31 Wracks auf dem Grund des Bodensees entdeckt – inklusive einer Sensation

Die baden-württembergische Denkmalpflege warf einen genauen Blick auf den Bodenseegrund. Sie fand verlorene Ladungen, alte Luxusschiffe und eine Rarität der Archäologie.
Hemmenhofen In einem bislang einzigartigen Projekt hat das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (LAD) den Seegrund des Bodensees systematisch untersucht – mit bemerkenswerten Ergebnissen. Im Rahmen des Projekts „Wracks und Tiefsee“ wurden seit 2022 insgesamt 31 bislang unbekannte Wracks entdeckt. Ziel der Initiative ist es, ein umfassendes Inventar von Unterwasserdenkmalen im Bodensee zu erstellen.

Mithilfe moderner geophysikalischer Methoden, Tauchrobotern und einem Tauchteam konnten bis Ende 2024 rund 250 auffällige Strukturen identifiziert und 186 davon systematisch untersucht werden. Nach der Überprüfung mittels Sidescan-Sondar erfolgt eine Betauchung der möglichen Denkmale entweder durch die Tauchgruppe des LAD oder mit Hilfe von Tauchrobotern. Eingesetzt wurden Tauchroboter des LAD, des Instituts für Seenforschung (ISF) der LUBW sowie der Wasserschutzpolizei Überlingen und der beauftragten Firmen Bodenseetaucher und Submaris.
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Ein Lastschiff mit Seltenheitswert
In den meisten Fällen handelte es sich um natürliche Formationen oder Überreste menschlicher Nutzung wie Fischreiser. Doch 31 der Funde waren tatsächliche Wracks – von modernen Sportbooten bis hin zu kulturhistorisch bedeutenden Lastsegelschiffen.

Ein besonders gut erhaltenes Wrack entdeckte das Team in großer Tiefe. Mast und Rah des Lastsegelschiffes sind noch vorhanden – eine Rarität in der Unterwasserarchäologie. Durch den geringen Muschelbewuchs lassen sich Details wie Belegstifte, Klammern oder ein Zahnkranz mit Sperrklinke gut erkennen.
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„Der Fund bietet einzigartige Einblicke in die Segeltechnik und den Schiffbau historischer Bodenseeschiffe und stellt ein bedeutendes Referenzobjekt für die Forschung dar“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Alexandra Ulisch. „Wracks sind weit mehr als nur verlorene Fahrzeuge – sie sind echte Zeitkapseln, die Geschichten und handwerkliches Können längst vergangener Tage konservieren. Egal ob Titanic, HMS Terror, Säntis oder Lady Jay: Alle Beispiele zeigen eindrucksvoll, dass Wracks die Menschen faszinieren.“
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Salondampfer
Zwei weitere Fundstellen deuten auf große, metallene Schiffswracks hin. Aufgrund der Dimensionen könnte es sich um die Überreste der Schaufelraddampfer „SD Baden“ und „SD Friedrichshafen II“ handeln. Von ihnen künden nur mehr die Schiffsrümpfe, die Aufbauten wurden vor dem Versenken abgebaut. Bestätigt ist ihre Identität aber noch nicht.


Und auch ein Trümmerfeld aus 17 Holzfässern gibt noch Rätsel über seinen Ursprung auf. Die Fässer sind zum Teil zwar mit Muscheln bedeckt, aber gut erhalten. Einzelne Exemplare weisen Deckel, Böden und potenziell sogar Fassmarken auf. Hinweise auf das zugehörige Transportschiff fehlen bislang, weiterführende Untersuchungen sind geplant.
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Projektleiterin Julia Goldhammer hebt die Bedeutung des methodischen Vorgehens hervor: „Nur durch die Kombination hochauflösender Datenerfassung und gezielter sonartechnischer Nachuntersuchung lassen sich natürliche Strukturen zuverlässig von technischen Objekten am Seegrund unterscheiden.“ Weitere Ergebnisse werden voraussichtlich zum Abschluss des Projekts im Sommer 2027 bekannt geben.

