Abschied vom Rappenlochstadl: “Wenn wir die Schlüssel abgeben, werden sicher die Tränen fließen”

Vorarlberg / HEUTE • 10:47 Uhr
Abschied vom Rappenlochstadl: "Wenn wir die Schlüssel abgeben, werden sicher die Tränen fließen"
Claudia Lehner (l.) und Barbara Herzig gehen mit einem lachenden und weinenden Auge. Aktuell werden neue Pächter für das Rappenlochstadl gesucht. VN/Steurer

Wirtepaar Claudia Lehner und Barbara Herzig verabschiedet sich nach elf Jahren von der urigen Jausenstation am Eingang zur Rappenlochschlucht.

Dornbirn “Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge”, sagen Claudia Lehner (48) und Barbara Herzig (46) einhellig. Elf Jahre lang hat das Wirtepaar die Geschicke im Rappenlochstadl direkt am Wasserfall beim Eingang zur Rappenlochschlucht gelenkt. Bald heißt es für die Dornbirnerin und die gebürtige Niederösterreicherin: Abschied nehmen. “Die Entscheidung ist uns alles andere als leicht gefallen. Wir haben sehr viel Herzblut hineingesteckt”, betonen die beiden, die sich 2010 bei der Saisonarbeit in Lech kennengelernt haben. “Wenn wir die Schlüssel abgeben, werden sicher die Tränen fließen.”

Abschied vom Rappenlochstadl: "Wenn wir die Schlüssel abgeben, werden sicher die Tränen fließen"
Der idyllisch gelegene Rappenlochstadl ist seit jeher ein beliebter Treffpunkt für Touristen, aber auch Einheimische und Stammgäste.

Für Claudia Lehner ist der Abschied besonders emotional: “Ich bin schon als Kind hierhergekommen, um ein Eis zu holen. Da hängen viele Erinnerungen dran”, erzählt sie. Als der Eigentümer 2015 in Pension ging und die Wirtinnen die Anzeige im Internet gesehen haben, zögerten sie nicht lange. “Wir haben etwas Eigenes gesucht und uns mit der Übernahme des Stadls einen großen Traum erfüllt. Es war für uns der schönste Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann.”

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Letztlich haben die Gastronominnen die Entscheidung wohlüberlegt getroffen. Ausschlaggebend für ihren Abschied seien private Gründe. “Die Arbeit ist sehr zeitintensiv und verlangt enorm viel Energie – und wir sind schließlich keine 30 mehr. Gastronomie ist kein Hobby”, sagt Lehner mit einem Schmunzeln. Möglich war der Betrieb nur mit Unterstützung aus dem Familien- und Freundeskreis. “Außerdem wird es zunehmend schwieriger, junge Mitarbeiter zu gewinnen, auch wenn der Beruf nicht schlecht bezahlt ist”, sagt Herzig.

Abschied vom Rappenlochstadl: "Wenn wir die Schlüssel abgeben, werden sicher die Tränen fließen"
Barbara Herzig und Claudia Lehner blicken auf elf schöne Jahre in der Rappenlochschlucht zurück. Jetzt möchten sie ein neues Kapitel aufschlagen.

Die urige Jausenstation ist seit jeher ein beliebter Treffpunkt für Touristen, aber auch Einheimische und Stammgäste. Darüber hinaus wird das Rappenlochstadl mit großzügigem Gastgarten und gemütlichem Innenbereich gerne für Feste gebucht – von Geburtstagsfeiern über Vereinsabende bis hin zu Firmenfeiern. “Das Geschäft läuft sehr gut, es war eigentlich ein Selbstläufer”, sagt Herzig. Dabei setzten die beiden Wirtinnen von Anfang an auf bodenständige Küche. Auf der Karte stehen Klassiker wie Schnitzel, Kässpätzle, Brettljause oder wechselnde Tagesgerichte. “Es war uns immer wichtig, dass die Leute gutes Essen bekommen und zufrieden nach Hause gehen. Genau das erwarte ich mir auch, wenn ich in ein Lokal gehe.”

Ganz ohne Hürden sei die Zeit jedoch nicht verlaufen. “Von der Corona-Pandemie bis hin zu den wiederholten Baustellen in der Rappenlochschlucht: Es war nicht immer einfach, aber wir haben alles gut überstanden”, so Herzig.

Abschied vom Rappenlochstadl: "Wenn wir die Schlüssel abgeben, werden sicher die Tränen fließen"
Die urige Jausenstation liegt direkt am Eingang zur Rappenlochschlucht. Im Dezember steht dort die vorerst letzte Waldweihnacht auf dem Programm.

Der Pachtvertrag läuft am 31. März 2026 aus. In der Zwischenzeit werden neue Pächter gesucht. Lehner und Herzig wollen sich mit mehreren Veranstaltungen von ihren Gästen verabschieden. Für Wanderer bleibt das Stadl noch bis 26. Oktober geöffnet. Im Dezember laden die Wirtinnen zur dreitägigen Waldweihnacht (5. bis 7. Dezember) im Gastgarten, im Jänner folgt eine Schlachtpartie, bevor im Februar das allerletzte Austrinken auf dem Programm steht.

Abschied vom Rappenlochstadl: "Wenn wir die Schlüssel abgeben, werden sicher die Tränen fließen"
Das Wirtepaar möchte sich erst mal eine Ruhepause gönnen, bevor sie zurück in die Gastronomie kehren.

Ans Aufhören denken sie jedoch noch lange nicht. Auch wenn es noch keinen konkreten Plan gibt, wollen die beiden nach einer kurzen Pause wieder ins Gastrogeschäft zurückkehren. “Wir hatten elf Jahre keinen Sommer frei und hatten immer 6-Tage-Wochen. Wir wollen uns erst mal eine Ruhepause gönnen”, sagt Lehner. Diese verbringen sie in Barbara Herzigs Heimat in Niederösterreich. “Vielleicht werden wir dort irgendwann einmal einen Heurigen übernehmen.”