Sie ist Vorarlbergs erste Notarin: “Ich gehe jeden Tag gerne in die Kanzlei”

Als erste Frau wurde Alexandra Hoffenscher-Summer (46) in Vorarlberg zur öffentlichen Notarin ernannt. Wie sie es dorthin geschafft hat, was sie sich für die nächste Generation wünscht – und was ihr im Beruf besonders wichtig ist.
Darum geht’s:
- Erste Notarin in Vorarlberg seit 1. Juli 2025.
- Laufbahn begann 2007 am Dornbirner Marktplatz.
- Kritisiert strukturelle Hürden für Frauen.
Dornbirn Dass sie einmal ein Stück Geschichte schreiben würde, hat sich Alexandra Hoffenscher-Summer als 18-jährige Maturantin in den 1990er-Jahren nicht vorstellen können. Doch seit 1. Juli 2025 ist sie die erste Frau, die in Vorarlberg das Amt einer öffentlichen Notarin bekleidet. Dies markiert einen Meilenstein in einem jahrzehntelang männerdominierten Berufsfeld.

“Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass es bis 2025 gedauert hat, bis in Vorarlberg erstmals eine Frau als öffentliche Notarin ernannt wurde”, sagt Alexandra Hoffenscher-Summer im Gespräch mit den VN in der Kanzlei am Dornbirner Marktplatz. Genau dort nahm ihre Laufbahn im Notariat im Jahr 2007 als junge Kandidatin unter ihrem Mentor Manfred Umlauft ihren Anfang. Nach weiteren beruflichen Stationen in Bregenz und Feldkirch ist sie nun an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt. “Der Feldkircher Notar Clemens Schmölz, als dessen Substitutin ich die letzten Jahre arbeiten durfte, ist ein großer Visionär und hat damit viel ermöglicht. Jetzt schließt sich für mich ein Kreis”, sagt sie über ihre Rückkehr nach Dornbirn.

Eingespieltes Team
Heute leitet die 46-Jährige die Kanzlei gemeinsam mit Notar Umlauft und einem eingespielten Team von drei Notariatskandidatinnen und sechs Assistentinnen. Dass sie ihre Arbeit an jenem Ort fortsetzt, an dem alles begann, empfindet sie als Ehre und auch als Zeichen dafür, wie sich Berufung und Lebensweg manchmal auf besondere Weise verbinden.

Den Grundstein für ihren beruflichen Werdegang legte ein Geografieprofessor im Gymnasium, der ihr Interesse für EU, Politik und Wirtschaft weckte. “Das war sicher einer der Gründe, warum ich mich nach der Matura für das Studium der Rechtswissenschaften entschieden habe. Und glücklicherweise hat mir das Studium von Anfang an unglaublich gut gefallen”, erinnert sich die Dornbirnerin.

Nach Jahren in Wien, Großbritannien und den Niederlanden und Berufserfahrung aus einer der größten Wirtschaftskanzleien Österreichs kehrte Hoffenscher-Summer 2007 mit ihrem Mann zurück nach Vorarlberg. Was sie von Anfang an reizte, war das sogenannte außerstreitige Arbeiten, wie sie sagt. Darunter versteht man, vorausschauend und streitvermeidend Verträge zu gestalten.
Für Frauen ist der Weg zur Notarin oft steiniger
Der Weg zur Notarin war lang. Das liegt nicht nur am anspruchsvollen Amt, sondern auch daran, dass Frauen mit zusätzlichen strukturellen Hürden konfrontiert seien. Dass etwa Karenzzeiten nur eingeschränkt angerechnet werden, kritisiert sie – schließlich zählt für die Ernennung zur Notarin am meisten die Praxisdauer. “Auch Teilzeit – etwa im Ausmaß von 80 Prozent – sollte, wenn sie aus familiären Gründen erfolgt, wie eine Vollzeittätigkeit gewertet werden.”
Die Zufriedenheit ihrer Mandanten ist für sie das größte Lob. “Wenn manchmal schwierige Themen einer guten Lösung zugeführt werden können, wenn unsere Mandanten das Gefühl haben, gut und umfassend beraten worden zu sein.” Dabei sei der Beruf vielseitiger, als viele denken. Ihre tägliche Arbeit umfasst unter anderem Vorsorgevollmachten, Erb- und Familienrecht, Immobilienverträge und Unternehmensgründungen.

Sie selbst wurde früh von starken Frauen inspiriert – von der Kinderbuchheldin „Die dumme Augustine“ bis zur Rechtsprofessorin Gerte Reichelt. Jungen Menschen, die eine Karriere in der Justiz anstreben, gibt sie mit: „Wenn man für die Rechtswissenschaften ‚brennt‘, also im Studium schon eine gewisse Leidenschaft dazu verspürt, ist alles möglich.“
In ihrer Freizeit verbringt die Mutter zweier Kinder gerne Zeit mit der Familie, im Freien oder beim Yoga. Ihre Motivation zieht sie aus dem Beruf selbst: “Ich gehe grundsätzlich jeden Tag gerne in die Kanzlei und kann sagen, dass ich meinen Beruf liebe.”