In Lindau sorgt die Leiblach für nasse Füße

Vorarlberg / 25.08.2025 • 06:05 Uhr
In Lindau sorgt die Leiblach für nasse Füße
Silke Schielin und Christian Ill wehren sich, dass sie nun die Hochwasserschutzmaßnahmen ausbaden sollen. VN/Rauch

An der Leiblach wurde viel für den Hochwasserschutz getan. Nun steht aber ein Kleingartenverein im Wasser, was er sich nicht gefallen lassen will.

Hörbranz, Lindau Silke Schielin und Christian Ill stehen am Rand ihrer Schrebergartenanlage. Hinter den Bäumen fließt die Leiblach – und auch schon durch ihre Gärten.

In Lindau sorgt die Leiblach für nasse Füße
In der Gartenanlage hinter der Grenze zu Lindau sieht man mehr österreichische als deutsche Fahnen. VN

Am 31. Mai 2024 drohte die Leiblach, über die Ufer zu treten – zumindest auf der Vorarlberger Seite. Der Damm wurde von den Feuerwehren erhöht, eine Evakuierung der Grenz- und Uferstraße stand im Raum. Auf der bayerischen Seite trat derweil die Leiblach im Bereich Hangnach, gegenüber dem Sportzentrum Sandriesel, über die Ufer. Im Stadtbereich war wegen der Überflutungen der Busverkehr zu diesem Zeitpunkt bereits eingestellt. Betroffen waren auch die nahen Schrebergärten, hier stand das Wasser bis zu 60 Zentimeter hoch.

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Dem war nicht immer so. Doch am Ende einer Liste von Maßnahmen auf beiden Seiten der Grenze sind die Schrebergärten nun faktisch Überschwemmungszone, ohne dass sich die Gärtner – davon jeder Zweite so wie Ill aus Österreich – dagegen wehren konnten. “Wenn das noch öfters passiert, gehen die Leute – und nachkommen wird auch niemand”, fürchtet Ill. Die Schäden 2024 gingen in den fünfstelligen Bereich, viel Geld für einen Verein.

In Lindau sorgt die Leiblach für nasse Füße
Die Sannwaldwehr sorgt für Verlandungen. Glaubt man den Klägern, kann diese weg. In Österreich fürchtet man jedoch die Konsequenzen.VN
In Lindau sorgt die Leiblach für nasse Füße
Die Wehr von Österreich aus betrachtet am Freitag. VN

Beide wehrten sich bereits 2015 erfolglos gegen die damals geplanten und inzwischen durchgeführten Dammerhöhungen entlang der Leiblach. Sie befürchteten, dass dadurch die Überschwemmungsfläche der Hangnach vergrößert und die Kleingärtner die ersten Opfer der Überschwemmung wären. Nun fühlen sie sich bestätigt. “Bei jedem Hochwasser droht nun ein Deichwettrüsten, statt dass man die Ursachen angeht”, klagt Schielin.

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Ihre Lösung: Die Sannwaldwehr muss weg. Sie entstand im Rahmen der Industrialisierung und habe ihren Zweck überlebt. Nun sorge sie vor allem für Verlandungen und damit für ein seichteres Flussbett. Durch ihre Existenz sorgt sie jedoch weiterhin für Auflandungen im Bachbett. Wäre die Wehr weg, wäre die Leiblach tiefer und die Hochwassergefahr geringer, so die Überzeugung.

Land fürchtet Gebäudeschäden

Dem hält das Land entgegen: Der Hochwasserschutz am Grenzfluss ist mit den deutschen Behörden abgestimmt. Der Damm ist auf beiden Seiten gleich hoch, das deutsche Ufer sei dadurch nicht benachteiligt. Ein Abbruch der Sannwaldwehr habe laut Gutachten überwiegend negative Folgen auf das Naturschutzgebiet im Auwald, weiters drohen Setzungsschäden an Gebäuden und negative Auswirkungen auf die bestehende Grundwassernutzung in Hörbranz. Das Wasserwirtschaftsamt Kempten entferne regelmäßig Auflandungen, geplant sei immerhin eine verbesserte Fischpassierbarkeit an der Wehr.

In Lindau sorgt die Leiblach für nasse Füße
Die Leiblach ist nicht nur bei Hochwasser ein wildes Gewässer. Jeder Bau im Fluss hat Folgen.VN

Vor dem Landesverwaltungsgericht scheiterten die Lindauer. Ihnen käme keine Parteienstellung zu, vereinfacht gesagt, da ihre Gärten in Deutschland liegen und daher nicht im Geltungsbereich österreichischen Rechts liegen. Wenig nachvollziehbar für ihren Anwalt Wilfried Weh, schließlich reichen die Auswirkungen der Wasserbaumaßnahmen durchaus über die Grenze hinweg.

“Mit der gleichen Begründung könnte jemand von Hörbranz aus auch einen Spaziergänger auf der anderen Seite der Leiblach erschießen, denn das österreichische Recht endet ja an der Staatsgrenze”, vergleicht er in seiner Beschwerde an den Verfassungsgerichtshof. Und auch bei Atomkraftwerken von der Schweiz bis Tschechien redet man in Österreich gern ein Wort mit. Das Argument sei hier dasselbe: Die drohenden Emissionen und Folgen würden Österreich betreffen, obwohl die Bautätigkeit und der Betrieb nicht in Österreich stattfinden. Warum sollten für Lindau andere Regeln gelten, fragt Weh.