Beinahe jeder Zweite verpasst den Anschluss: Das sagen Vorarlberger Fahrgäste

Ein Drittel der Vorarlberger Öffis-Fahrgäste fahren häufiger Bahn wie im letzten Jahr. Doch 45 Prozent verpassen ihren Anschluss mehrmals im Jahr. Im Gespräch erzählen Fahrgäste den VN ihre Erfahrungen zu Anschlussverbindungen.
Darum geht’s:
- 45 Prozent der Vorarlberger verpassen laut VCÖ regelmäßig Anschluss.
- Österreich verzeichnet Rekordzahl an Bahnreisen.
- 40 Prozent wünschen mehr Direktverbindungen zu Großstädten.
Bregenz Wer viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, kennt das Problem: Der Zug ist verspätet und der Anschlussbus oder -zug ist weg. Man steht da und muss entweder warten oder sich abholen lassen. Laut einem aktuellen Bahntest des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) geht es vier von zehn Fahrgästen, genauer gesagt 45 Prozent, in Vorarlberg so. Sie verpassen mehrmals im Jahr oder sogar noch häufiger ihre Anschlüsse.
Im vergangenen Jahr verzeichnete Österreich mit 15 Milliarden Personenkilometern eine Rekordzahl an Bahnreisen. Auch in Vorarlberg ist die Bahn beliebter denn je: Jeder vierte Vorarlberger fährt häufiger mit der Bahn als im Jahr zuvor, und für Urlaubsreisen entscheiden sich 40 Prozent tagsüber und 15 Prozent nachts für den Zug.

Dennoch gibt es Verbesserungspotenzial. Lys Karelys aus Dornbirn fährt regelmäßig zu unterschiedlichen Zielen mit der Bahn. “Manchmal verpasse ich einen Zug, wenn ich mit dem Bus fahre”, erzählt sie. Für sie sei das aber kein Problem: “Dann nehme ich einfach den nächsten.” Schließlich sei die Taktung und Frequenz der Bus- und Zugverbindungen in Vorarlberg sehr gut und man müsse nie lang auf das nächste Verkehrsmittel warten. Tatsächlich sind Vorarlberger Fahrgäste mit der Anzahl der Zugverbindungen österreichweit am zufriedensten, so die Ergebnisse des VCÖ-Bahntests.

Gabi Mairer nennt als konkretes Beispiel für mangelnde Abstimmung die Verbindung von Hörbranz nach Lindau. Der Bus aus Hörbranz kommt am Bahnhof Lochau jeweils immer zu Minute 28 und 58 an. Der Zug nach Lindau fährt genau zu dieser Zeit ab. Wer die Linien 121 oder 129 nutzt, muss also immer auf den nächsten Zug warten. “Der Zug fährt immer ein bisschen zu früh weg, das geht sich gerade nicht aus”, schildert die Hörbranzerin. Sie fährt oft mit dem Bus zum Bahnhof und setzt ihre Reise dann nach Lindau, aber auch gelegentlich in den Osten Österreichs fort. “Der Bus kann natürlich immer zu spät sein, das hängt vom Verkehr ab”, sagt sie verständnisvoll. Wenn sie ihre Töchter in Tirol und Wien besucht, nehme sie daher einfach immer einen früheren Bus. “Es kommt eh alle 15 Minuten einer”, sagt sie und ist im Gesamten eigentlich sehr zufrieden.
“Immer pünktlich”
Auch Khalil aus Dornbirn fährt täglich von Bregenz zur Arbeit. “Bei mir sind die Züge und Busse immer pünktlich”, freut er sich und fügt hinzu, dass er noch nie einen Anschluss verpasst hätte. Mit seinem E-Scooter ist er aber ohnehin unabhängig vom Bus.

Laut der VCÖ-Befragung wünschen sich 40 Prozent der Vorarlberger Fahrgäste mehr Direktverbindungen in europäische Großstädte.
Während der Nah- und Regionalverkehr sowie Fernreisen innerhalb Österreichs als gut empfunden werden, sehen viele Aufholbedarf bei Verbindungen zu Metropolen. Lys Karelys macht sich vor allem Sorgen um ihre Reisen zum Zürcher Flughafen: “Railjets haben oft Verspätung und manchmal schaffe ich es nur knapp zum Flug.”
Der VCÖ-bahntest
- Im Zeitraum zwischen April und Juni 2025 wurden 9360 Fahrgäste in zehn verschiedenen Bahnunternehmen befragt
- Vorarlberger sind durchschnittlich am zufriedensten mit der Anzahl der Zugverbindungen (nur 8 Prozent sind unzufrieden)
- Fast ein Drittel der Vorarlberger Fahrgäste war häufiger mit der Bahn unterwegs als im Jahr zuvor
- 45 Prozent der Fahrgäste verpassen mehrmals im Jahr oder häufiger ihren Anschluss
- ein Drittel der Vorarlberger wünscht sich mehr flexible Angebote wie Rufbusse oder Sammeltaxis
- Vorarlberger fahren gerne mit der Bahn in den Urlaub – 40 Prozent nehmen gerne den Tagzug, 15 Prozent lieber den Nachtzug
- die Netzqualität an Bord ist außerdem ausbaufähig – 37 Prozent sagen, sie habe sich verschlechtert