulen das Rennen antreten werden, wurde in den vergangenen eineinhalb Jahren komplett neu entwickelt. „Das Auto ist sehr pfeilförmig und wiegt nur 200 Kilo. Die Effizienz ist aerodynamisch gesehen, vergleichbar mit einem normalen Seitenspiegel eines Pkw“, verdeutlicht Projektmanagerin Clara Nörenberg.



Das Team besteht aus knapp 50 angehenden Elektrotechnikern, Informatikern, Physikern, Industriedesignern, Kommunikationsexperten und Maschinenbauern; 30 von ihnen fliegen mit nach Australien, darunter sechs Fahrer und eine große Entourage an Strategieleuten. „Die Strategieleute geben vor, wie schnell das Fahrzeug fahren muss. Am Ende des Tages hat man nur die Energie zur Verfügung, die von der Sonne hereinkommt und eine ganz begrenzte Speicherkapazität. Man will immer so schnell wie möglich fahren, ohne plötzlich leerzulaufen. Da braucht es viele Berechnungen“, schildert Nico Flüeler. Da das Rennen auf öffentlichen, nicht abgesperrten Straßen stattfindet, gilt die Straßenverkehrsordnung samt Geschwindigkeitsbeschränkung; außerdem muss das Fahrzeug alle Anforderungen für eine Straßenzulassung erfüllen.



Das Projekt kostet knapp eine Million Euro, allein der Materialwert beläuft sich auf 650.000 Euro. In der Challenger-Klasse, der reinen Rennklasse des Wettbewerbs, treten 30 Teams an. Das Ziel des aCentauri Solar Racing Teams ist klar: Nach Platz 12 im Jahr 2023 wollen es die Studenten diesmal unter die Top-10 schaffen.

