Kleiner Beitrag, große Wirkung: So funktioniert Hauskrankenpflege im Land

Krankenpflegevereine im Land würden sich mehr jüngere Mitglieder wünschen.
Koblach Wolfurt Der 14-Jährige laborierte nach einem Unfall an einer hartnäckig schwärenden Wunde. Sie wollte und wollte nicht heilen. Schließlich wandte sich die Mutter auf Empfehlung einer Bekannten an den Gesundheits- und Krankenpflegeverein Wolfurt. Eine junge Frau nützt die Expertise des Wundmanagements, das der Krankenpflegeverein Koblach-Mäder hat, um sich mittels Kaltplasmatherapie eine Akne behandeln zu lassen. Es sind nur zwei Beispiele dafür, dass die Arbeit von Krankenpflegevereinen keine Frage des Alters ist. Johanna Rebling-Neumayr, Geschäftsführerin des Landesverbands der Hauskrankenpflege, fasst es in wenigen Worten zusammen: „Wir sind für alle da!“

Hohe Professionalität
Die 66 Krankenpflegevereine sind eine der wichtigsten Stützen im Gesundheitssystem. Sie können Menschen, mittlerweile sind es rund 9000 jährlich, medizinische und fachliche Hilfe zu Hause angedeihen lassen und auf diese Weise einiges an ärztlicher Basisversorgung abfangen. Rebling-Neumayr betont auch die hohe Professionalität, mit der die 341 Mitarbeitenden agieren sowie die Attraktivität der Hauskrankenpflege als Arbeitgeber. Die oft geäußerte allgemeine Kritik an den Gehältern kann sie nicht nachvollziehen. „Die Entlohnung ist gut, zumal es inzwischen eine Angleichung an jene des Krankenhauspersonals gab“, verweist sie darauf und auf andere Benefits wie das einwöchige Sabbatical und die 39- statt 40-Stundenwoche. „Die Arbeit hat einen Wert“, bekräftigt sie. Trotzdem gestaltet sich die Suche nach Personal auch für die Krankenpflegevereine zunehmend schwierig. Aktuell sind fast 80 Prozent der Beschäftigten diplomierte Fachkräfte. „Für die Zukunft werden wir jedoch einen guten Mix aus Fachkräften und Assistenzpersonal brauchen“, weiß Johanna Rebling-Neumayr.

Mühsame Rekrutierung
Was die Hauskrankenpflege in Vorarlberg ebenfalls besonders macht, ist die von Ehrenamtlichen getragene Vereinsstruktur. „Verantwortung für die Gesellschaft, die aus der Gesellschaft kommt“, beschreibt es die Geschäftsführerin. Zusätzlich tragen rund 60.000 Mitglieder die gute Sache mit. Die Krankenpflegevereine würden sich mehr wünschen. Maria Claeßens, die 2022 den aus der Pfarrkrankenpflege hervorgegangenen Gesundheits- und Krankenpflegeverein Wolfurt übernommen hat, berichtet von einer etwas mühsamen Rekrutierung. „Es sind vorwiegend ältere und alte Menschen, die sich für eine Mitgliedschaft entscheiden und das oft erst, wenn es Unterstützung braucht“, erzählt sie. „Wir sind aber nicht Mitglied“, hörte sie auch von der Mutter des Buben. Geholfen wurde ihm trotzdem. Das mit der Mitgliedschaft erledigte sich ebenfalls positiv. „Es wäre gut, die Leute würden es sich früher überlegen“, sagt Claeßens.

Daneben wird versucht, den Verein zukunftsfit zu gestalten. Dazu gehört unter anderem, dass die Funktionsperioden für Obleute auf zwei begrenzt sind: „Dieser überschaubare Zeitraum macht es leichter, Ehrenamtliche zu finden“, zeigt sich Claeßens überzeugt. Patrizia Künz arbeitet seit 1999 in der Hauskrankenpflege. Inzwischen leitet sie das Team des Krankenpflegevereins Koblach-Mäder. Sie mag das selbständige und freie Arbeiten, das ihr der Vorstand zugesteht.

2-Minuten-Anleitung
Eine der größeren Herausforderungen sehen die Krankenpflegevereine in den immer früheren Spitalsentlassungen. „Die Zahl der Patienten wird steigen. Darauf müssen wir vorbereitet sein“, bemerkt Johanna Rebling-Neumayr. Deshalb sollen die Vereine, was beispielsweise die Anwerbung neuer Mitglieder betrifft, Hilfe, wobei schon kleine Dinge Nutzen bringen, wie sich in Koblach bewies. Dort zeigte ein einfacher Schrieb mit einer 2-Minuten-Anleitung zur Mitgliedschaft durchschlagende Wirkung. Der jährliche Mitgliedsbeitrag liegt je nach Krankenpflegeverein bei 30 bis 45 Euro, wobei alle im Haushalt lebenden Personen dann Pflegeleistungen in Anspruch nehmen können. Der Stundensatz beträgt dank Förderungen von Land und Gemeinden zwischen 10 und 16 Euro. „Mit wenig können wir also viel tun“, bringen es die Frauen auf den Punkt und fügen noch an: „Wir setzen auf Solidarität.“
