Wo geht der Wolf um? “In Vorarlberg hatten wir so einen Wolf erst einmal”

Der zum Abschuss freigegebene Wolf sorgt auf den Alpen weiterhin für Angst und Schrecken.
Bregenz Ist der Wolf noch im Vorarlberg? Zum letzten Mal hat der Beutegreifer vor knapp zwei Wochen im Gemeindegebiet von Raggal zugeschlagen. Auf der Alpe Faludriga wurden damals ein totes Rind und ein verletztes Rind entdeckt. Im Moment sei es ruhig, sagt Landeswildökologe Hubert Schatz. „Bis dato sind keine Informationen über weitere Risse zu mir gelangt. Auch von einer Sichtung habe ich nichts mehr gehört.”

Seit dem 16. Juli darf in Vorarlberg offiziell Jagd auf den Wolf gemacht werden, zunächst in den Gemeindegebieten von St. Gerold und Thüringerberg, nach weiteren Nutztierrissen wurde die Wolfabschussverordnung in der Vorwoche auf Sonntag, Dalaas und Raggal ausgeweitet.
Bestätigt ist mittlerweile, dass für alle Risse ein Wolf der östlich-dinarischen Quellpopulation verantwortlich war. Da Wölfe aus dieser Population bei uns sehr selten vorkommen, sei die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es sich um ein und dasselbe Tier handelt. „In Vorarlberg hatten wir so einen Wolf erst einmal vor ein paar Jahren in Bartholomäberg“, verdeutlicht der Experte.

Die Verordnung gilt bis 30. September 2025. Die Schafe vom Kapiescha Hof in Thüringerberg grasen derzeit im Tal. Nach den Wolfsattacken auf der Alpila Alpe und der Nachbaralpe haben die Morschers und Matthias Ammann ihre Tiere in Sicherheit gebracht. „Die Entscheidung, ob wir die Tiere wieder auf die Alpe bringen, werden wir nächste Woche treffen. Notwendig wäre es, weil die Schafe jetzt das Futter fressen, das sie normalerweise im Winter fressen, und auch der Alpe würde es guttun, aber es ist eine wirklich schwere Entscheidung“, merkt Matthias Ammann an.
Auf dem Kapiescha Hof leben derzeit 42 Montafoner Steinschafe und Waliser Schwarznasenschafe. Vier Tiere haben die Wolfsattacke nicht überlebt, ein Lamm wurde schwer verletzt. Für Ammann ist die Sache klar: „Es gibt nur eine Möglichkeit, mit dem Wolf zu sprechen und das ist über das Gewehr. Er verhandelt nicht mit dir und er vermehrt sich. Der Wolf hat im gesamten alpinen Raum, dort, wo wir die Dreistufenlandwirtschaft betreiben, nichts verloren. Er ist in der Alpwirtschaft einfach matchentscheidend.”

Der Schadwolf hat sich seit 22. Juli nicht mehr blicken lassen. Derzeit gebe es auch keinen Hinweis darauf, dass sich ein anderer Wolf in dem Gebiet herumtreibt. „Aber das kann sich jederzeit ändern. Es kann schon morgen über Nacht einer zuwandern“, hält Hubert Schatz fest.
Dass der Wolf im Vorjahr in weniger als 24 Stunden nach Erlass der Verordnung erlegt werden konnte, sei ein „gewaltiger Zufall“ gewesen, blickt Schatz zurück. Die Jagd auf einen einzelnen Wolf sei wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. „Meine Theorie war auch immer, dass er – wenn überhaupt – in der Nacht erlegt wird und nicht am helllichten Tag und in der Nähe eines Wanderwegs.“

Als extremen Ausnahmefall bezeichnet der Landeswildökologe die Wolfsattacke auf einen sechsjährigen Buben vor einigen Tagen in den Niederlanden. „Aber ausschließen kannst du gar nichts. Es ist und bleibt ein Raubtier.“ Derzeit sei in Österreich oder Vorarlberg aber nicht von einem ähnlichen Vorfall auszugehen. „Wir haben nirgends Hinweise auf ein entsprechendes Verhalten“, merkt Hubert Schatz an.